14 November 2007

Auf den Straßen Roms


Eine junge Frau allein in Rom, nachdem sie drei Tage nach dem Zusammentreffen mit ihrem Mann, erfahren hat, dass er, der Soldat, zum Afrikakorps muss.
Schwanger, vom Arzt aufgefordert, viel zu gehen, immer unterwegs. Mit Blick auf die vielen Adler. Was sollen die deutschen Adler hier? Aber sie sind auch weniger militärisch, natürlicher, streng freilich auch.
Im evangelischen Diakonissenheim auf die Geburt wartend, so war das Arrangement gewesen. Er als Soldat eine halbe Stunde entfert, sie im Heim. Er jetzt in Afrika.

So geht die Mutter von Friedrich Christian Delius durch die Stadt.
Er nennt sein Buch "Bildnis der Mutter als junge Frau". Die Gedanken der jungen Frau bei ihren ständigen Spaziergängen durch eine Stadt, deren Landessprache sie nicht versteht, deren Geschichte sie nur verschwommen kennt, deren Kunstwerke sie nicht einordnen kann, bezeichnet als Bildnis wie das Werk eines Tizian, Botticelli, Lippi oder Cranach.

Dabei sieht sie viele Bilder, den grüngrauen Tiber mit prächtigen hellen Mauern gerahmt. Aber ein Bild ihrer selbst?

Rezension von Katharina Döbler
in der ZEIT, 8.11.2006

Keine Kommentare: