Lektüreanregungen

Diese Seite wird häufiger gelesen als jeder meiner einzelnen Artikel. Deshalb schreibe ich sie fort, obwohl die Anregungen oft nicht von mir kommen, sondern nur gegeben worden sind. - Einige dieser Anregungen haben schon zu Artikeln in diesem Blog geführt.


"[...] Sie war morgens in B. eingetroffen, kam aus dem fernen Städtchen, in dem die Familie wohnte, und hatte keine Ahnung, wie sie mich finden sollte. Sie fragte hier und dort bei Bekannten nach, und man gab ihr den Hinweis, in der Buchhandlung Mundo oder in den Cafés der Umgebung zu suchen, wo ich mich zweimal täglich mit meinen Schriftstellerfreunden zu treffen pflegte. [...] Mit ihrem leichtfüßigen Schritt bahnte sie sich den Weg durch die Büchertische, stand vor mir, schaute mir mit dem schalthaften Lächeln ihrer besten Tage in die Augen und sagte, noch bevor ich reagieren konnte: "Ich bin deine Mutter." (S.9)
"Natürlich konnten weder meine Mutter noch ich damals ahnen, wie bestimmend dieser harmlose zweitägige Ausflug für mich sein sollte, so dass auch das längste und arbeitsamste Leben nicht ausreichen würde, erschöpfend davon zu erzählen." (S.11)

Aus diesem letzten Satz kann man - m.E. zu Recht - schließen, dass auch die Autobiographie von Marquez im Stil des magischen Realismus geschrieben ist.

mehr dazu: hier

Kehlmann: Lichtspiel (Perlentaucher)
ein szenisch (mit filmischer Schnitttechnik) gut aufbereiteter Roman über das Leben des heute weitgehend vergessenen Filmregisseurs Georg W. Pabst


KLAPPENTEXT

Auf den Spuren der eigenen Familiengeschichte - der neue Roman von Sylvie Schenk. Eine Annäherung an die eigene Mutter und eine schmerzhafte Abrechnung: 1916 wird Sylvie Schenks Mutter geboren, die Großmutter stirbt bei der Geburt. Angeblich war diese eine Seidenarbeiterin, wie schon die Urgroßmutter. Aber stimmt das? Und welche Geschichte wird den Nachkommenden mit auf den Weg gegeben? Als Kind leidet Sylvie Schenk unter dieser Unklarheit, als Schriftstellerin ist sie deshalb noch immer von großer Unruhe geprägt. Mit poetischer Präzision spürt sie den Fragen nach, die die eigene Familiengeschichte offenlässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.10.2023

Rezensentin Judith von Sternburg ist beeindruckt von Sylvie Schenks Roman, in dem es unter anderem darum geht, wie Männer reagieren, wenn sie erfahren, dass ihre Freundinnen schwanger sind. Das Buch setzt bei der Großmutter der Erzählerin an, erfahren wir, die im 19. Jahrhundert in ärmlichen Verhältnissen lebt und eine Tochter in eine Pflegefamilie gibt. Diese Tochter, Renée, ist die Mutter Schenks, über deren Leben die Autorin hier schreibt, ohne, wie Sternburg ausführt, dabei ihre eigene Unsicherheit über die Wahrheit des Dargestellten zu verbergen. In ihrer Kindheit findet diese Renée bei anderen Kindern kaum Anschluss und auch später selten ein Verhältnis zu dem Leid, mit dem sie konfrontiert ist. Sternburg fühlt sich bisweilen an Annie Ernaux erinnert, doch kommt ihr diese tastende Auslotung der Erinnerung poetischer vor.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.06.2023

Rezensentin Daniela Strigl ist fasziniert von diesem "literarischen Porträt", dass die französische Autorin Sylvie Schenk über ihre Mutter geschrieben hat. Schonungslos und klar beschreibt die Autorin das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter Renée und zeichnet deren Lebensweg nach: Als Waise und Kind einer Prostituierten bekommt sie von Geburt an das Gefühl einer "untilgbaren fundamentalen Minderwertigkeit" vermittelt. Um gesellschaftlich aufzusteigen, geht sie eine lieblose Ehe mit einem Zahnarzt ein. Schenk erkennt die Gründe für die emotionale Kälte ihrer Mutter in deren eigener Versehrtheit, so die Kritikerin. Als Erzählerin bleibt sie nah bei den Figuren, schreibt Strigl, behält aber trotzdem eine Distanz zum Text, durch die sie ihre eigenes Schreibverfahren reflektieren kann. Der Autorin gelingt es, nicht nur eine persönliche Geschichte zu erzählen, sondern auch Kritik an der "bourgeoisen Verlogenheit" der französischen Gesellschaft zu üben.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2023

Rezensent Christoph Schröder wünscht der französischen, seit knapp sechzig Jahren in Deutschland lebenden Schriftstellerin Sylvie Schenk endlich die Wertschätzung, die sie verdient. Der Kritiker schätzt das vorsichtige Herantasten an die Themen Herkunft und Milieu, die Schenks Romane ausmachen - und das sie von Annie Ernaux unterscheidet. Im neuen Roman erzählt ihm Schenk aus dem Leben ihrer Mutter zwischen den 1940er und 1960er Jahren, basierend auf Recherchen und persönlichen Erinnerungen. Da die Autorin Leerstellen mit Erfindungen und Gedanken füllt, besteht sie auf der Gattungsbezeichnung "Roman", klärt Schröder auf. Dem Leben jener "Maman", die zunächst ihm Heim, später bei Pflegeleltern aufwuchs und die Sexualität so anwiderte wie ihr Ehemann, dem sie aber dennoch sechs Kinder gebar, folgt der Kritiker in jedem Fall gebannt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de


Michelle Cohen CorasantiDer Junge, der vom Frieden träumte
Mit expliziten Darstellungen, freilich nicht von Sex, sondern z.B. mit einem von einer Mine zerfetzten Kleinkind, muss man freilich rechnen; aber um des Versuchs einer Darstellung, die Juden und Palästinensern gerecht zu werden versucht, vorbildlich.
Ebenfalls von Corasanti: Das Mädchen, das die Hoffnung fand

Günter Gaus: Widersprüche. Erinnerungen eines linken Konservativen, 2004
Günter Gaus über seine Wahl und Stellung als Programmdirektor beim SWF:
"[...] Es war ein angenehmes Kollegium. Hammerschmidts gelegentliche cholerische Anfälle waren durch Gewöhnung erträglich; seine unberechenbare Spontanität war manchmal sinnlos, manchmal störend, manchmal nützlich. Als ich gewählt war, besaßen E. und ich noch immer keinen Fernseherapparat. Bei Bedarf hatten wir im Münchner Haus meiner Schwiegereltern geguckt. Nun erhielt ich ein Dienstgerät nicht nur für mein Büro im SWF, sondern auch für unsere Wohnung in Baden-Baden. Ein Hierarch, der ich nun geworden war, ist immer im Dienst. [...]" (S. 209)


Helga Schubert: Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten (Perlentaucher)

Alfred Gukden: Greyhound, 1982 - munter geschrieben

Marc Elsberg: Blackout


Maxim Gorki: Unter fremden Menschen (autobiographischer Roman)

Heinrich Mann: Professor Unrat

KEVIN RUDD: The_Avoidable_WarThe Dangers of a Catastrophic Conflict between the US and Xi Jinping's China
These: Die Konfrontation lässt sich nicht mehr vermeiden, wohl aber, dass aus ihr ein Krieg wird.

In diesem Band stellen über hundert Autorinnen und Autoren herausragende Bücher vor, die auf unterschiedliche Weise Perspektiven für morgen eröffnen: indem sie eine dunkle Zukunft ausmalen wie George Orwell in 1984, indem sie auf vergangene Gefahren hinweisen, die auch in Zukunft virulent sein werden, wie Hannah Arendt in Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, oder indem sie Zukunftsversionen entwerfen, die sich als Kritik der Gegenwart entpuppen, wie Louis-Sébastien Mercier in Das Jahr 2440. Vor allem aber geht es um wegweisende Bücher

Beispiele für darin empfohlene Bücher (Dabei wird deutlich, dass man die Bücher nicht unbedingt zu lesen braucht, um davon zu profitieren, wenn man etwas über sie weiß.):
Shuowen Jiezi erstes Wörterbuch der chinesischen Sprache

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Im Zusammenhang mit Bücher, die in die Zukunft weisen, darf ich auch auf ein anderes Buch hinweisen, Bücher, die die Welt verändern von1969, das sich stärker mit naturwissenschaftlichen Werken befasst und eine deutsche Version von "Printing and the Mind of Man" darstellt. Auch hier geht es um Bücher, die in die Zukunft wiesen. 
(In diesem Fall ist der deutsche Wikipediaartikel informativer als der englische, der freilich auch 16 Jahre früher entstand.)
Dies Buch regte Bücher, die die Welt veränderten: Die bedeutendsten Werke der Naturwissenschaften von Archimedes bis Stephen Hawking und Ideen, die die Welt veränderten: Die bedeutendsten Bücher der Geistesgeschichte, die beide ebenfalls eine Fülle von Lektüreanregungen bieten.


Boris Reitschuster: Putins Demokratur, 2006

Boris Reitschuster: Meine Vertreibung, Berlin 2023

Hanne Kaufmann: Die Nacht am Öresund, 1994 126 S. Erlebnisbericht über die Rettung der dänischen Juden im Oktober 1943



Shulamith Shaha: Die Frau im Mittelalter, 1981
(engl.:The Fourth Estate: A History of Women in the Middle Ages, New York 1983)

Die Frauen passen nicht recht in das Ständesystem des Feudalsystems: Geistlichkeit, Adel, Bauern/Bürger. Sie werden, so weit sie überhaupt vorkommen, als Randgruppe geführt. So gibt es im Beichtspiegel z.B. speziell weibliche Sünden. Auch gibt es nur bei den Frauen eine Einordnung nach dem Familienstand: ledig, verheiratet, verwitwet. (Mehr dazu auf den Seiten 14/15 - zur besseren Lesbarkeit kann man das Bild herunterladen und dann vergrößern.)
Behandelt wird grob gerechnet die Zeit von 1150-1450 und Westeuropa außer Skandinavien, Schottland und Irland. Hier gibt es trotz aller regionalen Differenzierungen genügend Gemeinsamkeiten, um eine übergreifende Behandlung zu rechtfertigen. 

"Die großen Mystikerinnen waren angesehen und geehrt wie kaum andere Frauen jener Epoche. So schrieb Bernhard von Clairvaux im 12. Jahrhundert an Hildegard von Bingen: "Wir preisen die göttliche Gnade, die in dir wohnt… Wie kann ich dich zu lehren oder zu beraten wagen, die du verborgenen Wissens teilhaftig geworden bist, und der Einfluss von Christi Salbung in dir weiter lebt. Du bedarfst keiner Unterweisung mehr, denn von dir sagt man, dass du fähig seist, die himmlischen Geheimnisse zu prüfen und im Lichte des Heiligen Geistes zu erkennen, was jenseits menschliche Erfahrung ruht. An mir ist es, dich zu bitten, mich und diejenigen, die mir in geistiger Brüderlichkeit verbunden sind, vor Gott nicht zu vergessen…" Aus diesen Worten geht die Anerkennung einer der Mystikerin eigenen Heiligkeit hervor, die weder an Amt noch Titel gebunden war. Sie ist dem Ruhm weniger Prophetinnen aus dem Alten und Neuen Testament vergleichbar. So zählte denn auch ein Teil der Mystikerinnen zu christlichen Heiligen, denen bisweilen zu Lebzeiten besondere prophetische Kräfte zugesprochen wurden (ihre Kanonisierung erfolgte erst nach ihrem Tod). Bei einem Chronisten lesen wir über Hildegard von Bingen und Elisabeth von Schönau: 'Gott offenbarte seine Stärke durch das schwache Geschlecht, durch zwei seiner Dienerinnen… Sie waren von der Fähigkeit der Prophetie erfüllt…' Auch Franz von Assisi glaubt an die Heilkräfte der heiligen Klara; seinen Bruder Stephan sandte er zu ihr, da sich sein Geist verwirrt hatte. Nachdem sie das Zeichen des Kreuzes über ihm gemacht hatte, legte er sich an dem Ort schlafen, an dem sie gewöhnlich betete; als er am nächsten Morgen aufstand, war er geheilt. Im Verhalten der Kirche gegenüber Mystikerinnen berief man sich beinah einhellig auf folgende Unterscheidung: Zwischen einer Kraft, die von Gott geschenkt und allein auf der Persönlichkeit beruhe, und priesterlicher Autorität und Würde; dazu Thomas von Aquin: 'Die Prophetie ist kein Sakrament, sondern eine Gabe Gottes… Das weibliche Geschlecht versinnbildlicht nicht die Überlegenheit ihres Standes, hat es sich doch unterzuordnen; das heißt: Einer Frau steht das Sakrament der Priesterweihe nicht zu. Da sie sich aber in ihrer Seele nicht vom Mann unterscheidet, so folgt daraus, dass sie die Gabe der Prophetie empfangen kann, nicht jedoch das priesterliche Sakrament.'[...]" (S. 68/69)


Behandelt wird aber auch die Hexenverfolgung, die in der Randstellung der Frau im Mittelalter vorbereitet sei:
"Das Ausmaß von Unheil, welches Eifersucht und Vergeltungswahn einer Frau bewirken könne, ließ sie sich aus der Geschichte Josephs und seiner Gemahlin Potifar ebenso ablesen wie aus den Handlungen Medeas. Mit ihrer Stimme, den Sirenen vergleichbar, locke sie einen jeden an, um ihn sodann zu zerstören. Ihr Hochmut sei nichts anderes als die Fassade ihrer Schwäche, aus der heraus sie den leichtesten Weg, also die Zauberei, zur Erreichung ihrer Ziele und Befriedigung ihrer Rachegelüste wähle. Derartige weibliche Eigenschaften würden jedoch vor dem schlimmsten Laster der Frauen, der Fleischeslust, die in ihrer Unersättlichkeit weit über die eines Mannes hinaus reichen, verblassen. Siehe Bilder auch die Hauptursache dafür, dass Frauen sich leichter vom Teufel und seinem Gehilfen, den Dämonen verführen ließen. Speziell anfällig in dieser Hinsicht sein jene Frauen, die unzüchtige oder ehebrecherische Beziehungen eingegangen seien. Es läge daher auf der Hand, Ketzerei von Zauberern mit dem weiblichen Namen der Hexen und nicht den männlichen der Hexenmeister zu belegen. So viel zur schwarzen Liste des Verfassers des 'Hexenhammers'." (S. 259)

Paul Scheerbart: Lesabéndio



Reinhold Beckmann: Aenne und ihre Brüder. Die Geschichte meiner Mutter
Dazu: 
"[...] Von meinem Onkel Franz, dem ältesten der Brüder, hieß es zum Beispiel, er sei auf dem Weg zurück nach Hause von Partisanen erschossen worden, irgendwo in der Nähe von Danzig. Bei der Recherche für das Buch fand ich auf einem Dachboden dann eine Heimkehrererklärung eines Alfred Sudmann, einem Kameraden meines Onkels. Sudmann machte diese Erklärung 1949, als er aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft nach Hause kam, beim Deutschen Roten Kreuz. Er war an der Seite von Franz, als der getroffen wurde. Auf diese Weise habe ich erfahren, dass mein Onkel Franz in Wahrheit am 16. April 1945 in Fischhausen gestorben ist, in der Nähe der Hafenstadt Pillau. [...]
Die Brüder planen in den Briefen ihr Leben nach dem Krieg. Sie schreiben ja immer wieder: Hoffentlich ist das hier bald vorbei, und hoffentlich komme ich bald nach Hause. Das hat eine große Tragik, insbesondere auch bei Franz, der im Oktober 1944 auf Heimaturlaub seine große Liebe heiratet. Sein Cousin sagt „Mensch, bleib hier, ich habe ein sicheres Versteck“, aber Franz traut sich nicht, weil er weiß, dass beide an die Wand gestellt würden, wenn man ihn fände. [...] Da sitzt man am Schreibtisch und möchte dem Onkel am liebsten zurufen: Nimm das Angebot deines Cousins an und geh nicht zurück nach Russland! [...]"
Über Beckmanns Mutter Aenne: "Aenne hatte so eine eigene Toleranz. Wenn ich als Jugendlicher neue Leute mit nach Hause gebracht habe, auch verrückte Leute, oder wenn ich in den Ferien einfach meinen Daumen in den Wind hielt und erst knapp nach Schuljahresbeginn wiederkam, das hat sie auf ihre Art und Weise mitgetragen. Ihre Offenheit und Nähe waren ansteckend und einfach schön. [...] Mutter kam aus einer ganz einfachen Familie in einem kleinen, tief katholischen Ort. Nach dem 13. Lebensjahr war für sie Schluss mit Schule, als Mädchen ging man „in Stellung“ zu einem Bauern, und dann hatte man zu heiraten, am besten schnell. So war das vorgesehen als Lebensplan, höhere Bildung nicht so wichtig. Mutter aber hatte eine große Herzensbildung, ich habe beim Schreiben noch mal gemerkt, was das bedeutet. [...] Ich frage mich wie sie das ausgehalten hat, wenn da immer wieder die Nachricht kam: der nächste kommt nicht nach Hause. Diese fortlaufenden Enttäuschungen, die ja schon früh anfingen, als ein Nachbarsjunge ihr erzählte, dass ihre Eltern nicht ihre leiblichen Eltern waren. Diese extremen Verluste, die sie ertragen hat, und dass sie trotzdem ihr Leben selbst in die Hand nahm. Dass sie nach dem Krieg diesen Mut hatte, loszugehen und 100 Kilometer nördlich in einer anderen katholischen Gemeinde ihr Glück zu suchen. Die Grundfrage ist ja, was macht der Krieg mit einem, wenn niemand zurückkehrt? Meine Mutter hat sich aus dieser tiefen Einsamkeit herausgearbeitet. Ihre Gottesfürchtigkeit hat da sicher geholfen. Sie hatte den festen Willen, sich ihr Hoffen und ihre Träume zu erhalten. [...] Kurz nachdem ich angefangen hatte, das Buch zu schreiben, begann der Ukraine-Krieg. Wieder also bekommen Menschen in der Ukraine, aber auch Menschen in Russland Nachricht, dass der Sohn, die Tochter, der Mann, der Bruder nicht mehr nach Hause kommt. Und auch wenn der Krieg irgendwann beendet sein wird, ist er damit ja nicht vorbei. Es bleibt soviel Hass in den Familien stecken, es wird Generationen dauern, bis sich das wieder löst. Die emotionalen Erbschaften bleiben. [...]"

(Reinhold Beckmann: „Ich frage mich, wie sie das ausgehalten hat“ FR 29.8.23)

Marko Martin: Dissidentisches Denken. Die Andere Bibliothek, Berlin 2019, ISBN 978-3-8477-0415-7
Dazu: "[...]Geschichte des 20. Jahrhunderts als Verknüpfungsgeschichte der Biographien von Dissidenten, jüdischen Lager-Überlebenden und antitotalitären Oppositionellen erzählt wird. Anhand persönlicher Begegnungen oder Lektüren porträtiert Martin hier weltweit verstreut lebende (Exil-)Schriftsteller und Intellektuelle wie Pavel KohoutGustaw HerlingHans SahlAndré GlucksmannRaissa Orlowa-KopelewaRoberto SchopflocherIlse LosaArthur KoestlerHorst BienekAnne RanasingheEdgar Hilsenrath oder Aharon Appelfeld. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk nannte Dissidentisches Denken in der Süddeutschen Zeitung ein „Buchdenkmal“: „Wer dieses Buch gelesen und verstanden hat, der hat kein moralisches Recht mehr, pessimistisch zu sein.“[19] Ähnlich der Ideenhistoriker Jens Hacke in der Zeit: „Marko Martin (…) erinnert uns mit seinem eindrucksvollen Panorama dissidentischer Intellektualität daran, dass geistige Freiheit kein antiquarisches Thema ist.“[20]."(Wikipedia)

Milena Michiko Flašar: Herr Katō spielt Familie, 2018

Jan Philipp Reentsma: Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur (Rezensionen bei Perlentaucherweitere Rezensionen)

Nestroy: Tannhäuseparodie Daraus mir unvergessen: "Im Venusberg vergaß er Ehr und Pflicht/ und unsereiner kommt zu sowas nicht".
Als Vorlage diente Nestroy sicher Tannhäuser und die Prügelei auf Wartburg, auch Tannhäuser und die Keilerei auf der Wartburg, ieine Opernparodie von Hermann Wollheim (Wikipedia) Das Digitalisat davon hier.

Barbara TuchmanDer ferne Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert
Ein Bild des 14. Jh. anknüpfend an die Lebensgeschichte von Enguerrand VII. de Coucy

daraus:

"Es ist dem ritterlichen Kodex der offenen Feldschlacht als „ehrbaren Kräftemessens“ zu verdanken, dass Frankreich schließlich regelrecht „enthauptet“ wird, ohne dass indes Vernunft in die Köpfe und Herzen der führenden Adeligen einzieht. Im Gegenteil, Redensarten wie „Die Fische tranken so viel französisches Blut (sagte man nach der Schlacht), dass sie französisch gesprochen hätten, wenn Gott ihnen die Gabe der Rede verliehen hätte“ legen beredtes Zeugnis von dem erbitterten Hass beider Völker ab, der alle Schranken der Vernunft überwand und zu den aberwitzigsten Abenteuern führte.

Der erste Gipfel der Verrücktheit ereignete sich dann am 26. August 1346, als in der Picardie die Schlacht von Crécy geschlagen wurde, was zu einer der verhee­rendsten Niederlagen der französischen Monarchie führte – am Ende des Ge­metzels waren über viertausend französische Adelige tot, und das Ziel, die Er­oberung der zu dieser Zeit englischen Stadt Calais, in weite Ferne gerückt.

Und dann kam der Schwarze Tod, die Pest.

Sie begann ihren Sturmlauf im Oktober 1347 in Genua und breitete sich wie ein Steppenbrand aus. Hinzu kam, als ob sich die Mächte des Himmels oder der Hölle gegen die Menschheit verschworen hätten, ein mächtiger Erdstoß im Ja­nuar 1348, der von Neapel bis Venedig Kirchtürme einstürzen ließ und ganze Dörfer dem Erdboden gleichmachte.

Unterschiedslos schien zugleich die Seuche zu wüten, und manche der Sympto­me, die auftraten, waren so grauenhaft, dass man selbst heute verstehen kann, warum die Zeitgenossen damals an eine Geißel göttlichen Ursprungs glaubten: „Der Chronist Henry Knighton, Stiftsherr der Abtei von Leicester, berichtet von fünftausend toten Schafen in einem einzigen Feld. ‚Ihre Körper von der Pest so verdorben, dass kein wildes Tier und kein Vogel sie anrührte‘, und sie verbreite­ten einen entsetzlichen Gestank. In den österreichischen Alpen kamen Wölfe zu Tal, um Schafe zu reißen, und ‚wandten sich, wie durch ein unsichtbares Zeichen gewarnt, um und flohen zurück in die Wildnis.“

Es nimmt wohl kaum Wunder, dass die Menschen jener Zeit meinten, Gott selbst strafe sie für sündigen Lebenswandel – was beispielsweise in Massenhys­terien und Geißlerbewegungen einmündete.

Die furchtbare Epidemie, deren Ursprung für die einfachen Menschen wie für die Gelehrten völlig schleierhaft blieb, verwandelte Städte in Leichenhäuser und Geistermetropolen. Folgenreicher war jedoch der daraus bald resultieren­de Arbeitskräftemangel: es gab zu wenige Menschen, die die Felder bestellen konnten, so dass zu den Todesfällen bald eine Hungersnot hinzukam.

Schlimmer noch: viele Menschen empfanden diese Geißel als Vorbote der End­zeit und, weil sie unterschiedlos in allen Schichten zu wüten schien, verfielen die Sitten. Besonders verheerend war jedoch, dass der erwartete „läuternde Ef­fekt“ ausblieb. Statt dass Gottes Geißel die Menschheit gebessert hatte, knüpf­ten Adel und Klerus bald an dieselben Missstände an, die vor der Seuche ge­herrscht hatten, und nichts schien sich zum Besseren gewandelt zu haben. Der Respekt vor der Obrigkeit ließ darum in weiten Teilen Europas nach, Räuber­banden breiteten sich epidemisch aus, Raub, Vergewaltigung und Mord waren bald, auch nach dem Abflauen der Pestepidemien, an der Tagesordnung.

