28 Februar 2012

Rede des toten Christus

Ich lag einmal an einem Sommerabende vor der Sonne auf einem Berge und entschlief. Da träumte mir, ich erwachte auf dem Gottesacker. Die abrollenden Räder der Turmuhr, die eilf Uhr schlug, hatten mich erweckt. Ich suchte im ausgeleerten Nachthimmel die Sonne, weil ich glaubte, eine Sonnenfinsternis verhülle sie mit dem Mond. Alle Gräber waren aufgetan, und die eisernen Türen des Gebeinhauses gingen unter unsichtbaren Händen auf und zu. An den Mauern flogen Schatten, die niemand warf, und andere Schatten gingen aufrecht in der bloßen Luft. In den offenen Särgen schlief nichts mehr als die Kinder. Am Himmel hing in großen Falten bloß ein grauer schwüler Nebel, den ein Riesenschatte wie ein Netz immer näher, enger und heißer herein zog. Über mir hört' ich den fernen Fall der Lauwinen, unter mir den ersten Tritt eines unermeßlichen Erdbebens. Die Kirche schwankte auf und nieder von zwei unaufhörlichen Mißtönen, die in ihr miteinander kämpften und vergeblich zu einem Wohllaut zusammenfließen wollten. Zuweilen hüpfte an ihren Fenstern ein grauer Schimmer hinan, und unter dem Schimmer lief das Blei und Eisen zerschmolzen nieder. Das Netz des Nebels und die schwankende Erde rückten mich in den Tempel, vor dessen Tore in zwei Gift-Hecken zwei Basilisken funkelnd brüteten. Ich ging durch unbekannte Schatten, denen alte Jahrhunderte aufgedrückt waren. – Alle Schatten standen um den Altar, und allen zitterte und schlug statt des Herzens die Brust. Nur ein Toter, der erst in die Kirche begraben worden, lag noch auf seinen Kissen ohne eine zitternde Brust, und auf seinem lächelnden Angesicht stand ein glücklicher Traum. Aber da ein Lebendiger hineintrat, erwachte er und lächelte nicht mehr, er schlug mühsam ziehend das schwere Augenlid auf, aber innen lag kein Auge, und in der schlagenden Brust war statt des Herzens eine Wunde. Er hob die Hände empor und faltete sie zu einem Gebete; aber die Arme verlängerten sich und löseten sich ab, und die Hände fielen gefaltet hinweg. Oben am Kirchengewölbe stand das Zifferblatt der Ewigkeit, auf dem keine Zahl erschien und das sein eigner Zeiger war; nur ein schwarzer Finger zeigte darauf, und die Toten wollten die Zeit darauf sehen.
[269] Jetzo sank eine hohe edle Gestalt mit einem unvergänglichen Schmerz aus der Höhe auf den Altar hernieder, und alle Toten riefen: »Christus! ist kein Gott?«
Er antwortete: »Es ist keiner.«
Der ganze Schatten jedes Toten erbebte, nicht bloß die Brust allein, und einer um den andern wurde durch das Zittern zertrennt.
Christus fuhr fort: »Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und rief: ›Vater, wo bist du?‹ aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermeßlichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren bodenlosen Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich. – Schreiet fort, Mißtöne, zerschreiet die Schatten; denn Er ist nicht!«
Die entfärbten Schatten zerflatterten, wie weißer Dunst, den der Frost gestaltet, im warmen Hauche zerrinnt; und alles wurde leer. Da kamen, schrecklich für das Herz, die gestorbenen Kinder, die im Gottesacker erwacht waren, in den Tempel und warfen sich vor die hohe Gestalt am Altare und sagten: »Jesus! haben wir keinen Vater?« – Und er antwortete mit strömenden Tränen: »Wir sind alle Waisen, ich und ihr, wir sind ohne Vater.«
Da kreischten die Mißtöne heftiger – die zitternden Tempelmauern rückten auseinander – und der Tempel und die Kinder sanken unter – und die ganze Erde und die Sonne sanken nach – und das ganze Weltgebäude sank mit seiner Unermeßlichkeit vor uns vorbei – und oben am Gipfel der unermeßlichen Natur stand Christus und schauete in das mit tausend Sonnen durchbrochne Weltgebäude herab, gleichsam in das in die ewige Nacht gewühlte Bergwerk, in dem die Sonnen wie Grubenlichter und die Milchstraßen wie Silberadern gehen.
Und als Christus das reibende Gedränge der Welten, den [270] Fackeltanz der himmlischen Irrlichter und die Korallenbänke schlagender Herzen sah, und als er sah, wie eine Weltkugel um die andere ihre glimmenden Seelen auf das Totenmeer ausschüttete, wie eine Wasserkugel schwimmende Lichter auf die Wellen streuet: so hob er groß wie der höchste Endliche die Augen empor gegen das Nichts und gegen die leere Unermeßlichkeit und sagte: »Starres, stummes Nichts! Kalte, ewige Notwendigkeit! Wahnsinniger Zufall! Kennt ihr das unter euch? Wann zerschlagt ihr das Gebäude und mich? – Zufall, weißt du selber, wenn du mit Orkanen durch das Sternen-Schneegestöber schreitest und eine Sonne um die andere auswehest, und wenn der funkelnde Tau der Gestirne ausblinkt, indem du vorübergehest? – Wie ist jeder so allein in der weiten Leichengruft des Alles! Ich bin nur neben mir – O Vater! o Vater! wo ist deine unendliche Brust, daß ich an ihr ruhe? – Ach wenn jedes Ich sein eigner Vater und Schöpfer ist, warum kann es nicht auch sein eigner Würgengel sein?.....
Ist das neben mir noch ein Mensch? Du Armer! Euer kleines Leben ist der Seufzer der Natur oder nur sein Echo – ein Hohlspiegel wirft seine Strahlen in die Staubwolken aus Totenasche auf euere Erde hinab, und dann entsteht ihr bewölkten, wankenden Bilder. – Schaue hinunter in den Abgrund, über welchen Aschenwolken ziehen – Nebel voll Welten steigen aus dem Totenmeer, die Zukunft ist ein steigender Nebel, und die Gegenwart ist der fallende. – Erkennst du deine Erde?«
Hier schauete Christus hinab, und sein Auge wurde voll Tränen, und er sagte: »Ach, ich war sonst auf ihr: da war ich noch glücklich, da hatt' ich noch meinen unendlichen Vater und blickte noch froh von den Bergen in den unermeßlichen Himmel und drückte die durchstochne Brust an sein linderndes Bild und sagte noch im herben Tode: ›Vater, ziehe deinen Sohn aus der blutenden Hülle und heb ihn an dein Herz!‹... Ach ihr überglücklichen Erdenbewohner, ihr glaubtIhn noch. Vielleicht gehet jetzt euere Sonne unter, und ihr fallet unter Blüten, Glanz und Tränen auf die Knie und hebet die seligen Hände empor und rufet unter tausend Freudentränen zum aufgeschlossenen Himmel [271] hinauf: ›auch mich kennst du, Unendlicher, und alle meine Wunden, und nach dem Tode empfängst du mich und schließest sie alle.‹ ... Ihr Unglücklichen, nach dem Tode werden sie nicht geschlossen. Wenn der Jammervolle sich mit wundem Rücken in die Erde logt, um einem schönern Morgen voll Wahrheit, voll Tugend und Freude entgegenzuschlummern: so erwacht er im stürmischen Chaos, in der ewigen Mitternacht – und es kommt kein Morgen und keine heilende Hand und kein unendlicher Vater! – Sterblicher neben mir, wenn du noch lebest, so bete Ihn an: sonst hast du Ihn auf ewig verloren.«
Und als ich niederfiel und ins leuchtende Weltgebäude blickte: sah ich die emporgehobenen Ringe der Riesenschlange der Ewigkeit, die sich um das Welten-All gelagert hatte – und die Ringe fielen nieder, und sie umfaßte das All doppelt – dann wand sie sich tausendfach um die Natur – und quetschte die Welten aneinander – und drückte zermalmend den unendlichen Tempel zu einer Gottesacker-Kirche zusammen – und alles wurde eng, düster, bang – und ein unermeßlich ausgedehnter Glockenhammer sollte die letzte Stunde der Zeit schlagen und das Weltgebäude zersplittern.... als ich erwachte.
Meine Seele weinte vor Freude, daß sie wieder Gott anbeten konnte – und die Freude und das Weinen und der Glaube an ihn waren das Gebet. Und als ich aufstand, glimmte die Sonne tief hinter den vollen purpurnen Kornähren und warf friedlich den Widerschein ihres Abendrotes dem kleinen Monde zu, der ohne eine Aurora im Morgen aufstieg; und zwischen dem Himmel und der Erde streckte eine frohe vergängliche Welt ihre kurzen Flügel aus und lebte, wie ich, vor dem unendlichen Vater; und von der ganzen Natur um mich flossen friedliche Töne aus, wie von fernen Abendglocken.

