Erster Teil der Buchvorstellung in diesem Blog
Zitate und Zusammenfassungen 2. Teil
Erster Teil der Buchvorstellung in diesem Blog
Zitate und Zusammenfassungen 2. Teil
Marquez: Leben, um davon zu erzählen, 2002 (Perlentaucher)
https://cdf.bildungslandschaft.berlin/wp-content/uploads/2021/03/AB-5-KG-Streuselschnecke.pdf
Der Text berührt mich, wenn ich ihn mit den Berichten vergleiche, wo Erwachsene jahrelang mit Hilfe ihres Gencodes nach irgendwelchen Verwandten suchen.
Brecht dichtete die Vierzeiler zu aus Illustrierten ausgeschnittenen Fotos, damit sie nicht im Sinne der Kriegsverherrlichung interpretiert werden konnten. Er nannte die Kombination „Fotoepigramm“. Ruth Berlau schrieb dazu: "Dieses Buch will die Kunst, lehren, Bilder zu lesen." Denn für den,." der nicht darin geübt sei, sei es " ebenso schwer, ein Bild zu lesen wie irgendwelche.Hieroglyphen
Dazu:
"Schneiden Sie aus!" der Freitag, 22.2.2024 von Sabine Kebir
Wer nur die Zusammenarbeit von Joan Baez und Bob Dylan kennt, kennt nicht einmal die Hälfte dieser Geschichte. Nicht nur, weil Joan Baez und Bob Dylan jede(r) ihre eigene Geschichte haben, weil die Zusammenarbeit nur kurze Zeit dauerte: Sie die Pazifistin, die dafür auch ins Gefängnis ging und er der Dichter, der sich nicht auf äußere Ziele festlegen lassen wollte, sondern nur seinem Werk lebte, sondern weil neben dieser Zusammenarbeit und Rivalität auch die der Schwester Mimi Baez sowie die des Ehepaares Mimi und Dick Fariña, auch hier Sängerin und Dichter, bestand. Die hat David Hajdu in Positively 4th Street geschildert, seinerseits ein Buch [hier seine Schilderung der Kindheit der Schwestern] und ein Song von Bob wie Like a Rolling Stone oder sein Album Highway 61 Revisited. Wieso jetzt aber Henry Miller auslassen oder Jens Rostecks Buch Joan Baez Porträt einer Unbeugsamen, oder die Geschichte der Protestsongs, des Country, die Geschichte des Pop überhaupt und Bobs Musiknobelpreis (2000) und des Nobelpreises für Literatur (2016) übergehen?
Wenn man den hier eingesetzten Wikipedialinks folgt, erhält man ein umfassenderes Bild als ich mit meiner Lektüre von Jens Rostecks Buch (Amateurrezensionen pro und contra), trotzdem will ich bei bei Gelegenheit noch über meine Lektüre des Buchs berichten.
Rosteck schreibt überhaupt nicht ausgewogen, er ist uneingeschränkt beeindruckt:
"Nie ließ sie sich vereinnahmen, nie gab sie sich parteiisch, nie saß sie - die Stimme des Protests schlechthin - einer Ideologie auf. Nie wurde sie müde, ihre Maxime 'Ich trage keine Scheuklappen' zu wiederholen, angesichts der Anfeindungen durch hartnäckige Kritiker." (S.12)
Er erwähnt die Kritik, macht sie sich aber nicht zu eigen, sondern baut begründeter Kritik vor - etwa an ihrer scharfen Kritik an dem noch vielseitiger hochbegabten Bob Dylan in der Zeit ihres Zerwürfnisses mit ihm - mit: "Man konnte ihre Kompromisslosigkeit gelegentlich mit Starrsinn oder Besserwisserei verwechseln." (S.12) Ästhetische Kritik, Kritik an Starkult und Vergötterung durch ihre Fans wehrt er ab, indem er ihre Prioritäten anführt: "Alles, was letztlich zählte, war ihr Einsatz für die Benachteiligten dieser Erde, bedingungslose Friedfertigkeit ihr wichtigstes Anliegen - und ein immerwährender Kampf für ihre Durchsetzung. Ausnahmslos mit rein künstlerischen Mitteln ausgefochten." (S.13)
Diese Prioritäten übernimmt er, ohne ihr Handeln an Effizienz und Effektivität zu messen, wie das gegenwärtig fast durchgängig der Maßstab für alles gesellschaftliche Handeln ist.
Was heute als unerlaubt gilt, Einsatz für Benachteiligte, ohne andere mit ihnen in Konflikt Stehende ebenfalls Geschädigte ausdrücklich anzuführen (Engagement für Palästinenser als eine Form von "Antisemitismus"); sich zur Stimme von Unterdrückten zu machen, ohne dass man ihre Herkunft und ihr spezifisches Schicksal teilt ("kulturelle Aneignung"), das lässt er als Kritik nicht gelten, weil damals Unterdrückte meist keine Mindestanforderungen an die stellten, die sie unterstützen wollten.
Und bevor er Joan Baez' Lebensstufen schildert, stellt er - ohne sich an Chronologie zu halten - ihren Einsatz für Opfer bestimmter Verhältnisse dar.
2005: Aktivisten belagern den Ferien-Wohnsitz von George W. Bush und fordern von ihm Rechenschaft für den Tod eines Opfers des Irakkrieges Casey Sheehan, J. Baez singt. (S.23ff.)
1978: Ein Rock-Konzert mit Frank Zappa. J. Baez singt nur mit akustischer Gitarre. (Diesmal nicht für Opfer, doch Rosteck bewundert sie für ihren Mut für den Stilbruch und dafür, dass sie damit ankommt.) (S.27ff.)
