21 Juli 2014

Insel Felsenburg: Bericht des Herrn der Insel

»Ich Albertus Julius, bin anno 1628 den 8. Januar von meiner Mutter Maria Elisabetha Schlüterin zur Welt geboren worden. Mein Vater, Stephanus Julius, war der unglückseligste Etatsbediente eines gewissen Prinzen in Teutschland, indem er in damaliger heftiger Kriegsunruhe seines Herren Feinden in die Hände fiel, und weil er seinem Fürsten, vielweniger aber seinem Gott ungetreu werden wollte, so wurde ihm unter dem Vorwande, als ob er, in seinen Briefen an den Fürsten, den Respekt gegen andere Potentaten beiseit gesetzt, der Kopf ganz heimlicher und desto mehr unschuldiger Weise vor die Füße gelegt, mithin meine Mutter zu einer armen Wittbe, zwei Kinder aber zu elenden Waisen gemacht. Ich ging dazumal in mein sechstes, mein Bruder Johann Balthasar aber, in sein viertes Jahr, weiln wir aber unsern Vater, der beständig bei dem Prinzen in Campagne gewesen, ohnedem sehr wenig zu Hause gesehen hatten, so war unser Leidwesen, damaliger Kindheit nach, nicht also beschaffen, als es der jämmerlich starke Verlust, den wir nachhero erstlich empfinden lerneten, erforderte, obschon unsere Mutter ihre Wangen Tag und Nacht mit Tränen benetzte. [...]
»Wir hielten eine dermaßen glückliche Fahrt, dergleichen sich wenig Seefahrer zur selben Zeit, getan zu haben, rühmten. Indem das Vorgebürge der guten Hoffnung sich allbereit von ferne erblicken ließ, ehe wir noch das allergeringste von Regen, Sturm, und Ungewitter erfahren hatten. Der Kapitän des Schiffs machte uns Hoffnung, daß wir aufs längste in drei oder vier Tagen daselbst anländen, und etliche Tage auf dem Lande ausruhen würden. Allein die Rechnung war ohne den Wirt gemacht, und das Verhängnis hatte ganz ein anderes über uns beschlossen,  [...]
Immittelst ist es etwas Nachdenkliches, daß dazumal auf dieser Insul unter uns vier Personen, die drei Hauptsekten des christlichen Glaubens anzutreffen waren, weil Mons. van Leuven, und seine Frau der reformierten, ich Albert Julius, als ein geborner Sachse, der damals sogenannten lutherischen, und Lemelie, als ein Franzose, der römischen Religion des Pabsts beipflichteten. Die beiden Eheleute und ich konnten uns im Beten und Singen ganz schön vereinigen, indem sie beide ziemlich gut teutsch verstunden und redeten; Lemelie aber, der doch fast alle Sprachen, außer den gelehrten Hauptsprachen, verstehen und ziemlich wohl reden konnte, hielt seinen Gottesdienst von uns abgesondert, in selbst erwählter Einsamkeit, worinnen derselbe bestanden, weiß ich nicht, denn solange wir mit ihm umgegangen, hat er wenig Gottgefälliges an sich merken lassen. [...]

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