27 Februar 2012

Albanos Fehler: Er sagt seine Meinung

Ich weiß nicht, ob viele Leser den Fehler möglich finden werden, den er jetzt wirklich beging. Die Ministerin war im Gespräche sehr natürlich – durch Liane und Roquairol – auf den Satz geraten, daß Kindern keine Schule nötiger sei als die der Geduld, weil entweder der Wille in der Kindheit gebrochen werde oder im Alter das Herz. Ach sie und ihre Tochter knieten ja selber[174] voll Geduld vor dem beladenden Schicksale oder auch vor dem bewaffneten; wiewohl die Mutter mit einer frommen, die mehr an den Himmel als auf die Wunde sah, Liane mit einer liebenden, die sich in neue Leiden wie in alte Krankheiten ergibt, wie eine Königin am Krönungstage in die Schmerzen und Friktionen des schweren Juwelenputzes und wie ein Kind, das die Wundenmale süß verschläft und süßer verträumt. – Aber Zesara, der gleich dem Wolfe schon den Klang einer Kette floh und gegen jede, von den leichten Panster- und Ritterketten an bis zu den schweren Hafenketten, die den Jünglingen die Fahrt ins arbeitende Meer verhängen, erbittert ansprengte, konnte sich nicht halten, zumal mit diesem Herzen voll Bewegungen, in zu großer zu sagen: »Der Mensch soll sich wehren – lieber will ich auf dem regen Schlachtfelde freiarbeitend alle Adern ausgießen als einen Tropfen daraus über die Folterleiter angebunden.« – »Die Geduld« (sagte die Ministerin voll davon) »streitet und siegt auch, aber im Herzen.« – »Lieber Graf,« (sagte Augusti, nicht bloß auf die Arria anspielend) »die Weiber müssen noch immer zu den Männern sagen: es schmerzet nicht!«
(6. Jobelperiode, 34. Zykel)

Die zehn Verfolgungen des Lesers

Es ist nicht zufällig, dass die Blütenlesen aus dem Titan hier die erzählende Darstellung zu überwuchern drohen. Jean Paul war sich dieser Eigenart seines Schreibens wohl bewusst:

Heischesätze – Apophthegmen – Philosopheme – Erasmische Adagia – Bemerkungen von Rochefoucauld, von La Bruyere, von Lavater ersinn' ich in einerWoche unzählige und mehrere, als ich in sechs Monaten loszuwerden und als Einschiebeessen in meinen biographischen petits soupers wegzubringen imstande bin. So läuft der Lotto-Schlagschatz meiner ungedrucktenManuskripte täglich höher auf, je mehr ich dem Leser Auszüge und Gewinstegedruckter daraus gönne.

Nichts fegt und siebt unsere Vorzüge und Liebhabereien besser durch als eine fremde Nachahmung derselben. Für ein Genie sind keine schärfere Poliermaschinen und Schleifscheiben vorhanden als seine Affen.

Es ist dem Menschen leichter und geläufiger, zu schmeicheln als zu loben.

In den Jahrhunderten vor uns scheint uns die Menschheit heran zuwachsen, in denen nach uns abzuwelken, in unserm herrlich blühend aufzuplatzen: so scheinen uns nur die Wolken unsers Scheitelpunktes gerade zu gehen, die einen vor uns steigen vom Horizonte herauf, die andern hinter uns ziehen gekrümmt hinab.

Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsre Freuden, sondern weil unsre Hoffnungen aufhören.

Das Alter der Weiber ist trüber und einsamer als das der Männer: darum schont in jenen die Jahre, die Schmerzen und das Geschlecht! – Überhaupt gleicht das Leben oft dem Fang-Baume mit aufwärtsgerichteten Stacheln, an welchem der Bär leicht hinauf zum Honig-Köder klettert, wovon er aber unter lauter Stichen wieder zurückrutschet.

Habt Mitleiden mit der Armut, aber noch hundertmal mehr mit der Verarmung! Nur jene, nicht diese macht Völker und Individuen besser.

Liebe vermindert die weibliche Feinheit und verstärkt die männliche.

Wenn zwei Menschen im schnellen Umwenden mit den Köpfen zusammenstoßen: so entschuldigt sich jeder voll Angst und denkt, nur der andre habe den Schmerz und nur er selber die Schuld. (Nur ich exkusiere mich ganz unbefangen, eben weil ich aus meinen Verfolgungen weiß, wie der andre denkt.) Wollte Gott, wir kehrtens bei moralischen Stößen nicht um!

Der hintergangene bedeckte und vom Trauerschleier zum Leichenschleier lebende Mensch glaubt, es gebe kein Übel weiter als das, was er zu besiegen hat; und vergisset, daß nach dem Siege die neue Lage das neue mitbringe. Daher geht – wie vor schnellen Schiffen ein Hügel aus Wasser vorschwimmt und eine nachgleitende Wellengrube hinter ihm zuschlägt – immer vor uns her ein Berg, den wir zu übersteigen hoffen, und hinter uns nach eine Tiefe, aus der wir zu kommen glauben.

Blütenlese aus Jean Pauls Titan II

Schmachtend drückt' er die kalten steinernen Glieder einer kolossalischen Statue an seine brennenden Adern an, und Tränen der vergeblichen Sehnsucht überquollen sein schönes Angesicht, während die warmen Töne der welschen Nachtigallen, die von dem Ufer und der Insel gegeneinanderschlugen, mit linden Vampyrenzungen das Herz wundsogen. – – Ach wenn du einmal geliebt wirst, glühender Jüngling, wie wirst du lieben! – Er weckte, im Durste nach einer warmen sprechenden Seele, seinen Schoppe auf und zeigte ihm die Flucht. Aber indem dieser irgend etwas Tröstendes sagte, schauete Albano unverwandt dem grauen Punkte des Fahrzeugs nach und hörte [...]

die wenigsten Menschen begreifen, daß man nur mit den wenigsten Menschen (mit keiner Visiten-Armee), eigentlich nur mit zweien, mit dem innigsten und ähnlichsten Freunde und mit der Geliebten, spazieren gehen könne.

Wahrlich ich will ebenso gern im Angesichte des Hofes am Geburtstage der Fürstin zu einer Liebeserklärung öffentlich niederknien als – denn man zeige mir doch den Unterschied – zwischen einem langen Vor- und Nachtrabe das trunkne Auge auf dich, Natur, meine Geliebte, heften. -

Man wird es aus der ersten Jobelperiode nicht behalten haben – weils in einer Note stand –, daß Alban niemals nach Pestitz durfte, und zwar aus sehr guten Gründen, die dem Ritter allein bekannt sind, aber nicht mir.

Albine von Wehrfritz, die Gemahlin, versprach alles hoch und teuer; sie konnte sich den Evangelisten Markus und Johannes gleichsetzen, weil ihr heftiger Mann die Gesellschafts-Tiere beider, die Tierkönige Löwe und Adler, öfters repräsentierte, so wie sich manche andere Gattin in Hinsicht ihrer Begleitung mit dem Lukas vergleichen mag und meine mit dem Matthäus

Zugvogel hinter dem Sanggitter der Brust

Wie die meisten Schullehrer glaubt' er so lange die feinste Lebensart zu haben, als er sie dozierte und die gröbste bekriegte – ebensolange schätzt' er sie ungemein, so wie den Putz –; wurd' er aber in beiden besiegt, so mußt' er sie von Herzen verachten. Es bracht' ihn wieder auf die Beine, daß er den Exerzitienmeister im stillen bei sich gegen beide Katos und die homerischen Heroen hielt, die nicht viel besser aßen wie Schweine, und daß er so den Wiener an einen Schandpfahl anband und ihn daran mit der einen Hand wacker drasch, indes er mit der andern über ihm die Schandglocke läutete

manche Eltern erbauen in jedem fremden Zimmer Rauchopferaltäre für dasselbe Kind, das sie im eignen wie Wein und Bienen schwefeln.


Die Weiber gleichen dem Pater Lodoli, der (nach Lambergs Tagebuche) nichts so mied als das Wörtchen Ja; wenigstens sagen sie es erst nach dem Nein.


für Leute wie ich ist das Landleben der Honig, worin sie die Pille des Stadtlebens einnehmen; Falterle hingegen brachte das bittre Landleben nicht ohne die Versilberung des Stadtlebens hinunter;

Denn der phantasiereiche Roquairol hatte mit dem Selbstschusse des 13ten Jahres das ganze weibliche Geschlecht salutiert und gewonnen und sich zum Opferpriester aus einem Opfertiere gemacht und zum Regisseur des ans Liebhabertheater gestoßenen Liebhaberinnentheater, [...]
Plötzlich wurde unser Zesara, der in die Jahre trat, wo der Gesang der Dichter und der Nachtigallen tiefer in die aufgeweichte Seele quillt, ein anderer Mensch. Er wurde stiller und wilder zugleich, sanfter und aufbrausender, wie er denn einmal einem unter Prügeln schreienden Hunde im wildesten Harnische zu Hülfe lief
Es gibt ja nichts Reineres und Wärmeres als unsere erste Freundschaft, unsere erste Liebe, unser erstes Streben nach Wahrheiten, unser erstes Gefühl für die Natur; wie Adam werden wir erst aus Unsterblichen Sterbliche; wie Ägypter werden wir früher von Göttern als Menschen regiert; –
Albano, ich will dein stilles, dicht verhangenes Herz aufdecken und aufschließen, damit wir alle darin Lianens Heiligenbild, die aufschwebende Raffaels-Marie, aber, wie Heiligengestalten in der Leidenswoche, hinter dem Schleier hängen sehen, den du bebend wegziehest, um es anzubeten, wenn du die Andachtsbücher – die Romane – aufschlägst und wenn du darin die Gebete antriffst, die deiner Heiligen gehören.
Ein Pfingsten, wie ichs jetzt beschreiben will, Albano, trifft man außer in der Apostelgeschichte wohl in keiner an als in deiner! –

26 Februar 2012

Jean Paul: Titan

Der Zugang zu Jean Pauls Werk ist für die Mehrheit der heutigen Leser vermutlich nicht leicht.
Deshalb habe ich zunächst mit kleinen Häppchen begonnen und werde auf einige Zeit so fortfahren. Jeder, der den Zugang gefunden hat, wird von selbst merken, wann ihm die Häppchenwirtschaft nicht mehr genug ist, und an die Werke selbst gehen.
Der Titan ist unter Jean Pauls Werken eins der übersichtlicheren und relativ wenig von Abschweifungen geprägt, auch wenn der Jean Paul ungewohnte Leser das bei einzelnen Passagen vielleicht nicht so recht glauben mag.

Dass ich erst so spät damit rausrücke, was meines Erachtens vom Titan zu halten sei, habe ich übrigens von Jean Paul übernommen, der erst am Ende der ersten Jobelperiode in der 9. Zykel sein "Antrittsprogramm des Titans" vorlegt. Dort heißt es u.a.:
Die erste Namenerklärung, welche die Jobelperiode angeht, treff' ich schon bei dem Stifter der Periode, dem Superintendent Franke, an, der sie für eine von ihm erfundne Ära oder Zeitsumme von 152 Zykeln erklärt, deren jeder seine guten 49 tropischen Mondsonnenjahre in sich hält. Das Wort Jobel setzt der Superintendent voran, weil in jedem siebenten Jahre ein kleines, und in jedem siebenmal 7ten oder 49sten ein großes Jobel-, Schalt-, Erlaß-, Sabbats-oder Hall-Jahr anbrach, wo man ohne Schulden, ohne Säen und Arbeiten und ohne Knechtschaft lebte. Glücklich genug wend' ich, wie es scheint, diesen Jobelnamen auf meine historischen Kapitel an, welche den Geschäftsmann und die Geschäftsfrau in einem sanften Zykel voll Frei-, Sabbats-, Erlaß-, Hall- und Jobelstunden herumführen, worin beide nicht zu säen und zu bezahlen, sondern nur zu ernten und zu ruhen brauchen; [...]
Aber unter dem Komponieren der Geschichte muß ein Autor auch darauf auslaufen, daß sie nicht nur keine wahre Personen treffe und verrate, sondern auch keine falsche und gar niemand. Eh' ich z.B. für einen schlimmen Fürsten einen Namen wähle, seh' ich das genealogische Verzeichnis aller regierenden und regierten Häupter durch, um keinen Namen zu brauchen, den schon einer führt; so werden in Otaheiti sogar die Wörter, die dem Namen des Königs ähnlich klingen, nach seiner Krönung ausgerottet und durch andere vergütet. Da ich sonst gar keine jetzt lebende Höfe kannte: so war ich nicht imstande, in den Schlacht- und Nachtstücken, die ich von den Kabalen, dem Egoismus und der Libertinage biographischer Höfe malte, es so zu treffen, daß Ähnlichkeiten mit wirklichen geschickt vermieden wurden; ja für einen solchen Idioten wie mich war es sogar ein schlechter Behelf, oft den Machiavell vor sich hinzulegen, um mit Zuziehung der französischen Geschichte durch das Malen nach beiden den Anwendungen wenigstens auf Länder zu wehren, in denen nie ein Franzos oder ein Welscher den Einfluß gehabt, den man sonst beiden auf andere deutsche beimisset; so wie Herder gegen die Naturforscher, welche gewisse mißgestaltete Völker aus Paarungen mit Affen ableiten, die sehr gute Bemerkung macht, daß die meisten Ähnlichkeiten mit Affen, der zurückgehende Schädel der Kalmucken, die abstehenden Ohren der Pevas, die schmalen Hände in Karolina, gerade in Ländern erscheinen, wo es gar keine Affen gibt. Wie gesagt, auffallende Unähnlichkeiten wollten mir nicht gelingen; jetzt hingegen ist jeder Hof, um welchen meine Legations-Flottille schifft, mir bekannt und also vor Ähnlichkeiten gedeckt, besonders jeder, den ich schildere, der flachsenfingische, der hohenfließische etc. Die Theatermaske, die ich in meinen Werken vorhabe, ist nicht die Maske des griechischen Komödianten, die nach dem Gesichte des verspotteten Individuums gebosselt war, sondern die Maske des Nero, die, wenn er [S.68] eine Göttin auf dem Theater machte, seiner Geliebten ähnlich sah, oder wenn er einen Gott spielte, ihm selber.
(Jean Paul: Titan, 1. Jobelperiode, 9.Zykel, S.67/68)

25 Februar 2012

Nächtliche Gesichte

Albano Zesara übernachtet im Freien, da kommt ein Mönch aus dem Orden, dessen Mitglieder sich Väter des Todes nennen, auf ihn zu:
»Ich bin ein Zahuri und komme aus Spanien von deiner Schwester; ich sehe die Toten unten in der Erde und weiß es voraus, wenn sie erscheinen und reden. Ich aber sehe ihr Erscheinen über der Erde nicht und hör' ihr Reden nicht.« Hier blickte er den Jüngling scharf an, dessen Züge plötzlich starrer und länger wurden; denn eine Stimme, wie eine weibliche bekannte, fing über seinem Haupte langsam an: »Nimm die Krone, nimm die Krone – ich helfe dir.« Der Mönch fragte: »Ist der Abendstern schon hinunter? Spricht es mit dir?« – Zesara blickte in die Höhe und konnte nicht antworten; die Stimme aus dem Himmel sprach wieder und dasselbe. Der Mönch erriet es und sagte: »So hat dein Vater deine Mutter aus der Höhe gehöret, als er in Deutschland war; aber er ließ mich lange in Fesseln legen, weil er dachte, ich täusche ihn.« […]
aber wie griff der Schauder in seine innersten Fibern, da nicht nur die Stimme über ihm wieder rief: »Liebe die Schöne, die ich dir zeige, ich helfe dir«, sondern da er auch gegen die Terrasse hin eine weibliche Gestalt sich bis an das Herz aus den tiefsten Wellen mit langen kastanienbraunen Haaren und schwarzen Augen und mit einem glänzenden Schwanenhals und mit der Farbe und Kraft des reichsten Klimas, wie eine höhere Aphrodite, heben sah. Aber in wenig Sekunden sank die Göttin wieder in die Wogen zurück, und die Geisterstimme lispelte oben fort: »Liebe die Schöne, die ich dir zeigte.« [...]
Eine Minute lang taumelte Alban, und ihm kam es vor, als sei der Garten und der Himmel und alles eine weichende aufgelösete Nebelbank, als geb' es nichts, als hab' er nicht gelebt. Diesen arsenikalischen Qualm blies auf einmal von der erstickenden Brust der Atem des Bibliothekar Schoppe, der lustig zum Schlaffenster herauspfiff; jetzt wurde sein Leben wieder warm, die Erde kam zurück, und das Dasein war. Schoppe, der vor Wärme nicht schlafen konnte, stieg herunter, um sich auch auf die zehnte Terrasse zu betten. Er sah an Zesara ein heftiges inneres Wogen, aber er war schon daran gewöhnt und forschte nicht.


