Heinrich Mann zum 150. Geburtstag (Youtube)
Heinrich Mann ist nicht imstande, sich in die Gesellschaft zu integrieren, bleibt außen vor, findet keine Möglichkeit, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Kurz, er ist genau der Migrant, der selbst die Mindestanforderungen an einen Migranten der ersten Generation nicht erbringt.
Heinrich Mann: Professor Unrat
Thomas Mann ist anerkannt, verdient gut, ist Anlaufstation für die vielen, die nicht zurechtkommen. Dennoch hält es seine Kinder (die zweite Generation) nicht im Lande. Sie gehen nach Europa zurück.
Weshalb? Weil Thomas sein Deutschland stets mit sich trägt, sich als der Vorbilddeutsche empfindet, von dem die Nation lernen kann. Golo Mann geht zurück nach Deutschland, weil er fühlt, dass er nur dort die Möglichkeit hat, selbstbestimmt dem zu leben, was er als seine Berufung erkannt hat: Bücher zu schreiben. Auf Englisch hält er Vorlesungen, schreibt er Aufsätze, auch eine Rezension unter dem Namen von Thomas Mann, der nur einen Satz besteuert.
So gut er gesellschaftlich integriert ist, Thomas hindert seine Kinder daran, in den USA Wurzeln zu schlagen.
Vorgeschichte
Die Ausgangssituation
Heinrich, der Ältere, der Politische, der früh schon Sympathien für den Westen entwickelt.
Thomas, der als Juniorpartner mit Heinrich Italien bereist, der seine sexuelle Orientierung verbergen muss (Moral der Zeit).
Der Umschlag
Mit den Buddenbrooks legt Thomas das große Werk vor, das Heinrich nie erreichen kann.*
Thomas Mann ist anerkannt, verdient gut, ist Anlaufstation für die vielen, die nicht zurechtkommen. Dennoch hält es seine Kinder (die zweite Generation) nicht im Lande. Sie gehen nach Europa zurück.
Weshalb? Weil Thomas sein Deutschland stets mit sich trägt, sich als der Vorbilddeutsche empfindet, von dem die Nation lernen kann. Golo Mann geht zurück nach Deutschland, weil er fühlt, dass er nur dort die Möglichkeit hat, selbstbestimmt dem zu leben, was er als seine Berufung erkannt hat: Bücher zu schreiben. Auf Englisch hält er Vorlesungen, schreibt er Aufsätze, auch eine Rezension unter dem Namen von Thomas Mann, der nur einen Satz besteuert.
So gut er gesellschaftlich integriert ist, Thomas hindert seine Kinder daran, in den USA Wurzeln zu schlagen.
Vorgeschichte
Die Ausgangssituation
Heinrich, der Ältere, der Politische, der früh schon Sympathien für den Westen entwickelt.
Thomas, der als Juniorpartner mit Heinrich Italien bereist, der seine sexuelle Orientierung verbergen muss (Moral der Zeit).
Der Umschlag
Mit den Buddenbrooks legt Thomas das große Werk vor, das Heinrich nie erreichen kann.*
Als sie ins Exil gehen, Heinrich in Frankreich zwar unglücklich, aber noch in feinen Unterkünften.
Und dann die Flucht über die Pyrenäen. Den anderen Klotz am Bein, gezogen und geschoben. Das Leben gerettet.
In den USA
Thomas ist bekannt, anerkannt, wird von einer reichen und einflussreichen Mäzenin unterstützt, auch wenn sie ihm auf die Nerven geht.
Heinrich ist abgeschnitten von seinem literarischen Milieu, seine neusten Werke finden keinerlei Anerkennung. Geld bezieht er vor allem von der KPdSU, ist aber politisch naiv genug, zu glauben, dass es Tantiemen für den Verkauf seiner Werke in der Sowjetunion wären. Ist bald auf die Unterstützung seines Bruders angewiesen. Gerät durch seine alkoholsüchtige Frau immer wieder in Peinlichkeiten und Schwierigkeiten, kann aber ohne sie nicht sein.
Zu Thomas Manns Zeit in den USA Hubert Spiegel in der FAZ vom 28.11.18
Rezension der Th. Mann-Biographie von Hermann Kurzke
* Noch zu korrigieren: "Im April 1915 betätigte er sich abermals journalistisch, er beantwortete eine Umfrage der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet über Deutschland und den Weltkrieg. Nicht nur habe Deutschland den Krieg keineswegs gewollt, behauptete er, sondern sei gezwungen worden, ihn zu wollen, und die Frage, wer ihn angefangen habe, sei irrelevant, da niemand leugnen könne, dass der vor Kriegszustand Europas unhaltbar gewesen sei. Deutschland habe den Krieg begrüßt, da er Vorbote seines 'Dritten Reiches' sei, jener Synthese von Macht und Geist, die es immer erträumt hatte und die es aus der Zeit Bismarcks in eine neue Epoche, politische Erziehung, zu 'Humanität und Freiheit' führen werde. Sollte es besiegt werden, so könne es nicht rasten, bis die gegenwärtige Stellung gewonnen habe, der Friede sei Deutschland 'nur in seiner Selbstbehauptung und Selbsterfüllung' zu finden… ' auf jeden Fall wird Deutschland stehen, endgültig, bewiesen, anerkannt, und es werden die Völker mit ihm zu leben haben.' "(Prater: Thomas Mann Seite 143/144)
"Er [Robert Dell] glaubt allen Ernstes, dass Deutschland durch eine Niederlage zu revolutionieren, zu demokratisieren ist – er sieht nicht, dass die politische Ausprägung unserer bürgerlichen Freiheit, schon angebahnt, schon bestens unterwegs, nur im Frieden, jetzt nur nach dem Siege, dem gewissen, im Sinne der Konsequenz der Geschichte liegenden Siege Deutschlands, sich nach deutschem – nicht nach gallisch-radikalen – Geistesgesetzen vollenden kann; dass eine deutsche Niederlage das einzige Mittel wäre, uns und Europa in der Gesinnung zurückzuwerfen; das nach einer solchen Niederlage Europa vor dem deutschen 'Militarismus' nicht Ruhe nach Rast haben würde, bis Deutschland wieder da stünde, wo ist vor diesem Krieg stand; dass umgekehrt nur Deutschlands Sieg den Frieden Europas verbirgt. Man sieht das nicht. Man sieht in deutscher Art ein Barbarentum, dessen Kraft gewaltsam und ohne Ansehen der Mittel gebrochen werden muss." (Thomas Mann: Gedanken im Kriege, Politische Schriften und Reden, Bd. 2 Seite 19)
Faszinierend und erschreckend ist die Ablehnung der Entwicklung, die nachher Deutschland demokratsierte (Revolution), und die Vorausschau auf den Militarismus und das 'Dritte Reich' in dem es seine 'Selbstbehauptung und Selbsterfüllung' finde. Die grauenhafteste Entartung zum singulären Menschheitsverbrechen sieht er voraus und bezeichnet sie als 'Selbsterfüllung', das, was er seinen "deutschen Hörern" dann im Zweiten Weltkrieg von Amerika immer wieder vorhalten wird.
Und jetzt, wo es 1989/90 doch in Frieden Wirklichkeit geworden ist, nach 35 Jahren der Rückfall in Militarismus und Barbarei. Erstaunlich prophetisch und andererseits wiederum eine allgemeine Beschreibung menschlichen Wesens, wie es sich immer wieder manifestiert.
Zum Umfeld
Frido Mann (Wikipedia)
Frido Mann im Gespräch Interview mit Wolfgang Heim bei SWR1 Leute vom 28. Juli 2014
Thomas Mann war mein Retter Interview im Tagesspiegel vom 14. Dezember 2008
"Thomas Mann war als Elternersatz ein Retter für mich. Er hatte etwas Verlässliches, Liebes. Da war das Bewusstsein, dass man sich an den halten kann. In jeder Hinsicht das Gegenteil von meinem Vater."
Eckart Löhr: Im Anfang war die Quanteninformation. Rezension zu: Christine Mann, Frido Mann: "Es werde Licht", 2017"Thomas Mann war als Elternersatz ein Retter für mich. Er hatte etwas Verlässliches, Liebes. Da war das Bewusstsein, dass man sich an den halten kann. In jeder Hinsicht das Gegenteil von meinem Vater."
Frido u. Christine Mann u.a.: Im Lichte der Quanten
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