09 November 2023

Sigrid Damm: Schillers Leben

 Sigrid Damm geht dem Leben des Menschen Friedrich Schiller nach, nicht seiner Werkbiographie.

Der junge Schiller ein Pumpgenie, das ständig vertrösten muss, Erfolge ankündigt, aus denen nichts wird, von Frauen ausgehalten wird und sie enttäuscht. 

Sein Fiesco fällt zunächst durch. Als er in der Not das Manuskript verkauft, wird es überall gespielt und Schiller hat den Ruhm, aber kein Geld. 

Charlotte von Kalb, seine Charlotte von Stein, knapp zwei Jahre jünger als er, ebnet ihm den Weg.

Beim erneuten Wandern durch Schillers Texte [...] wie eine Verklidung, ein fremdes Kostüm fällt die Jahrhundertferne von ihm ab." (S.14)

"Existenz zwischen papiernen Fensterscheiben" (S.14)

"mein Blick richtet sich auf den Arbeitsalltag Schillers" (S.15)

"Schillers Stimme: ironisch, sarkastisch, bitter, heiter, verzweifelt, böse, scharf." (S.16)

Schillers Reise in seine schwäbische Heimat mit seiner hochschwangeren Frau Charlotte (S.156 ff.) befriedigt ihn lange nicht. Sorgen um seinen neugeborenen Sohn, seine eigene Krankheit und die wenig "(geist)reiche" Unterhaltung mit seinen alten Bekannten bewirken bei ihm eine Schreibblockade. Das bessert sich erst, als er von Ludwigsburg nach Stuttgart umzieht. Dort ist es nicht zuletzt der junge jetzt 29jährige Tübinger Verleger Cotta, der ihn aufmuntert.

"Die Arbeitsgespräche führen die beiden während eines Ausfluges nach Untertürkheim und auf den Kahlenberg. Mit Cotta begegnet Schiller einem Verleger, der seine Honorarforderungen stets akzeptiert, ihn darüber hinaus über Geldgeschenke sogar am Gewinn einzelner Werke beteiligt. Er findet in ihm einen finanzstarken und großzügigen Verleger, der  zudem lebenslang sein Freund sein wird. Ein großes Glück. Das er dem Aufenthalt in Schwaben zu verdanken hat. Das entscheidende Zusammentreffen von Autor und Verleger findet am 4. Mai 1794 statt, kurz vor Schillers Abreise. (S.189)

"Schiller kehrt voller Energie, den Kopf voller Ideen zurück, seine Gesundheit ist erträglich. Alle Zeichen stehen günstig. Erfreuliches erwartet den Ankommenden. Immanuel Kant hat sich zu seiner Schrift 'Über Anmut und Würde' geäußert, sie das Werk einer Meisterhand genannt. Johann Gottlieb Fichte ist als Nachfolger von Reinhold zum Professor für Philosophie nach Jena berufen worden. Wilhelm von Humboldt hat Schillers Vorschlag vom Vorjahr, als sie vor seiner Schwabenreise intensive Gespräche führten, wahr gemacht, hat als Privatier seinen Wohnsitz nach Jena verlegt; er wohnt nur wenige Häuser von Schiller entfernt. Humboldt ist mir eine unendlich angenehme und zugleich nützliche Bekanntschaft, schreibt Schiller an Körner, denn im Gespräch mit ihm entwickeln sich alle meine Ideen glücklicher und schneller. Es ist eine Totalität in seinem Wesen, die man äußerst selten sieht, und die ich außer ihm nur in Dir gefunden habe. Körner kündigt seinen Besuch an. Welches Leben wird das sein, wenn du hier herkommst und die Dreieinigkeit vollendest…(S.191 - Sigrid Damm setzt wörtliche Zitate in Schrägdruck; wen sie zitiert ergibt sich aus dem Zusammenhang.)

Das 'Horen'-Projekt (S.192)

Goethe schreibt auf Schillers Einladung hin:

"Ew. Wohlgeb.

eröffnen mir eine doppelt angenehme Aussicht, sowohl auf die Zeitschrift welche Sie herauszugeben gedencken,[165] als auf die Theinahme zu der Sie mich einladen. Ich werde mit Freuden und von ganzem Herzen von der Gesellschaft seyn.

Sollte unter meinen ungedruckten Sachen sich etwas finden das zu einer solchen Sammlung zweckmäßig wäre, so theile ich es gerne mit; gewiß aber wird eine nähere Verbindung mit so wackern Männern, als die Unternehmer sind, manches, das bey mir ins Stocken gerathen ist, wieder in einen lebhaften Gang bringen.

Schon eine sehr interessante Unterhaltung wird es werden sich über die Grundsätze zu vereinigen nach welchen man die eingesendeten Schriften zu prüfen hat, wie über Gehalt und Form zu wachen um diese Zeitschrift vor andern auszuzeichnen und sie bey ihren Vorzügen wenigstens eine Reihe von Jahren zu erhalten.

Ich hoffe bald mündlich hierüber zu sprechen und empfehle mich Ihnen und Ihren geschätzten Mitarbeitern aufs beste.

W. d. 24. Jun. 1794."





sieh auch: 

Schillers Wende: Auf Dichterspuren durch Rudolstadt, 18.10.2023, 

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