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07 Oktober 2012

Fernsehfassung von "Der Turm"

Tellkamps "Turm" hat mir imponiert. Den ersten Teil des Fernsehfilms fand ich so gehetzt,* so fern von der bei Tellkamp geschilderten Kulturbürgerlichkeit in der DDR, dass ich vom zweiten Teil nur das letzte Viertel angesehen habe. Das enthielt mehr Action und war insofern filmgerechter.
Tellkamp gefiel der Film gut. Er muss es ja wissen.

Der Vorzug des Films für mich: Wenn der Autor des Buches den Film gut fand, habe ich dann das Buch richtig gelesen? Das gibt einen Anstoß, in das Buch hineinzusehen. Vielleicht habe ich danach ja ein Interesse, den Film noch einmal zu sehen, damit ich ihn besser mit dem Buch vergleichen kann.

Interessant: Der Buchautor ist von der Darstellung seiner Schriftstellerin Judith Schevola durch eine Schauspielerin so beeinflusst, dass er glaubt, Abstand von ihr gewinnen zu müssen, um zu seiner ursprünglich intendierten Figur zurückzufinden.

*Harald Jähner in der FR vom 26.9.12 sieht auch den Abstand zwischen Buch und Film, doch wertet er ihn anders als ich:
"Trotz der enormen Straffungen hetzt der Film nicht durch die noch immer komplexe Geschichte der Familie Hoffmann und ihrer widrigen Erlebnisse in Schule, Militär, Krankenhaus und Verlagswesen, kurzum im Staat. Er muss ordentlich Tempo machen und findet trotzdem Zeit, die Charaktere aufzubauen und dem Zuschauer ans Herz zu legen – eine dramaturgische Leistung, die gar nicht kleinzureden ist."

Eins ist zuzugeben: Ein Urteil über den Film zu gewinnen - vielleicht ja ein falsches - ist sehr viel leichter, als den Roman einzuschätzen. Vielleicht verdrängt auch bei mir bald der Film den Roman. Meinem Urteil über den Roman täte das nicht gut.

Nachtrag:
In einem Interview mit Zeit online erklärt Tellkamp, er habe beim Ansehen des Films Tränen vergossen.

29 März 2009

Tellkamps Turm

Uwe Tellkamp: Der Turm:
Die Fahrt mit der Standseilbahn erinnert mich an das erste Kapitel von Musils "Mann ohne Eigenschaften". Dazu passend die vielen genau beschriebenen Wege durch das Viertel und nach und in Ostrom. Autoren als Zensoren. Der Alte vom Berg. (Dazu: Turm als Schlüsselroman)
Arbogast. Die ausführlich beschriebene naturwissenschaftlich angereicherte Pracht in historischem Stil. Das Ausfragen auf der Basis von vorherigen Erkundigungen. Ähnlich der Allwissenheit der Stasi. Die wilden Hunde. Der Schreck am Tor. Hier etwas von Kafkas Prozess, der sonst dem Bewilligungsgebäude mit seinen vielen buchstabenkodierten Abteilungen seine Schrecken leiht. Die Rechtfertigung der Niederwerfung des Prager Frühlings.
Christian als der Sympathieträger.
Stasi "Dialog über Kinder": "Wenn diese Kinder nun bestimmte Talente besitzen, wäre es doch fahrlässig für einen Vater, sie nicht zu fördern, so gut er kann." (S.257f.)
Flüstergespräche der Ehepaare auf der Straße, das Gelächter der Angst.
Die Karavelle (Wikipediaartikel: "Vorbild für das Haus „Karavelle“ sei die Jugendstilvilla, in der Uwe Tellkamp aufgewachsen ist"), Falter im Treppenhaus, Meno: "Laß uns ein wenig sehen üben." (S.270) - Freut sich Christian wirklich?