Die Politik war zwar offensichtlich auch geschwächt von den Strapazen der zu­rückliegenden Jahre und dem Blutzoll der Pest, aber wie Tuchman nachweist, nicht eben klüger geworden: im September 1356 wandte sich König Johann von Frankreich gegen ein eindringendes englisches Heer und wandte dieselben unklugen Taktiken wie bei Crécy an – mit noch größerem Schaden. Er geriet am Ende der desaströsen Schlacht selbst in Gefangenschaft, Tausende Adelige fie­len, und im aus diesem Desaster folgenden Vertrag von Brétigny 1360 verlor Frankreich – man glaubt es kaum! – fast ein Drittel seines gesamten Staatsge­bietes an die englischen Eroberer. Und Calais, man braucht es kaum zu betonen, blieb englisch."



Eva von Redecker: Bleibefreiheit, Fischer Verlage 2023 (mit Leseprobe) (Perlentaucher)

Eva Illouz: Undemokratische Emotionen. Rezension

Eugen Ruge: Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna. Roman (Perlentaucher)

Hanns-Josef Ortheil: Die Nacht des Don Juan. Luchterhand, München 2000



 Melinda Nadj AbonjiTauben fliegen auf, 2010 (Wikipedia)
A.E.Johann: Der Wind der Freiheit Schneesturmtrilogie





Wolfgang Herrndorf: Sand

Juli Zeh: Socke und Sophie, 2021

Ottilie von Goethe (Wikipedia)

Wolf Biermann: Mensch Gott!

Tachles podcast

Eichendorff21.de


Njall Ferguson Wikipedia deutsch  englisch Doom. Die großen Katastrophen der Vergangenheit DVA Verlag Perlentaucher

https://www.youtube.com/watch?v=Miq_O6zVVSc (Youtube)

In diesem Kontext:

Ayaan Hirsi Ali

Einen seiner (Theo_van_Goghletzten Filme, Submission (dt. „Unterwerfung“), erstellte er in Zusammenarbeit mit der Islamkritikerin und ehemaligen Muslimin Ayaan Hirsi Ali. Der Film handelt von vier muslimischen Frauen, die über ihre Missbrauchserfahrungen sprechen. Zu sehen sind die verschleierten Gesichter der Erzählerinnen und ihre durchsichtig bekleideten Körper, beschrieben mit fünf Suren aus dem Koran, die die Frau zur Unterwerfung unter ihren Ehemann auffordern, und gezeichnet von Schlägen und Striemen durch Peitschenhiebe. Die Fernsehausstrahlung am 29. August 2004 führte zu heftigen Reaktionen unter Muslimen, woraufhin Hirsi Ali wegen mehrfacher Morddrohungen zeitweilig unter Polizeischutz gestellt wurde, nicht jedoch van Gogh.

ausnahmsweise:

Die Entstehung des Christentums (eine Videoserie): https://www.arte.tv/de/videos/RC-020742/die-apokalypse/

Stephan Thome: Pflaumenregen (Taiwan) (Perlentaucher) (FR)

                            Gebrauchsanweisung für Taiwan

 "Wer sind wir? Die Frage der Identität wird in Stephan Thomes Roman vielfach gewendet. Das bietet sich durchaus an bei einer Insel, deren Bevölkerung erst von Portugiesen, Niederländern und Spaniern heimgesucht wurde, dann von Chinesen, Ende des 20. Jahrhunderts von Japanern und schließlich im Jahr 1945 von Tschiang Kai-scheks Truppen. [...] Wer weiß schon, dass mit der Zahl „228“ auf das Massaker vom 28. Februar 1947 und die nachfolgenden „Säuberungen“ Bezug genommen wird, denen in Taiwan zwischen 10 000 und 30 000 Menschen zum Opfer fielen? " (Oehlen in FR)

Julia FranckDie Mittagsfrau

 "Der Roman verhandelt Entstehung, Verleugnung und Brüchigkeit von Identität und deren familiäre, politische und religiöse Bedingungen. Entlang der geschilderten Ereignisse provoziert der Roman moralische und ideologische Fragen zu Selbstbestimmung, Bildungsmöglichkeit und Überlebensbedingungen während Weimarer Republik und Nationalsozialismus." (Wikipedia)

                      Welten auseinander (Perlentaucher)

"Rezensentin Meike Fessmann hat Julia Francks autobiografischen Roman "Welten auseinander" gern gelesen. Die Autorin beschreibt darin ihre chaotischen Kindheit, die von der Flucht aus der DDR und den komplizierten Familienverhältnissen und -verlusten geprägt ist, die erste große Liebe, vor allem aber die "Scham", die sie immer wieder überfällt und die sich auf alles mögliche beziehen kann: die prekären wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie, die Herkunft aus dem Osten, das Judentum, das eigene Benehmen. Manchmal wird das etwas zäh, aber alles in allem ein lesenswertes Buch, besonders vor dem Hintergrund heutiger Identitätsdebatten, lobt Fessmann."

Die anderen Rezensionen sind kritischer: Kein Roman, Autofiktion, "sprachliches Pathos und die dauernde Beschwörung von Scham machen der Rezensentin die Lektüre aber nicht immer leicht. Wäre es nicht ehrlicher gewesen, den Stolz (es trotz allem geschafft zu haben) hinter der Scham zu thematisieren, überlegt Lieder."

Luise RinserBruder Feuer. Die verlinkten Texte der Wikipedia erscheinen mir zu kritisch. Was ich von "Bruder Feuer" gelesen habe, fand ich nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Die Erzählung Jan Lobel aus Warschau (1948) habe ich als durchaus anrührend in Erinnerung, aber auch sie hat sich mir nicht besonders eingeprägt. 

Bücher, die die Welt verändern (deutsche Version von engl. Printing and the Mind of Man, eine Buchfassung, die auf den Katalog einer Ausstellung zurückging, die primär der Entwicklung der Buchdruckerkunst galt)

Das Werk erfasst im wesentlichen nur wissenschaftliche Werke, fast keine Belletristik.

Trotz seines anderen Ursprungs stellt es eine Lektüreanregung zu 424 Werken dar. 

Hier die Liste


Angeregt von diesem Werk entstanden viele Bücher mit dem Titel: "Bücher, die die Welt veränderten". Alle konzentrieren sich auf wissenschaftliche Werke, meist auf naturwissenschaftliche. Suchmaschinen-Link


Tobias Blumenberg: Der Lesebegleiter. Eine Entdeckungsreise durch die Welt der Bücher erfasst nur Belletristik und zwar rund 1500 Werke (nicht chronologisch nach Druckdatum geordnet).

