27 Oktober 2007

Tallhover

Tallhover ist in Preußen für die politische Polizei tätig. Er versucht im Prozeß gegen die neue rheinische Zeitung Zeugen gegen Marx zu finden. In der DDR ist er immer noch tätig und zwar bei der Stasi. Er droht einem, der im damaligen Prozeß keine Aussage machen wollte, damit, ihn zu bestrafen, weil er gegen "uns" war.
Hauptteil des Buches sind freilich Tallhovers Beobachtungen Lenins während eines Deutschlandaufenthalts, seine Kritik an Lenins Fahrt durch Deutschland auf Abmachung mit der OHL, weil die Revolutionäre Gelegenheit bekamen, die Revolution auch in Deutschland voranzutreiben. Sein Bericht über Radek, seine Verhaftung und seine Kontakte. Wichtig sind auch die Berichte über seine Tätigkeit unter dem NS-Regime.
Immer dient er der Obrigkeit: dem preußischen König, der NS-Diktatur und der SED. Dass er sich dafür nicht zu verändern braucht, ist Schädlichs Aussage über die Rolle von SED und DDR.
Der Gedanke des ewigen Spions ist nicht schlecht (vgl. Grass). Außerdem gefällt auch die historische (?), jedenfalls Atmosphäre gebende Darstellung zu Uljanow (Lenin), der Fahrt durch Deutschland und zu Radek. Tallhover selbst bleibt blutleer. Der Vorwurf gegen Grass' Weites Feld trifft hier noch mehr. (Hans Joachim Schädlich)

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