Mai 1966: J. Baez gibt ein Konzert vor wenigen ausgesuchten parteitreuen in der DDR, setzt durch, dass der mit Auftrittsverbot belegte Wolf Biermann es besuchen darf, und singt ausdrücklich für ihn: Oh, Freedom. (S.21ff.)
28.8.1963: Die 22-jährige J. Baez singt auf dem March on Washington for Jobs and Freedom und dirigiert die Teilnehmer zum Refrain von Oh, Freedom und We shall Overcome. Martin Luther King hält seine Rede I have a Dream.
Durch diese Zeitsprünge übergeht er die Frage nach der Tragik des frühen Erfolgs, die sich bei Stars im Sport (Boris Becker) oder im Showgeschäft des öfteren stellt. Vergleiche mit Madonna (Pop-Ikone) oder Paris Hilton (it-Girl) drängen sich nicht auf, auch wenn Rosteck al Kapitelüberschrift für die Kindheit Nowhwere Girl (S.45) verwendet. Denn J. Baez hat trotz ihres teilweise finanziellen Erfolgs keine kommerzielle Karriere gemacht, sondern wurde beim March on Washington for Jobs and Freedom als junge Erwachsene für einen Auftritt ausgesucht, was sie in eine Reihe mit bereits weltbekannten Showstars brachte.
Nowhwere Girl (Kindheit und Jugend, S.45-80)
Nach den Berichten über das Stimmwunder und den kometenhaften Aufstieg und den unerschütterlichen vom Elternhaus übernommenen Pazifismus rechnet man nicht mit Panikattacken und ständigen Brechanfällen in der Jugend, nicht damit, dass die ständigen Ortswechsel aufgrund der Berufsentscheidungen des Vaters heimatlos und ohne Bindungen an einen Freundeskreis machten. Man rechnet nicht damit, dass sie ihre Stimme durch fortwährendes Manipulieren an ihrem Kehlkopf zurecht trimmt, nicht damit, dass sie vom Vater sich ganz unverstanden fühlt und der nicht, weiß, was er mit ihr anfangen soll, ihr hilflos gegenüber steht. Rechnet nicht damit, dass die entscheidende Erziehung zum Pazifismus im Sinne Gandhis erst durch Ira Sandperl erfolgt.
Der Umzug des Vaters ans MIT in Cambridge führt die Familie dann in das Studentenmilieu von Boston und Harvard, wo sie Anerkennung findet. "Innerhalb weniger Monate hatte Joan sich einen Namen gemacht in den wenigen Quadratkilometern rund um den Harvard Square und damit auf den Brettern, die damals die Welt für sie bedeuteten. [...] Zum ersten Mal in ihrem jungen Leben durfte sie richtig glücklich sein und sich begehrenswert fühlen." (S.76)
Lady Madonna (Der Aufstieg, S.81ff.)
Begegnung mit Bob Dylan
Gerhard Schick: Die Bank gewinnt immer (mit Leseprobe) (Perlentaucher)
Zitate:
Die BaFin sieht sich "bisher vor allem als Solvenzaufsicht, mit anderen Worten, zuständig dafür, Pleiten zu verhindern. Andere Bereiche klammert die Behörde am liebsten aus. Statt wegzuschauen sollte die BaFin ihre Kompetenz systematisch gegen illegale Finanzmarktgeschäfte einbringen." (S.50)
Es ist bekannt, dass Hesse mit der Charakteristik des Vorgängers von Josef Knecht als Glasperlenspielmeister, als mit der von Thomas von der Trave, auf Thomas Mann anspielt.
Bei neuerlicher Lektüre des Abschnitts, wo Bertram, der Vertreter von Thomas von der Trave bei der Ausübung seines Amtes so versagt, dass er flieht und offenbar den Freitod sucht, kommt der im Sterben liegende Thomas nicht gut weg. Ob es eine Anspielung auf Goethes Ausnutzung seines Sohnes August sein könnte? Dann wäre es zwar ein sehr kritisher, aber für Thomas Mann sehr ehrenvoller Vergleich.
Ich denke dabei einerseits daran, wie Th. Mann Gerhart Hauptmann im Zauberberg eine eindrucksvolle, aber sehr unschmeichelhafte Rolle spielen lässt, und auch daran, wie er im Dr. Faustus seinen eigenen Liebling Frido in der Gestalt des Echo einen grausamen Tod sterben lässt.
Mag sein, der Künstler braucht eine Figur und nimmt aus seinem Leben eine, die für die Figur passt, die er an dieser Stelle des Werks braucht. Ist das wirklich zwingend notwendig? Welche Grenzen sollte literarische Fiktion einhalten? Wird seine Gestaltung nicht zu blutleer, wenn er seine eigensten Erfahrungen nicht einbringen darf?
Böse gesagt: Ist das Glasperlenspiel nicht ohnehin so abstrakt, dass solche Grenzüberschreitung des Bezugs auf reale Personen den Charakter des Werks sowieso nicht mehr wesentlich verändern kann.
Die Buddenbrooks sind voller lebensvoller Gestalten, dies nobelpreiswürdige Meisterwerk war einem jungen Autor nur möglich, indem er viel von seiner Erfahrungswelt möglichst unverändert aufnahm. Aber das Glasperlenspiel als ein für die gedankliche Aussage konstruiertes Werk hat diese Rechtfertigung nicht.
Doch, dass ich inzwischen wieder auf das Alterswerk Hesses zurückkomme, läaat erkennen, dass ich es doch immer wieder lesenswert finde.