Blumenberg empfiehlt (laut Klappentext) etwa 1500 Bücher. In der Tat hat er staunenswert viel gelesen und kann manches sehr klar darstellen. Insofern gibt er durchaus mancherlei geeignete Lektüreanregungen. Allerdings dafür 693 Seiten eines selbstverliebten Lesers zu lesen ist vermutlich nicht jedermanns Geschmack. Da mir das Buch kostenlos in die Hände gefallen ist, nütze ich immer mal wieder Wartezeiten, um hineinzuschauen. 

Die Vorstellung von Dostojewskis Idiot ist weit kürzer und anregender als der Wikipediaartikel dazu. Freilich wird man im Wikipediaartikel davor gewarnt, 

"dass nicht eine Vielzahl von Charakteren und Schicksalen in einer einheitlichen, objektiven Welt im Lichte eines einheitlichen Autorenbewusstseins entfaltet, sondern eine Vielfalt gleichberechtigter Bewusstseine mit ihren Welten wird in der Einheit eines Ereignisses miteinander verbunden, ohne dass sie ineinander aufgehen“.[11

Der ungeübte Leser kann sich an dem Buch verheben, aber immerhin hat er ein Stück Weltliteratur kennengelernt. 

Zur zusammenhängenden Lektüre kann ich Blumenberg daher nicht empfehlen. Aber seine Werkkenntnis und seine Arbeitsleistung (oder hat er ohne ausführliche Notizen das alles parat?) ist imponierend. Wenn ich selbst meine Lektüre so umfassend dokumentieren könnte, wäre ich stolz auf mich. Seinen Geschmack teile ich nicht, doch so erfahre ich von Büchern, über die ich sonst nie etwas erfahren hätte. Und über Leo Perutz' Romane werde ich mir jetzt zumindest die Wikipediaartikel ansehen.

Meine Lesefrucht: Der Meister des Jüngsten Tages "war für Perutz einer der größten Erfolge bei Publikum und Kritik. Positiv äußerten sich beispielsweise Theodor W. Adorno und Walter BenjaminJorge Luis Borges nahm den Roman in seine Reihe großer Kriminalromane des 20. Jahrhunderts auf. Perutz selbst hielt nicht viel von dem Werk, bezeichnete es einmal gar als „Bockmist“." (Wikipedia) - Die Romane sind gewiss interessant und rätselhaft. (Das ist freilich nicht mein Geschmack.) Den Roman Nachts unter der steinernen Brücke hätte ich gewiss nicht zu Ende gelesen, weil ich ihn ohne die Lektüre des Wikipediaartikels nicht verstanden hätte. Doch Leo Perutz verdiente es, bekannter zu sein.

Sofía Segovia: Das Flüstern der Bienen

Katharina Hagena: Der Geschmack von Apfelkernen

Motto: Das Gedächtnis wäre uns zu nichts nütze, wenn es unnachsichtig treu wäre. (Paul Valéry)

"Subtil arbeite die Autorin gedächtnistheoretische Erkenntnisse ein und habe ein außerordentliches Händchen für das bedeutsame Detail, wobei ihre Erzählwelt vor allem aus der Konzentration auf sinnliche Eindrücke entstehe, so Haas beeindruckt. Wenn auch mal übersinnliche oder mythische Motive im Roman auftauchen, so bleiben solche Töne doch stets zurückhaltend und es geht Hagena offensichtlich nicht darum, hier eine große allgemeingültige Wahrheit zu verkünden. Sie ist vielmehr am sagenhaften Charakter der Vergangenheit interessiert, stellt der Rezensent fest. Die Reflexion über Erinnerung und das Lüften dunkler Familiengeheimnisse sei nicht unbedingt ein seltenes Ereignis in der Literatur, räumt Haas ein, doch er hat diesen Familienroman wegen seiner Zartheit, seiner Genauigkeit und Sinnlichkeit besonders gern gelesen." (Rezension der SZ 17.6.2008).

Anmerkungen von mir:

Sehr genaue Beobachtung, leicht distanziert, Liebe zu sinnlichen Eindrücken.


Pascal MercierPerlmanns Schweigen. 

Rezension in der FAZ




Robert Habeck: Von hier an anders. Eine politische Skizze, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021



"Die grotesken Filmszenen der Erinnerung: In seinem Roman „Eurotrash“ betrachtet Christian Kracht die eigene Familiengeschichte in einem Zerrspiegel. So entsteht eine Parodie auf die Mode des autobiographischen Schreibens, die uns fragt: In welcher Fiktion wollen wir leben?

„Im Roman“, schreibt unser Rezensent Jan Wiele, „der als Fortsetzung von 'Faserland' beworben wird, malt Kracht in einer an Thomas Bernhard gemahnenden Spottlust die Schweiz als Hort des Eurotrashs aus. Und setzt sich mit der Frage auseinander, ob er und seine Familie vielleicht selbst 'Eurotrash' sind. Wenn man aber den Titel auch als ironische Selbstdenunziation des Romans versteht, zielt die Parodie sogar auf dessen eigene Form: Seine zur Schau gestellte Mode wäre dann die des autobiographischen Erzählens, das seit ein paar Jahren nun zu einem regelrechten Kult vermeintlich authentischer Memoir-Literatur geführt hat. Ebenden hatte Kracht in seiner Vorlesung parodiert, und der Roman ist die konsequente Fortsetzung auch davon.“ "

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/literaturbeilage-der-f-a-z-die-wichtigsten-romane-17245744/christian-kracht-eurotrash-17245910.html


Haruki Murakami: Erste Person Singular 

Orlando Figes: Die Europäer – Drei kosmopolitische Leben und die Entstehung europäischer Kultur. A. d. Engl. v. Bernd Rullkötter. Hanser Berlin 2020. 640 S.



Flora Thompson: Lark Rise

Peter Bichsel: San Salvador (Kurzgeschichte)

Viola Georgi: Entliehene Erinnerung 

Geschichtsbilder junger Migranten in Deutschland
[Es lohnt sich, alle Rezensionen auf Perlentaucher zu lesen. Die Studie ist offenbar nicht repräsentativ, aber aufschlussreich.]


