Wir erfahren mehr über das Rezept von Irinas Burgundergans und darüber, wie man sich in Zeiten der DDR mühen musste, die dafür notwendigen Zutaten zu besorgen, als über die Lebensleistung der männlichen Helden Wilhelm, Kurt (für ihn lieferte Eugen Ruges Vater Wolfgang Ruge das Vorbild) und Alexander Umnitzer.
Und das, obwohl wir die Geburtstagsfeier des 90-jährigen Wilhelm, bei der über seine Leistungen berichtet wird, sogar fünfmal erleben. Zu dröge und verlogen ist der Bericht, zu unterschiedlich die Interessen der Zuhörer, als dass die fünf verschiedenen Personen, aus deren Sicht über die Feier berichtet wird, so recht etwas mit dem Bericht anfangen könnten, das der Leser für seine Information nutzen könnte.
Damit ist auch das Bauprinzip des Romans angedeutet. Fünf Berichte aus dem Jahr 2001, je einer von 1952, 1959, 1961, 1966, 1973, 1976, 1979, 1991 und 1995 aus der Sicht von acht verschiedenen Personen werfen Licht auf vier Generationen einer Familie und verschiedene Phasen der DDR-Geschichte. Doch was mich am meisten interessiert hat, ist der Blick auf das Verhältnis der Ehepartner und der verschiedenen Generationen im Umgang miteinander und ihre Auseinandersetzung mit dem Älterwerden.
Eugen Ruge selbst wollte - laut Interview - seine Familiengeschichte erzählen und bei der Gelegenheit - sekundär - auch etwas DDR-Leben möglichst neutral dokumentieren.
Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichts
Wolfgang Ruge: Gelobtes Land. Meine Jahre in Stalins Sowjetunion
Eugen Ruge spricht über seinen Roman und liest drei kurze Passagen daraus vor.
Recht kritische Rezension. Die DDR werde darin zu negativ gesehen.
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vor 19 Stunden
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