17 Mai 2008

bestückt mit Kruppkanonen

Churchills The River War, sein Bericht über Kitcheners Feldzug von 1898 gegen den Nachfolger des Mahdi, verdeutlicht die Waffenungleichheit. Doch nahm Churchill damals selbst an der letzten britischen Kavallerieattacke in einer Schlacht (Omdurman) teil.
Von Georg Brunold übersetzt erscheint das Werk gegenwärtig unter dem beziehungsreichen Titel "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi" als Fortsetzungsroman in der FAZ.

12 Mai 2008

Apokalypseblindheit

Vor Apokalypseblindheit (das Wort hat Günter Anders geprägt) warnt der Sozialpsychologe Harald Welzer. Man dürfe über dem Blick auf die ökologischen Folgen des Klimawandels die sozialen, nämlich Krieg und Gewalt, die damit einhergehen werden, nicht unterschätzen.

10 Mai 2008

Bürgschaft oder: Zerrbild von Gerechtigkeit

Ein junger Mann hat einen alten erschlagen, weil der sein Pferd getötet hat.
Vor dem Richter bittet er um drei Tage Strafaufschub, weil er noch für seinen jüngeren Bruder zu sorgen habe. Als Bürgen benennt er einen alten Mann, der von ihm nichts weiß, als dass er ein Mörder ist und schön. Der übernimmt die Bürgschaft.
Als der junge Mann nicht zurückkommt, fordern die Kläger den Tod des Bürgen. Der Richter, immerhin als Kalif ein Nachfolger Mohammeds, scheint das zu akzeptieren, obwohl der Bürge einer der wenigen ist, die noch von Mohammed selbst für den Islam gewonnen worden sind.
Als der junge Mann dann doch zurückkommt, erlassen ihm die Kläger die Strafe. Der Kalif hat dazu weiter nichts zu sagen, als dass er sie lobt.
So erzählt in den Geschichten von Tausendundeine Nacht.

Die Ähnlichkeit, aber auch die großen Unterschiede zu der Überlieferung, die Schillers Ballade "Die Bürgschaft" zugrunde liegt, fällt auf, aber auch die Unterschiede.
Während bei Schiller der Tyrann durch Freundschaftstreue zu Menschlichkeit bewegt wird, deckt hier der Kalif, statt Recht zu sprechen, eine grobe Ungerechtigkeit.
Im Gang der Erzählung gilt die Sympathie dem Mörder, dem Bürgen und den Klägern. Am Kalifen wird keinerlei Kritik geübt.

01 Mai 2008

Häuslichkeit

Im Gesang vom Kindchen spricht Thomas Mann sich deutlicher über zwei Aspekte seiner künstlerischen Existenz aus als anderswo.
Zum einen sein Bedauern, nicht zu den Dichtern zu zählen. Schon als Jüngling habe er nach hymnischen Ergüssen über seine Gefühle sich gedrungen gefühlt, sie in Prosa sachlicher darzustellen.
Zum andern der Abstand, den er von anderen Menschen, selbst von der Familie, hält "er wandte im Innern hinweg sich, / Sorgend bedacht, seine Freiheit und Einsamkeit vor dem Leben ... zu bewahren") , um seine Kunstwelt zu bewahren, die ihm doch notwendig zum erfüllten Leben gehört: "Nicht Erfindung war Kunst mir: nur ein gewissenhaft' Leben".

Über seine vier Kinder sagt er deutlich:

All die Wirklichkeit, die mich umringte, [...]
Und so erschien sie als krauses Abenteuer dem Träumer,
Das er belustigt sich gefallen ließ, aber in Abwehr
Auch, nicht willens, sich dran zu verlieren, neugierige Kühle
Wahrend und oft gereizt, wenn es störend zudrang und lärmte.