John Ironmonger: Der Wal und das Ende der Welt


Dirk SteffensFritz Habekuß ÜberLeben
(Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden)



Richard Christ: Mein Indien

Christian Bommarius: 1949. Das lange deutsche Jahr, 2018

Margaret Atwood: Oryx und Crake (Dystopie von einer künstlich erzeugten Seuche)

Franziska zu Reventlow (Fanny zu R. u.a.)

Mirjam Pressler: Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen, ein Kinder- und Jugendbuch c. 10-15 J.

https://sinas-geschichten.de/

Asa Lind: Zackarina und der Sandwolf (ab 6 Jahre) Perlentaucher; Presse- und Leserstimmen

Ayelet Gundar-Goshen: Lügnerin
Ayelet Gundar-Goshen: Löwen wecken.
Stuart Jeffries: Grandhotel Abgrund

Philipp Staab: Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit, 2019
dazu: Market and Labour Control in Digital Capitalism, in: TripleC. Communication, Capitalism & Critique, 14/2016,2, S. 457–474

Shoshana ZuboffDas Zeitalter des Überwachungskapitalismus.
Rezension: Die Verdatung der Welt

Nora Bossong: Schutzzone
Ch. Schröder "gefällt, dass Bossong Fragen stellt, ohne Antworten zu geben. Er berichtet von grandiosen Szenen und Sätzen, die sich ihm in ihrer Kälte einbrennen: "Menschen sind immer ein Problem, und das Problem werden sie nicht los", zitiert Schröder und schaudert."
Lukas Bärfuss: Hundert Tage
"Der Schweizer Entwicklungshelfer David Hohl reist 1990 in die Hauptstadt von Ruanda, wo er sich im Büro mit Entwicklungsprojekten der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit beschäftigt und dadurch ein diktatorisches Regime stützt."


 Matilda Gustavsson: Klubben (Der Klub) [schwedisch] "Recherchen, die im November 2017 zur „MeToo“-Geschichte über den Betreiber des Stockholmer Kulturclubs „Forum“ führten – und damit zum Beginn der Krise der Schwedischen Akademie, die durch die Nähe zwischen diesem Jean-Claude Arnault und der ehrwürdigen Einrichtung, die jährlich den Literaturnnobelpreis vergibt, entstanden ist. In dieser Krise kamen dann auch andere Dinge zur Sprache: Arnault soll die Namen von sieben Literaturnobelpreisträgern vorzeitig ausgeplaudert haben, über deren Auszeichnung er Kenntnis erlangte, ohne selbst Akademiemitglied zu sein." (FAZ 10.12.19)
Tad Williams: Otherland


Kinderbücher:

Asa Lind: Zackarina und der Sandwolf (ab 6 Jahre) PerlentaucherPresse- und Leserstimmen

Torun Lian,Øyvind Torseter: Alice, die Notfallprinzessin


Hans-Ulrich Treichel: Der Verlorene

Stefan Descher / Thomas Petraschka: Argumentieren in der Literaturwissenschaft 

Wie begründet man die Interpretation eines literarischen Texts? Antworten auf diese Frage geben zu können, ist entscheidend für den Studienerfolg in allen literaturwissenschaftlichen Fächern.
Mit diesem Band liegt erstmals eine umfassende Einführung in das literaturwissenschaftliche Argumentieren vor: Praxisnah und anschaulich erklärt.  ISBN: 978-3-15-017693-1
   
Jo Nesbø: Moderne Version von Macbeth

Lee Kyung Hye: One Day I Died, 2019

 Lu Xun: Tagebuch eines Verrückten











  1. Das Mahabharata des Krishna-Dwaipayana Vyasa (nur zum Hineinsehen, nur wenn es gut gefallen hat, mehr. Denn es ist sehr lang.)


Anregungen zu verschiedenen Nationalliteraturen (mit vielen Kommentaren zu den je 10 Vorschlägen pro Land)


Aleida Assmann: Formen des Vergessens bei bpb für 4,50 €


Hideo Yokoyama: "64"

"Den Titel muss man erklären. „64“ ist eine Jahresangabe, gemeint ist das vierundsechzigste Jahr der Shōwa-Zeit – also das Jahr 1989, in dem der japanische Kaiser Hirohito starb, nachdem er über ein halbes Jahrhundert lang das Land regiert hatte. „64“, das war ein Epochenbruch, und in Hideo Yokoyamas gleichnamigen Kriminalroman ist es zugleich Chiffre für einen ungelösten Kriminalfall. [...]"


Tobias Esch. 2012. Die Neurobiologie des Glücks – Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert (Empfehlung von jeanpol)

Rezensionen bei literaturkritik.de





Silvia Bovenschen: Älter werden, 2006


Thomas Glavinic: Carl Haffners Liebe zum Unentschieden; Rezension 1,  Rezension 2, Rezension 3

Ivan Krastev: Europadämmerung


Colson Whitehead: The Underground Railroad (deutsch: Der Zug, den niemand je sah)
Ein Roman von 2017 über die Sklaverei in den USA.
Cora is a slave on a plantation in Georgia and an outcast after Mabel ran off without her. She harbors a great deal of resentment towards Mabel for escaping, although readers later learn that her mother actually died from a snake bite and never reached freedom. Caesar approaches Cora about a plan to flee. Reluctant at first, she eventually agrees as her situation with her master and fellow slaves worsens. During their escape, they encounter a group of slavecatchers, who capture Cora's young friend Lovey. Cora is forced to kill a teenage boy to protect herself and Caesar, eliminating any possibility of merciful treatment should she ever be recaptured. With the help of an inexperienced abolitionist, Cora and Caesar find the Underground Railroad, a subway system that runs throughout the south that transports runaways northwards. They take a train to South Carolina. [...]
Cora travels to a farm in Indiana owned by a free black man named Valentine, along with one of her rescuers, a man called Royal. The farm is populated by a number of freedmen and escapees, living and working in harmony. Royal, who is an operator on the Railroad, begins a romantic relationship with Cora, although she remains hesitant because of a rape by other slaves in her childhood. Unfortunately for the pair, a small faction of freedmen fears that their peaceful life will be ruined by the presence of escaped slaves, and tips off some slavecatchers to their presence. The farm is burned, and many slaves, including Royal, are killed in a raid by white Indianans. Ridgeway recaptures Cora and forces her to take him to a closed down Railroad station nearby. When they arrive, she pushes him down a flight of stairs, severely injuring him. She then runs off down the tracks. Eventually, she emerges from the underground tracks to find a caravan traveling out West. She is given a ride by one of the wagons' colored driver and the novel ends.