8. Zykel
Nicht von Vernünfteleien, sondern von Scherzen schmilzt leicht das Eis in unserem stockenden Räderwerke. Nach einer gesprächigen Stunde war dem Jünglinge nicht viel mehr davon übrig als eine ärgerliche Empfindung und eine frohe; jene darüber, daß er den Mönch nicht bei der Kutte genommen und dem Ritter vorgeführt; und die frohe über die hohe weibliche Gestalt und selber über die Aussicht in ein Leben voll Abenteuer. Gleichwohl fuhren, wenn er die Augen schloß, Ungeheuer voll Flügel, Welten voll Flammen und ein tiefes wogendes Chaos um seine Seele. [...]
Endlich gingen in der Kühle der Nachmitternacht seine müden Sinnen näher fortgezogen und auseinanderfallend dem Magnetberg des Schlummers zu; – aber welcher Traum kam ihm auf diesem stillen Berge nach! »Er lag« (so träumte ihm) »auf dem Krater des Hekla. Eine aufdrängende Wassersäule hob ihn mit sich empor und hielt ihn auf heißen Wellen mitten im Himmel fest. Hoch in der Äthernacht über ihm streckte sich ein finsteres Gewitter, wie ein langer Drache, von verschlungnen Sternbildern aufgeschwollen, aus; nahe darunter hing ein helles Wölkchen, vom Gewitter gezogen – durch den lichten Nebel des Wölkchens quoll ein dunkles Rot entweder von zwei Rosenknospen oder von zwei Lippen und ein grüner Streif von einem Schleier oder von einem Ölzweige und ein Ring von milchblauen Perlen oder von Vergißmeinnicht – endlich zerfloß ein wenig Duft über dem Rot, und bloß ein offnes blaues Auge blickte unendlich mild und flehend auf Albano nieder; und er streckte die Hände aus nach der umwölkten Gestalt, aber die Wassersäule war zu niedrig. Da warf das schwarze Gewitter Hagelkörner, aber sie wurden im Fallen Schnee und dann Tautropfen und endlich im Wölkchen silbernes Licht, und der grüne Schleier wallte erleuchtet im Dunst. Da rief Albano: Ich will alle meine Tränen vergießen und die Säule aufschwellen, damit ich dich erreiche, schönes Auge! – Und das blaue Auge wurde feucht von Sehnen und sank vor Liebe zu. Die Säule wuchs brausend, das Gewitter senkte sich und drückte das Wölkchen voraus, aber er konnt' es nicht berühren. Da riß er seine Adern auf und rief: Ich habe keine Tränen mehr, Geliebte, aber all' mein Blut will ich für dich vergießen, damit ich dein Herz erreiche. Unter dem Bluten drang die Säule höher und schneller auf – der weite blaue Äther wehte und das Gewitter verstäubte und alle verschlungnen Sterne traten mit lebendigen Blicken heraus – das flatternde freie Wölkchen schwebte blitzend zur Säule nieder – das blaue Auge tat sich in der Nähe langsam auf und schneller zu und hüllte sich tiefer in sein Licht; aber ein leiser Seufzer sagte in der Wolke: Zieh mich in dein Herz! – O da schlang er die Arme durch die Blitze und schlug den Nebel weg und riß eine weiße Gestalt, wie aus Mondlicht gebildet, an die Brust voll Glut – Aber ach der zerrinnende Lichtschnee entwich den heißen Armen – die Geliebte verging und wurde eine Träne und die warme Träne drang durch seine Brust und sank in sein Herz und brannte darin und es rann auseinander und wollte vergehen« ... Da schlug er die Augen auf. Aber – welches überirdische Erwachen! – Das weiße ausgeleerte Wölkchen, mit Gewittertropfen befleckt, hing, auf ihn hereingebückt, noch am Himmel – – – es war der helle, liebend-nahe über ihn hereingesunkne Mond. Er hatte sich im Schlafe verblutet, weil sich darin die Binde von der Wunde des Armes durch das heftige Bewegen desselben verschoben hatte. [...]
Schmachtend drückt' er die kalten steinernen Glieder einer kolossalischen Statue an seine brennenden Adern an, und Tränen der vergeblichen Sehnsucht überquollen sein schönes Angesicht, während die warmen Töne der welschen Nachtigallen, die von dem Ufer und der Insel gegeneinanderschlugen, mit linden Vampyrenzungen das Herz wundsogen. – – Ach wenn du einmal geliebt wirst, glühender Jüngling, wie wirst du lieben! – Er weckte, im Durste nach einer warmen sprechenden Seele, seinen Schoppe auf und zeigte ihm die Flucht. Aber indem dieser irgend etwas Tröstendes sagte, schauete Albano unverwandt dem grauen Punkte des Fahrzeugs nach und hörte nichts. - [...]


9. Zykel
[...] die wenigsten Menschen begreifen, daß man nur mit den wenigsten Menschen (mit keiner Visiten-Armee), eigentlich nur mit zweien, mit dem innigsten und ähnlichsten Freunde und mit der Geliebten, spazieren gehen könne.
Wahrlich ich will ebenso gern im Angesichte des Hofes am Geburtstage der Fürstin zu einer Liebeserklärung öffentlich niederknien als – denn man zeige mir doch den Unterschied – zwischen einem langen Vor- und Nachtrabe das trunkne Auge auf dich, Natur, meine Geliebte, heften. –
(Jean Paul: Titan, 1. Band, 1. Jobelperiode, Zykel 7-9)

24 Februar 2012

Ritzen ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts

Jetzt ergriff ihn jenes Fieber der jungen Gesundheit, worin ihm allemal war, als schlage in jedem Gliede ein besonderes Herz – die Lunge und das Herz von Blute schwer und voll – der Atem ist heiß wie ein Harmattanwind – und das Auge trübe in seiner eignen Lohe – und die Glieder sind müde vor Kraft. In dieser Überfüllung der elektrischen Wolke hatt' er einen besonderen Trieb nach Zertrümmern. Er half sich jünger oft, daß er Felsenstücke an den Gipfel wälzte und niederrollen ließ; oder daß er im Galopp so lange lief, bis der Atem – länger wurde, oder am gewissesten dadurch, daß er sich (wie er von Kardan gehört hatte) mit einem Federmesser Schmerzen und sogar kleine Verblutungen erregte. – Selten gewinnen gewöhnliche, und noch seltener ungewöhnliche Menschen die volle, mit allen Zweigen blühende Jugend des Leibes und Geistes; aber desto prangender trägt dann eine Wurzel einen ganzen Blumengarten.  [...]
O war denn nun die Stelle nicht geheiligt und auf ihr seine überwältigende Sehnsucht nicht entschuldigt, die er heute so lange gehabt, die schöne Armwunde dem tobenden und quälenden Blute aufzumachen? Er ritzte sich, aber zufällig zu tief, und mit einem schönen kühlen Heben seines leichter atmenden Wesens sah er der roten Quelle seines Armes in der Abendsonne zu und wurde wie nach abgefallnen Bürden leichter – nüchtern – still – und weich. Er dachte an die verschwundne Mutter, deren Liebe nun ewig unvergolten blieb – ach er hätte dieses Blut gern für sie vergossen –; und nun quoll heißer als je in seiner Brust die Liebe für den kränklichen Vater auf: o komme bald, sagte sein Herz, ich will dich so unaussprechlich lieben, du lieber Vater!

Blütenlese aus Jean Pauls Titan I

Man hat allemal gelebt und genug gelebt, man sterbe, wenn man will.
Endlich hing die zerlegte Morgenröte als eine Fruchtschnur von Hesperidenäpfeln um die fernen Kastaniengipfel.
So mußte wohl Cesara am heitern duldenden Lehrer, auf dessen beiden Gesetztafeln nur stand: Freude und Maß!, recht innig hängen, noch inniger als an den – Tafeln selber.



Sich unaussprechlich-hinübersehnend blickte er jetzt nach den Tempeltoren Deutschlands, nach den Alpen –

O da alle Erfahrungen so teuer sind, da sie uns entweder unsere Tage kosten oder unsere Kräfte oder unsere – Irrtümer

