19 Februar 2010

Vom großen Obbos

In der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, da wünschten sich die Menschen ein Ende des ewigen Streits und eine allgemeine Ordnung.
Und siehe es entstand ein großer Obbos, und jeder diente seinem Gesetze, und es ward Frieden im Lande.
Doch dann besannen die Menschen sich, dass sie einmal hatten frei wünschen können und sie zogen zum Obbos und riefen: „Nieder mit dem Obbos! Weg mit dem Obbos!“
Und der Obbos zerbrach, und die Menschen berieten, wie sie so leben könnten, dass alle ihre Wünsche wahr würden und niemand darunter litte.
Fortsetzung folgt

Dem Wünschen ein Ende machen

In der Zeit, als das Wünschen noch gegolten hat, da wünschten die Menschen, wie es so ihre Art war, sich allerlei Böses. Sie wünschten dem anderen, dass er verstumme oder dass er zum Mond entflöge oder dass ihm der Bissen im Halse stecken bliebe.
Sie wünschten sich, dass ihre Zähne immer etwas zu kauen hätten und dass ihre Ohren nur hörten, was sie hören wollten. Und sie merkten, dass sie sich so gegenseitig immer nur unerträglicher machten.
So beschlossen sie endlich, dass ein Ende des Wünschens sein müsse. Und wer doch etwas wünsche, der solle schwer bestraft werden.
Fortsetzung folgt

14 Februar 2010

Gegenstände des Tags

Hammer, Zange, Nagel - von Grass als Fundsachen bedichtet und im Aquarell porträtiert.

Libretto der Kuetso-Periode, Handtrommeln mit Fächer- und Tigermotiven, No-Spiel.
Sie liegen bereit für ruhige Minuten, wenn Philosophie, die FDP oder Feldsalat keinen Anspruch erheben.
In den Internetfluss der Tags des Tages ein wenig Gegenständliches als Bild eingefügt.
(Fortsetzung folgt)

07 Februar 2010

Fortsetzung folgt

Dies Märchen von Peter Rühmkorf habe ich nicht gelesen. Es ist mir erzählt worden - Am Telefon. Und ich möchte es weiter erzählen für Sie zum Weitererzählen.
Ein grämlicher Diktator, der wie Platons Philosophenkönige die Dichter nicht mochte, beschloss, sie in seinem Reich verschwinden zu lassen, indem er ihnen Papier - das überholteste aller Medien - gab, auf dem sie die Geschichten niederschreiben sollten, die aus ihnen hervorbrachen. So wäre gesichert, dass sie sich nicht weiter verbreiteten.
Nun begab es sich aber, dass einer von ihnen, der an jenem Morgen wohl besonders verschlossen und wenig erzählfreudig ausgesehen hatte, nur zwei Blatt Papier erhielt. Er fing an zu schreiben, und am Ende des zweiten Blattes war seine Geschichte noch nicht zuende. So ging er auf den Markt, las den Anfang vor und erzählte sie weiter. Wie er im besten Erzählen war, kam die Polizei und löste die Versammlung auf. Da zog er weiter in den nächsten Ort, um sie zuende zu erzählen, und die, die das Ende hören wollten, zogen mit ihm. Wieder kam die Polizei, und wieder musste er weiterziehen. Inzwischen war die Zahl derer, die ihm folgten, so groß geworden und ihr Gesichtsausdruck so interessiert, dass er richtig Spaß bekam am Erzählen, und seine Geschichte, die er doch nur zum Ende hatte bringen wollen, spann sich fort. So zog er von Ort zu Ort, die Zahl der ihm Folgenden nahm zu (manche meinen, es seien sogar schon follower darunter gewesen), bis er schließlich zum Regierungssitz des Diktators kam.
Groß war die Menge, die ihm folgte, noch größer die Menge derer, die durch die Menge seiner Zuhörerschaft neugierig geworden, ihn auch hören wollten.
(Fortsetzung folgt)