Omar El Akkad: American War, 2017

    ZDF 21.7.17 (6 Min)
    Youtube
    Wikipedia (englisch)
 Was geschieht, wenn die USA ihre Weltmachtrolle verloren haben und Klimaveränderungen und Kriege Amerika erreichen? Davon handelt Omar El Akkads Roman "American War".
Der Roman erscheint am 27.7. auf Deutsch.
"Letztendlich erzählt "American War" nur von Dingen, die existieren. In Amerika selbst oder in einem anderen Teil der Welt. Im Flüchtlingslager Camp Patience überlebt Sarat [die Heldin des Romans, die mit 6 Jahren als Kindersoldatin rekrutiert wurde] nur knapp ein Massaker, wie es sich im  Jahr 1982 im Camp Sabra Schatila (Sabra bedeutet "Geduld"), einem Flüchtlingslager in Libanon ereignete" (FAS 23.7.17, S.41)
Dazu die Wikipedia zum Stichwort Massaker von Sabra und Schatila: "Nach filmisch belegten Aussagen beteiligter Milizionäre richtete sich die Aktion in erster Linie gegen Zivilisten; bewaffneter Widerstand soll kaum noch vorhanden gewesen sein. Die Milizionäre verstümmelten, folterten, vergewaltigten und töteten überwiegend Zivilisten, unter ihnen viele Frauen, Kinder und Alte. Die Zahl der Opfer konnte nicht geklärt werden, wird aber je nach Quelle zwischen 460[1] und 3000[2] angegeben."

Marianne Krüll : "Im Netz der Zauberer"  über die Mann-Familie

Uwe Timm: "Am Beispiel meines Bruders"

Literarische Werke geordnet nach den Orten der Handlung

Bücher, die auf wahren Begebenheiten beruhen (Liste mit 165 Titeln)

Peter Härtling: Leben lernen

Zora Neale Hurston: Their Eyes Were Watching God, 1937

Universal Man: The Seven Lives of John Maynard Keynes (Englisch) 8. Oktober 2015

Rolf Sons: Martin Luthers als Seelsorger. Die Freiheit neu entdecken, SCM-Verlag, Holzgerlingen 2015, gebunden, 256 S.,

Edward O. Wilson: Die Hälfte der Erde, 2016 (Leseprobe)


Klaus Wiegandt (Hg.): Mut zur Nachhaltigkeit. 12 Wege in die Zukunft (Leseprobe)

David Foster WallaceUnendlicher Spaß


Marlene Streeruwitz: Yseut

Höranregungen: Fortsetzung folgt in SWR2


 Imbolo Mbue: Behold the Dreamers (Die deutsche Ausgabe soll unter dem Titel "Das geträumte Land" 2017 bei Kiepenheuer & Witsch herauskommen.)


Die neue Odyssee. Eine Geschichte der europäischen Flüchtlingskrise, Bericht des Migrationskorrespondenten des Guardian Patrick Kingsley

Enquist: Streichquartett

Christina Berndt: Zufriedenheit
Das Glücksgefühl ist wichtig als Antrieb. Deshalb muss es nach einiger Zeit abflauen, damit der Antrieb nicht verloren geht. Dauerhaftes Glück anzustreben ist also nicht sinnvoll.
Zufriedenheit ist ein sinnvolleres Ziel. Man kann sie mit Vernunft ansteuern (nicht ständig Unerreichtem nachtrauern, Stoizismus), ohne dass darüber der Antrieb verloren zu gehen braucht.

Fanny Burney: Evelina


Von Herrn Rau gelesene Bücher seit 2009

M. Pressler „Grüße und Küsse an alle“
http://www.fr-online.de/frankfurt/anne-frank-hinreissende-briefe-von-annes-vater,1472798,30531396.html



Hermann Burger: Schilten

Peter Bieri: Wie wollen wir leben? (empfohlen von Frau Schütze)

John Williams: Stoner

Göttert: Deutsch. Biografie einer Sprache [habe ich inzwischen gelesen]

Hans Küng: Anständig wirtschaften – Warum Ökonomie Moral braucht. Piper, München 2010, ISBN 978-3-492-05424-9.

Hiromi Kawakami: "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß", A. d. Japan. v. Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler, Hanser, München. 186 Seiten, 17,90 Euro.



U. Poznanski, Erebos


Nobelpreis für Alice Munroe

Daniel Kehlmann: F

Torday: http://de.wikipedia.org/wiki/Lachsfischen_im_Jemen

Rowling http://www.sueddeutsche.de/kultur/the-cuckoos-calling-jk-rowling-ueberrascht-die-welt-mit-pseudonym-krimi-1.1721246

Michael Cunningham “Ein Zuhause am Ende der Welt”

Und Nietzsche weinte

The Remains of the Day
Max Dunbar über The Remains of the Day
Tigererzählung S.36/7; Vater S.38-41; Definition des "great butler": dignity, sich auch durch intensive Gefühle nicht aus der Rolle bringen lassen: Service (Dienst) für den Herrn.
[habe ich inzwischen gelesen]

Hélène Grémillion: Le Confident [habe ich inzwischen gelesen]

The Man without a Country
This classic of American patriotism was first published during the civil war. It is about a man who curses the United States and is exiled to live the rest of his life at sea where he has plenty of time to contemplate the meaning and value of country and patriotism.

  • Die deutsche Revolution 1918/19 von Sebastian Haffner
  • Der Baader-Meinhof-Komplex von Stefan Aust
  • Feder im Sturm: Meine Kindheit in China von Emily Wu
  • LTI von Victor Klemperer
  • Martin Luther King - Malcolm X von Britta Waldschmidt-Nelson
  • Putins Demokratur von Boris Reitschuster
  • Die Welt aus den Fugen: Betrachtungen zu den Wirren der Gegenwart von Peter Scholl-Latour
  • Nato-Geheimarmeen in Europa: Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung von Daniele Ganser
    Der stille Putsch: Wie eine geheime Elite aus Wirtschaft und Politik sich Europa und unser Land unter den Nagel reißt von Jürgen Roth
    Media Control: Wie die Medien uns manipulieren von Noam Chomsky
    Meinungsmacht: Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten - eine kritische Netzwerkanalyse von Uwe Krüger