Novels[edit]
150 Seiten überschlagen haben mag und auch nicht ganz am Anfang begonnen hatte. Die Begegnung von Mutter und Sohn S.322/23 wirkt recht realistisch. Zu den Rezensionen: Roland ein Jedermann, der verheiratet ist mit der bedeutendsten deutschen Schriftsteller:in seit Thomas Mann? Einer Schriftstellerin, die in ihrem letzten Roman eine Parodie auf Angela Merkel aus sich macht? Meint der Rezensent, dass McEwan ein autobiographisches Buch über sich selbst schreibt, aber ohne all das, was ihn zu etwas Besonderem macht? Eher könnte ich mir denken, dass er sich aufspaltet in den erfolgreichen Autor und den unbedeutenden, aber mit Menschen, die ihn lieben, gesegneten Mann, der über der Sorge für sein Kind nichts aus sich machen kann. Da ich - mit anderer Arbeit beschäftigt -das Buch lange nur im Bett vor dem Einschlafen gelesen habe, fand ich bis zur Seite 407 nicht hinein. So ergab sich ein weitestgehend von mir als Leser, nicht vom Romantext her bestimmtes Leseerlebnis. Da ich die Lektüre schnell abschließen wollte, las ich den Schluss mit dem rührenden Gespräch zwischen der auf Deutsch zitierten Enkelin und Roland als Opa: Sie erzählt ihm von Tomi Ungerers Kinderbuch Flix, in dem zwei Katzeneltern einen Hund als Kind haben, weil irgendeiner ihrer Vorfahren ein Hund war und das jetzt durchschlägt. Er bekommt einen Hund als Paten, der ihm die Hundesprache beibringt. "But it can be tough, torn between two cultures. Eventually he becomes a politician and campaigns for mutual respect, equal rights and an end to cat-dog segregation." Als sie ihm das berichtet hat, fragt er sie: "Do you think the story is trying to tell us abut people? Sie, im Stadium, wo sie ihre Milchzähne verliert und ihr erstes Buch gelesen hat, kann mit der Frage nichts anfangen: "Don't be silly Opa. It's about cats an dogs." He saw her point. A shame to ruin a good tale by turning it into a lesson. That could be for later." (S.481/482) Das passt zu einem Roman, dessen Titel "Lesson" ist. Dann erst lese ich, wie McEwan erzählt, dass Roland sich erst dann entschließt, seine langjährige Freundin Daphne zu heiraten, als sie kurz darauf erfährt, dass sie todkrank ist: Krebs, Metastasen. Sie arrangiert, wie sie die letzten Monate ihres Lebens verbringen. Stimmungsvoll schildert McEwan, wie sie zu einem Ort ihrer Kindheit fahren, wo ihr Vater, der Arzt im Ersten Weltkrieg war, ihr, der Neunjährigen erstmals von seiner Arbeit erzählt und davon, dass er Triage zu machen hatte (zu entscheiden, wen man bei knappen Ressourcen sinnvollerweise behandeln konnte und wen man sterben lassen musste. Ein Bezug auf die Coronapandemie.) Sie berichtet, dass sie damals die innigste Beziehung zu ihrem Vater spürte, weil er ihr von seinen schwersten Entscheidungen berichtet hatte. Dann beauftragt sie Roland, nach ihrem Tod ihre Asche in den dort fließenden Bach zu streuen. Im Spätstadium ihrer Krebserkrankung helfen die Schmerzmittel nicht mehr und sie erlebt unerträgliche Schmerzen, doch Ärzte wie Schwestern verweigern ihr eine höhere Dosis, die sie töten würde. Er empört sich über Kirchenmänner und Theologen, die eines Dogmas willen die Menschenwürde von Patienten missachten, schließlich auch über die Ärzte, die es ihnen wegen der bestehenden Gesetze gleichtun. Dann aber stellt sich heraus, dass Daphne ihrem früheren Mann Peter Mount ebenfalls das Versprechen abgenommen hat, ihre Asche in den Bach zu streuen. Beide Männer bestehen darauf, ihr Versprechen zu erfüllen, es kommt zu einem Kampf wie auf Leben und Tod, den Roland verliert. Peter streut die Asche in den Bach. Das ist eine eindrucksvolle Parallele zum Handeln der Kirchen und des Staates: Man hält an den Prinzipien fest, auch wenn es mit der Menschenwürde nicht vereinbar ist. Und genauso verhalten sich Daphnes ehemalige Ehemänner. Beide wollen das Gleiche tun, das Ergebnis wäre das gleiche, aber sie wollen ihr Versprechen erfüllen und der andere darf es nicht tun. Eine eindrucksvolle Parallele. Aber für mich entwertet es etwas die emotionale Schilderung der kurzen Glücksmomente inmitten der Trauer über Daphnes bevorstehenden Tod. Um es mit McEwens Worten zu sagen: My point is: What a shame to write a good tale only to turn it into a lesson. Auf Deutsch: Was mich bei McEwan schon in Amsterdam gestört hat: Er schildert etwas Allgemeingültiges, aber die Handlung ist so konstruiert, dass für mich die Lebenswahrheit verloren geht. Und dann doch wieder so treffend die Worte des Kindes ("frowning with concern" - ganz im Gefühl der wichtigen Verantwortung gegenüber dem hilflosen Erwachsenen): "Komm Opa. Hier lang." "she took his free hand in hers and began to lead him across the room." (S.483). Die letzten Worte des Romans über den Mann, dem das Leben "lessons" gegeben hat, die er nur unzureichend zum Lernen genutzt hat. , |
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vor 9 Stunden
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