21 September 2025

Lektüre 1978ff.

Im Unterschied zu meinem Lektüretagebuch von damals kann ich hier viele Werke verlinken, so dass der/die Leser/in und ich sich über die Werke informieren können, die ich damals gelesen habe und die den meisten von uns weitgehend aus dem Gedächtnis entschwunden sind.

1974: IllichDie sogenannte Energiekrise oder die Lähmung der Gesellschaft

 Illich vertritt die These, es gebe ein sozialkritisches Quantum der Energie, und er setzt es für den Verkehr bei 25 km/h an, d.h. beim Fahrrad, jenseits dessen es zur Ausbeutung kommen muss und "die technische Struktur der Produktionsmittel die soziale Struktur vergewaltigen muss" (S.15) Jenseits dieser Schwelle korrumpiert Energie. Die Armen gewinnen nichts, nur werden große Privilegien geschaffen.

[Die gesellschftl. Arbeitszeit, die für die Herstellung und den Verkauf sowie die Herstellung und den Verkauf der Treibstoffe gebraucht wird, ist damit eingerichtet - die Reichen gewinnen dabei Zeit, die Armen müssen sie dafür in entfremdeter Arbeit verbringen statt auf Wegen zur Arbeit, wo sie Zeit für ihre eigenen Gedanken und Beobachtungen haben. - Zusatz von2025]

"Der typische amerikanische arbeitende Mann wendet 1600 Stunden auf, um sich 7500 Meilen fortzubewegen. Das sind weniger als 5 Meilen pro Stunde. In Ländern, in denen eine Transportindustrie fehlt, schaffen die Menschen dieselbe Geschwindigkeit und bewegen sich dabei, wohin sie wollen – und sie wenden für den Verkehr nicht 28 %, sondern nur 3-8 % ihres gesellschaftlichen Zeitbudgets auf." (S. 27) 
"Gleichzeitig will er auf die Konsequenzen eines falsch eingesetzten technischen Fortschritts aufmerksam machen: „Wenn eine Gesellschaft, ganz gleich welcher Art,[13] die Konvivialität unter ein gewisses Niveau drückt, dann wird sie dem Mangel anheimfallen; denn keiner noch so hypertrophierten Produktivität wird es jemals gelingen, die nach Belieben geschaffenen und multiplizierten Bedürfnisse zu befriedigen.“[14]

Ditfurth: Der Geist fiel nicht vom Himmel (Die Evolution unseres Bewusstseins, Hamburg 1976)

Kissinger: The White House Years (1979/80 ca. 160 S.
in Sölle: Wählt das Leben
Jurek Becker: Jakob der Lügner Sommer 1980 (für die Schule Abi '82); Isländische Sagas, H. Kuhn: Das alte Island (So/Herbst 1980) 
Schlaflose Tage [Herbst 1980]
Ende Momo [Herbst 1980],
A. Muschg: Baiyun oder die Freundschaftsgesellschaft (deutl. früher: Erinnerung 2025: Sommer des Hasen)
Fontane: Wanderungen (erhebliche Passagen)
wiederholt: Benn Gedichte u. Briefwechsel mit Klaus Mann.
G. Kunert: Englisches Tagebuch (bes. Cornwall-Kapitel sehr anrührend - 
[Erinnerung: englische Kinder im Winter unter einem Wasserfall, wir erlebten sie damals im Winter in der Sonne barfuß und in kurzen Kleidchen]
Ende: Unendliche Geschichte - Es geschieht, was du willst, kindliche Kaiserin, Phanásien
Herbst 1981: Jane Austen: Sense and Sensibility (Ich freue mich, erstmals englische Literatur auf englisch mit großer Spannung zu lesen. - bei Lord of the Rings ging es noch nicht so selbstverständlich. Erinnerung 2025: Dafür war es entspannend, im warmen Bett von den gefährlichen Wanderungen der Hobbits zu lesen und die Handlung ging angenehm langsam mit gewisser Anspannung auf das Textverständnis und dadurch ermüdend voran. Heute könnte ich ein so dickes Buch ohne Brille nicht mehr so leicht im Liegen lesen.)
in: Anderson: The Upper Thames
in: Hoskins: The Making of the English Landscape. Wie Fontanes Erfahrungen in Schottland sich in den "Wanderungen" niederschlugen, so lässt mich The Making of the English Landscape nach der deutschen Landschaft fragen. Public footpaths lassen mich die offene deutsche Landschaft und die deutschen Wälder schätzen. Zusatz 2025: Andererseits hat das Wandern auf dem vom landwirtschaftl. Verkehr getrennten Weg mit dem Übersteigen der Zäune und Feldbegrenzungen auf den dafür vorgesehenen Stufen im Rückblick etwas Nostalgisches. 

Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends Aufbau Verlag, zweite Auflage 1980.[1979 veröffentlicht]
"Die Ideen, die folgenlos bleiben. So wirken auch wir mit an der Aufteilung der Menschheit in Tätige und Denkende. Merken wir nicht, wie die Taten derer, die das Handeln an sich reißen, immer unbedenklicher werden? Wie die Poesie, der Tatenlosen den Zwecken, der Handelnden, immer mehr entspricht? Müssen wir, die wir uns in keine praktische Tätigkeit schicken können, nicht fürchten, zum weibischen Geschlecht der Lamentierenden zu werden, unfähig zu dem kleinsten Zugeständnis, das die alltäglichen Geschäfte einem jeden abverlangen, und verrannt in einen Anspruch, den auf Erden keiner je erfüllen kann: Tätig zu werden und dabei wir selber zu bleiben."(S. 165). 
Zum Vergleich Wolf: Kleiner Ausflug nach H. [Heldenstadt], 1971 entstanden, 1980 in BRD publiziert. Die Satire von 1971 [in der Hoffnung auf eine Öffnung in der Literaturszene entstanden, die 1976 mit der Ausbürgerung Biermanns endgültig verloren ging, schildert Wolf einen fiktiven Ort für die Helden der DDR, wo die sich unglücklich fühlen - kein Ort für sie.
1979 schreibt sie darüber, indem sie die Handlung in der engen Welt seit Napoleons Machtübernahme spielen lässt.
Frisch: Mein Name sei Gantenbein (Zweitlektüre, diesmal mit Genuss)
Thackeray: Vanity Fair
Grass: Das Treffen in Telgte- mit erfreulich viel Interesse (bin ich bei Grass gar nicht gewohnt). Er schildert erstaunlich einfühlsam Barockdichter (und die Aufnahme ihrer Werke durch Kollegen) à la Gruppe 47
Frisch: Montauk
Jurek Becker: Lenchen ....
Goetthe: Die Kampagne in Frankreich (sieh auch mein Artikel im Blog)

 

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