23 Februar 2012

Himmel und Erde

Der Traum der Wahrheit

»Aphrodite, Aglaja, Euphrosyne und Thalia sahen einst in das irdische Helldunkel hernieder und, müde des ewig heitern, aber kalten Olympos, sehnten sie sich herein unter die Wolken unserer Erde, wo die Seele mehr liebt, weil sie mehr leidet, und wo sie trüber, aber wärmer ist. Sie hörten die heiligen Töne heraufsteigen, mit welchen Polyhymnia unsichtbar die tiefe bange Erde durchwandelt, um uns zu erquicken und zu erheben; und sie trauerten, daß ihr Thron so weit abstehe von den Seufzern der Hülflosen.
Da beschlossen sie, den Erdenschleier zu nehmen und sich einzukleiden in unsere Gestalt. Sie gingen von dem Olympos herab; Amor und Amorinen und kleine Genien flogen ihnen spielend nach, und unsere Nachtigallen flatterten ihnen aus dem Mai entgegen.
– Aber als sie die ersten Blumen der Erde berührten und nur Strahlen und keine Schatten warfen: so hob die ernste Königin der Götter und Menschen, das Schicksal, den ewigen Zepter auf und sagte: der Unsterbliche wird sterblich auf der Erde, und jeder Geist wird ein Mensch ! –
Da wurden sie Menschen und Schwestern und nannten sich Luise, Charlotte, Therese, Friederike; die Genien und Amorinen verwandelten sich in ihre Kinder und flogen ihnen in die Mutterarme, und die mütterlichen und schwesterlichen Herzen schlugen voll neuer Liebe in einer großen Umarmung. Und als die weiße Fahne des blühenden Frühlings flatterte – und menschlichere Thronen vor ihnen standen – und als sie, von der Liebe, der Harmonika des Lebens, selig-erweicht, sich und die glücklichen Kinder anblickten und verstummten vor Lieb' und Seligkeit: so schwebte unsichtbar Polyhymnia vorüber und erkannte sie und gab ihnen Töne, womit das Herz Lieb' und Freude sagt und gibt....«
[…]
1. Jobelpriode 1. Zykel
An einem schönen Frühlingsabend kam der junge spanische Graf von Cäsara mit seinen Begleitern Schoppe und Dian nach Sesto, um den andern Morgen nach der borromäischen Insel Isola bella im Lago maggiore überzufahren. Der stolz-aufblühende Jüngling glühte von der Reise und von dem Gedanken an den künftigen Morgen, wo er die Insel, diesen geschmückten Thron des Frühlings, und auf ihr einen Menschen sehen sollte, der ihm zwanzig Jahre lang versprochen worden. 

[...]
35. Jobelperiode 146. Zykel
»Ich kenne dich, heiliges Wesen«, sagte Albano und drückte Schwester und Braut an eine Brust. – Und aus allen weinte nur ein freudetrunknes Herz. »O ihr Eltern,« (betete die Schwester) »o du Gott, so segne sie beide und mich, damit es so bleibe!« Und da sie gen Himmel sah, als die Liebenden im kurzen heiligen Elysium des ersten Kusses wohnten, so blickten unzählige Unsterbliche aus der blauen tiefen Ewigkeit – die fernen Töne und die milden Strahlen verwoben sich ineinander – und das schlummernde Reich des Mondes erklang – »schauet auf zum schönen Himmel,« (rief die freudentrunkne Schwester den Liebenden zu) »der Regenbogen des ewigen Friedens blüht an ihm, und die Gewitter sind vorüber, und die Welt ist so hell und grün – wacht auf, meine Geschwister!« –

09 Februar 2012

Zur Aufgabe dieses Blogs

Dieser Blog ist mein Lektüretagebuch für literarische Texte, freilich nur, so weit ich Zeit und Lust habe, es im Internet zu führen.
Im Internet steht das Tagebuch und relativ reichlich verlinkt ist es, weil ich darauf spekuliere, dass es manchen anregen könnte, einen Text zu lesen, den er sonst nicht lesen würde, oder wenigstens hineinzuschnuppern.

Darüber hinaus dient der Blog aber auch der Vorbereitung von Buchbesprechungen in anderen Publikationen. Außerdem dient er auch als Textausschnittsammlung für Artikel im ZUM-Wiki. Dies zum einen, damit die dortigen Artikel nicht zu lang werden, zum anderen, weil es arbeitsaufwändiger ist, sinnvoll formatiert in ein Wiki zu schreiben als in einen Blog.

Ich erwähne das, weil sich mancher wohl gewundert hat, dass mein Artikel über "Die Ahnen" immer wieder gelöscht wurde und danach praktisch gleichlautend unter einem neuen Datum erschien.
Weshalb das?
Im ZUM-Wiki-Artikel "Die Ahnen" wird unter dem Link Textausschnitte aus den Einzelromanen auf den Tag "Die Ahnen" verlinkt. Daher sollte an der obersten Stelle nicht der Text zu den Ahnen stehen, den ich zufällig zuletzt verfasst habe, sondern der, der in die gesamte Romanfolge einführt.

Gustav Freytag: Die Ahnen

Gustav Freytag war Literaturwissenschaftler, politischer Journalist, Liberaler und insofern Bismarckkritiker, Dramatiker, Dramentheoretiker, Romancier mit seinem Kaufmannsroman "Soll und Haben", Kulturhistoriker ("Bilder aus der deutschen Vergangenheit") und hat es unternommen, in seinem historischen Roman "Die Ahnen" die germanisch-deutsche Geschichte am Beispiel der Mitglieder einer Familie von der Zeit der Völkerwanderung bis nahe an seine Gegenwart darzustellen.

Dabei beginnt er mit dem Vandalen Ingo aus königlicher Familie, der in Thüringen ein kleines Königreich gründet und endet im bürgerlichen Milieu.
"Freytag beschreibt eine eindeutige historische Entwicklung von der Völkerwanderung bis hin zum "bürgerlich-patriarchalischen Idyll" (Jahn, Werner: Der geschichtliche Fortschritt im bürgerlichen historischen Roman des zwanzigsten Jahrhunderts; Rostock 1958, S.39). Für ihn ist es nur konsequent, wenn die Handlung vor der Revolution von 1848 endet. Der Bürger im wilhelminischen Deutschland ist zufrieden. Man darf allerdings nicht die Rolle dieses Bürgers dem Adel gegenüber unterschätzen. Selbstbewußt und fast gleichgestellt verhandelt der Kaufmann Markus König mit dem Hochmeister des deutschen Ritterordens, Albrecht von Brandenburg. Und gerade mit den "Ahnen" erstellt Freytag seinen bürgerlichen Helden des 19.Jahrhunderts einen Stammbaum bis hin zum vandalischen Königshaus; auf eine derartig lange und noble Ahnenreihe können weder Hohenzollern noch Habsburg zurückblicken (Hartmut Eggert ("Studien zur Wirkungsgeschichte des deutschen historischen Romans 1850-1875, S.202f.) kritisiert gerade die Demonstration des historischen Fortschritts an der Entwicklung eines Geschlechts). [...]
Ein Ergebnis dieser versuchten Objektivierung ist, daß Freytag fast ganz auf die übliche Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet; die Feinde, ob es sich um arabische Moslems während der Kreuzzüge oder um einen napoleonischen Offizier handelt, werden mit viel Verständnis und auch Sympathie beschrieben. Dem Roman fehlt völlig die Aggressivität die spätere völkisch-konservative Romane auszeichnet." Frank Westenfelder: "Genese, Problematik und Wirkung nationalsozialistischer Literatur am Beispiel des historischen Romans zwischen 1890 und 1945" Frankfurt, Bern, New York, Paris 1989 - Abschnitt II,2 zu Freytag: Die Ahnen

Die Einzelerzählungen oder -romane des Gesamtromans sind auf diesem Blog schon früher vorgestellt worden und können unter dem zusammenfassenden Link "Die Ahnen" aufgerufen werden.
Recht ausführliche Selbstzeugnisse Freytags zu den "Ahnen" findet man in seinen Lebenserinnerungen.

08 Februar 2012

Der Einsiedler von Auerbach

Die Erzählung Der Einsiedler von Auerbach von Karl Schäfer ist 1896 bei Müller und Rühle in Darmstadt erschienen. Sie ist Gräfin Marie zu Erbach-Schönberg gewidmet.

Die erste Szene spielt am Felsenmeer in Reichenbach. Im Mittelpunkt einer Odinsfeier steht der Odinspriester Wolfhart von Amorbach. An der Feier wirken auch der Harfenspieler Wintgram und Walburga, die Tochter des Dorfgrafen Udalrich von Reichenbach, mit. Als Gerbod, der "Einsiedler von Auerbach", mit weltlichem Namen Reinhold, auftritt, löst sich die Versammlung sofort auf. ("Lautlos verschwanden darauf die Nächtigen in den Felsen." S.4)

Gerbod ist die Zentralfigur der in der Zeit Karls des Großen (der Zeit der ersten Erwähnung Auerbachs im Lorscher Kodex) angesiedelten Erzählung mit dem Konflikt zwischen Kloster Lorsch und den noch zu den germanischen Göttern haltenden Odenwäldern. Gerbods Freund, der Ritter Eberhard, führt den Nebenkonflikt ein, den zwischen Karl und Tassilo III., dem Herzog von Bayern, der den Lehnseid verweigert.
Der Autor, Karl Schäfer, ist sehr darauf bedacht, dass die Hauptlinien des Romans als historisch gedeckt anerkannt werden, und fügt daher in 32 Anmerkungen Belege aus historischen Darstellungen und Quellen bei sowie Hinweise, die  historische Zusammenhänge erläutern.

Die heidnische Seite wird außer den oben Genannten auch durch die alte Steinvöla, die Großmutter des mit Walburga befreundeten Ratz, vertreten. Sie versteht sich auf das Deuten von Runen und sieht schon sehr rasch voraus, dass Walburga zum christlichen Glauben wechseln wird (epische Vorausdeutung).
Im christlichen Bereich des Klosters Lorsch werden einige historische Personen angeführt: Erzbischof Lullus von Mainz, Einhard (der spätere Biograph Karls des Großen), der hier als "Kronbaumeister" bezeichnet wird, und der Lorscher Abt Richbod.
Hier tritt der Adlige Geilo als scharfer Kritiker der Kriegsgräuel in Karls Sachsenkrieg auf und gerät dadurch mit Lullus in Konflikt. Richbod vermittelt. Diese Rolle wird er auch späterhin in den Konflikten zwischen den Vertretern des Klosters und den zunächst bekehrungsunwilligen Heiden spielen.
Negativfiguren des Romans sind zunächst der Dekan, der zwar ständig Bibelsprüche parat hat, aber recht unbarmherzig handelt, vor allem aber der Klostervogt, der in der Burg auf dem Auerberg (einer nicht belegten Vorgängerin des Auerbacher Schlosses) misshandeln und foltern lässt.
Bald fällt Walburga, die weibliche Heldin des Romans, dort in Gefangenschaft. Sie weigert sich, dem heidnischen Glauben abzuschwören, weil sie zu ihrem ebenfalls dort gefangenen Vater halten will.
Auf Dauer wird sie freilich der aus Milde und emotionaler Kälte gemischten Werbung des Einsiedlers Gerbod nicht widerstehen.

Mit dem bayrischen Ritter Eberhard, der in Tassilos Auftrag die Möglichkeiten einer Einigung mit Karl erkunden soll, beginnt nun die Werbung für die Bergstraße. Ungeahnte Mengen von Kannen Bergsträßer Wein werden getrunken, der Auerbacher Rott als "Königswein" (S.68) bezeichnet (heute würde man das Product-Placement nennen), die Auerbacher Krone wird wiederholt als Gastwirtschaft und Herberge gerühmt, doch den Vogel schießt doch Karl der Große ab, der - als er als Jäger zu Odenwald und Bergstraße kommt - bekennt: "Ich hätte nicht geahnt, daß die Bergstraße so schön wäre" (S.122).

Gegen Schluss tritt die Tassilo-Handlung in den Vordergrund, die mit dem (historischen) Ingelheimer Prozess (788) mit einem Todesurteil und Begnadigung zu Klosterhaft ihr Ende findet, nicht ohne dass Ritter Eberhard bei seiner Verteidigung sein Leben lässt.

Im Schlusskapitel erfahren wir freilich noch, dass der Einsiedler Gerbod, jetzt wieder unter seinem weltlichen Namen Reinhold, und seine Geliebte Walburga zueinander finden und dass im Odenwald eine Doppelhochzeit gefeiert wird.

Der Roman schließt:
In Glanz und Schimmer getaucht, ragten die Berge des Odenwaldes und die Türme der Klosterkirchen von Lorsch in den blauen Frühlingshimmel. Durch alle Herzen ging ein Hauch der Versöhnung und des Friedens.

(Die Seitenangaben beziehen sich auf die 183 Seiten starke Ausgabe ohne Jahr, die um 1975 herum herausgekommen ist.)

01 Februar 2012

Aus einer kleinen Stadt

Diesem ersten Besuch des Feindes folgten andere, deutsche Bundestruppen des Kaisers, Franzosen und Italiener; die Deutschen aber roher und zügelloser als die Fremden. Dennoch hielten sie im ganzen in der Stadt so leidliche Manneszucht, daß die Bürger sich verwunderten und erzählten, es sei strenger Befehl des Kaisers, die Städte zu schonen. Jämmerlich aber waren die Botschaften, welche von den Dörfern kamen. Dort hausten die Feinde ganz unmenschlich, alle Gewalttaten und Greuel, welche dem zuchtlosen Sieger möglich sind, wurden begangen. Und wenn der Doktor über Land fuhr, oft angehalten und in eigener Gefahr, hörte er Klagen, die ihm das Herz zerrissen, und sah, was ihn entsetzte, geleerte Höfe, verdorbenen Hausrat, gemißhandelte Frauen und Männer, die an Schlägen und Wunden elend darniederlagen. (Die Verlobung, S.1209)
So schreibt Gustav Freytag am Anfang von  Aus einer kleinen Stadt, einem Teilroman seines Romanzyklus "Die Ahnen" (veröffentlicht 1880).  Er schidert damit die Situation in Schlesien nach der von Preußen verlorenen Schlacht von Jena und Auerstedt. Weiter heißt es da:
Aus der Hauptstadt aber kamen immer neue Erzählungen von dem Übermute der Sieger, den Erpressungen der Befehlshaber; der eine hatte alles Silbergeschirr aus dem Laden eines Goldschmieds für sich requiriert, der andere brauchte täglich ein Faß Wein, sich darin zu baden; die königlichen Offizianten wurden mit kaltem Hohn wie Bediente behandelt, vornehme Gutsbesitzer standen demütig harrend im Vorzimmer der Fremden und erbaten als Gunst, ihnen Feste veranstalten zu dürfen. Von dem König aber und von dem Heere, die weit entfernt im äußersten Norden lagerten, drang selten eine Kunde in das Land.
Viele gaben die Hoffnung auf, daß das alte Wesen jemals wiederkehren werde, und nicht wenige freuten sich darüber. Mancher, den die schlechte Zeit wundgedrückt hatte, dachte, daß es nützlicher sei, den Sieger zum Freunde und Herrn zu haben, als den schweren Druck länger zu ertragen.
Denn das meiste, was der Bürger bis dahin mit scheuer Ehrfurcht betrachtet, hatte sich verächtlich gezeigt. Streng waren die Kleinen bevormundet worden, jetzt waren die höchsten Behörden, die ersten Offiziere in ihrer hohlen Eitelkeit und in der Erbärmlichkeit ihres Charakters erwiesen. Darüber klagte das warmherzige Volk mit Bitterkeit und die Schlechten mit hämischer Freude.
 "Bilde, Künstler, rede nicht!", könnte man ihm entgegenhalten, wenn man damit Fritz Reuters früherer Darstellung der Franzosentid (1859) vergleicht, auch wenn man ihm zugute halten muss, dass er auch einzelne Situationen szenisch vor Augen führt, wie hier:

»Es war eine schwere Zeit«, antwortete der Geistliche, welcher kränklich und gebeugt vor ihm saß, »und ich besorge, die Prüfungen sind noch nicht zu Ende. Es ist uns im vorigen Herbst und Winter übel zugesetzt worden. Zuerst kamen kleine Kommandos, sie nahmen uns das Vieh aus den Ställen, kaum daß den Frauen gelang, die letzte Milchkuh zu verstecken; bis endlich an einem Sonnabend, [1215] da ich gerade memorierte, das Unglück hereinbrach.« Er hielt inne und sah den Doktor unruhig an. »Wir sind Ihnen bereits Dank schuldig, und Ihr Besuch erscheint mir wie eine Fügung des Schicksals; ich weiß, daß meine Henriette großes Vertrauen zu Ihnen hat, und es könnte sein, daß wir bald einmal Ihre Hilfe für Sie erbitten müssen.« »Ist sie krank?« fuhr der Doktor auf.
»Ich fürchte, obgleich sie im Hause umhergeht wie sonst.« Er hielt wieder inne. »Dem Arzte soll man mit Vertrauen entgegenkommen«, fuhr er, sich selbst ermutigend, fort, »und ich will Ihnen alles erzählen, wovon wir sonst ungern reden.« An jenem Sonnabend war der Hof im Augenblick durch wilde Gestalten, durch Pferde und schreiende Soldaten gefüllt; sie drangen in die Stube mit wütenden Gesichtern und rohen Flüchen; der ganze Haufe war betrunken, leider waren es Deutsche. Sie hielten mir Pistolen an die Schläfen, drehten das Tuch um meinen Hals, um mich zu ersticken, und forderten das Geld und Silberzeug.
Während meine Frau zitternd in der Kammer herbeisuchte, was sie begehrten, hielt mich die Tochter fest umschlungen, um meinen Leib vor den Schlägen der Bösewichter zu schützen. Aber zwei, die Offiziersepauletten trugen, rissen sie von meinem Herzen und wollten sie mit rohen Liebkosungen zur Stube hinausziehen. Da hörte ich in halber Ohnmacht, wie unsere alte Magd, die an der Tür auf den Knien lag, jemanden anschrie: »Herr, rettet unser junges Fräulein!« In dem Augenblick sprang ein junger Offizier über die Schwelle, ein schöner Mann, wie vom Himmel kam er. Er sah sich in der Stube um und schlug den Bösewichtern, welche mich quälten, die Pistolen zur Seite, und wie mein Kind, welches gebrochen auf den Knien lag, von den zwei Wüterichen fortgeschleift wurde, fuhr er auf diese zu und gebot ihnen mit flammendem Blick: ›Lassen Sie das Mädchen los.‹ Als die beiden sich unter Flüchen weigerten, packte er den Frechsten bei der Brust, warf ihn zurück und rief: ›Wagt es, ihr Hunde, die Braut eines französischen Offiziers anzurühren.‹ ›Braut?‹ schrien die andern, ›Lügner! Schlagt den französischen Windbeutel nieder.‹ Der Franzose zog seinen Säbel heraus und sagte jetzt ganz ruhig: ›Ich ersuche alle Anwesenden, Zeugen meiner Verlobung zu sein.‹ Er beugte sich zu meiner Tochter herab, welche im Schoß der Mutter auf dem Boden lag, zog ihr den Ring vom Finger, der ein Geschenk ihrer Pate war, und steckte ihr einen andern an, den er an der Hand trug. ›Herr Pfarrer, so verlobe ich mich mit Ihrer Tochter‹, sagte er, und gleich darauf fuhr er die beiden Bösewichter an: ›Hinaus.‹ (S.1214-1215)

Man merkt daran, was man an Reuters lebendiger Darstellung hat.
Diese "Verlobungsszene" hat freilich bei Freytag noch eine wichtige Funktion für die Komposition des Gesamtromans.

"Als sie zwischen den Getreidefeldern heimkehrte, lief die Wachtel im Korn neben ihr dahin und ließ ihren Ruf erschallen. Lange hatte die Jungfrau der Hoffnung entsagt und in herber Trauer tröstende Stimmen, die leise an ihr Ohr klangen, weggescheucht; heut hörte sie auf die Sängerin, welche sich immer verbirgt und aus dem Versteck Günstiges kündet." (Freytag: Aus einer kleinen Stadt. Die Begegnung, S.1260)
Hier hat Henriette Hoffnung, Hoffnung auf die Auflösung der merkwürdigen "Verlobung". Wenn es kein Kitsch sein sollte, so wäre doch der Kitsch nicht weit entfernt.

Freytag hat selbst die größte Schwierigkeit bei seinem Familienroman über die Jahrhunderte hinweg in der neuesten Zeit gesehen. Er schrieb dazu in seinen Lebenserinnerungen:
Das Bedenkliche der Arbeit lag nicht vorzugsweise in dem Zurückgehen auf frühe Vergangenheit, wie wohl der freundliche Leser annimmt, sondern in dem Fortführen bis zur Gegenwart.
Für die alten Zeiten ist durch die Vergangenheit selbst der Stoff episch zugerichtet. Es ist leicht, das Schicksal eines Helden in Weltbegebenheiten einzuflechten und ihn zum Teilnehmer an großen Ereignissen zu machen. Je näher die Erzählungen der Gegenwart kommen, desto mehr engt das Privatleben den Horizont und die Tätigkeit der handelnden Personen ein. Die geschichtliche Kenntnis der Leser verstattet den frei erfundenen Gestalten nur eine untergeordnete Teilnahme an Ereignissen, welche eine historische Würde und Größe haben, und eine Erzählung, die in großen epischen Linien angelegt war, kommt, bis zur Gegenwart fortgeführt, in Gefahr, als kleine Novelle zu verlaufen. (Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben, S.674

Ein Vorbild für Freytags Schilderung der "kleinen Stadt" war seine Vaterstadt Kreuzburg. Über seine persönlichen Erlebnisse in Kreuzburg berichtet er in seinen Lebenserinnerungen.