Fürst Pückler-Muskau und die Einrichtung von Parks
Zitate:
"wenn der Park eine zusammengezogne idealisierte Natur ist, so ist der Garten eine ausgedehntere Wohnung. Hier mag also der persönliche Geschmack aller Art sich wohl ein wenig gehenlassen, ja sogar Spielereien und überhaupt das freieste Hingeben an die Phantasie erlaubt sein." (Andeutungen über Landschaftsgärtnerei)
"ein Garten im großen Stil ist eben nur eine Bildergalerie, und Bilder verlangen ihren Rahmen" [Im Unterschied zum Park, dessen Grenze möglichst versteckt sein sollte, z.B. durch Ha-Ha-Gräben]
Text:
"[...] Jemand sagt sehr richtig: »Das künstlerische Produzieren ist wie eine Ehren- so auch eine Gewissenssache.«
Daher ist es dem echten Kunstsinn gar nicht möglich, sich mit etwas als nicht entsprechend oder gar völlig mißlungen Erkanntem zu begnügen. Er bringt lieber jedes Opfer, als den schändenden Fleck bestehen zu lassen, wäre es auch an sich nur ein untergeordneter Gegenstand, wie die Natur ja ebenfalls die Kleinste ihrer bewunderungswürdigen Schöpfungen mit eben der Liebe und emsigsten Sorgfalt ausstattet und vollendet, als sie den Größten und Erhabensten angedeihen läßt.
Obgleich ich bei meinen Anlagen in Muskau mich nie einen Augenblick von der Grundidee entfernt habe, die ich später zu entwickeln schicklichere Gelegenheit finden werde, so will ich doch gar nicht leugnen, daß sich viele Partien hier befinden, die nicht nur retouschiert, sondern oft gänzlich, einmal, ja drei und viermal umgeändert worden sind. Man irrt sehr, wenn man glaubt, daß durch dieses mannigfache Ändern Verwirrung entstehe, sobald dasselbe überhaupt nur mit Grund und Verstand, und nicht aus bloßer Laune vorgenommen wird, in welchem letztern Falle man sich allerdings sehr in acht zu nehmen haben würde, nicht bloße Veränderung für Verbesserung anzusehen. Sonst aber ist das Prinzip des nonum prematur in annum auch hier anzuwenden, und nicht mit Korrigieren und Feilen zu ruhen, bis man endlich das möglichst Beste als dabei Festzuhaltendes erreicht hat, welches oft die Zeit erst deutlich einzusehen lehrt; diese uns oft so lang werdende Zeit, deren Erfolge zu beobachten und zu berechnen, andere Künstler durch unbeschränkte Herrschaft über das ihnen zur Ausführung gegebene Material glücklich überhoben sind.
Als ich vor einigen Jahren eine geistreiche Dame in meinen Anlagen herumführte, äußerte sie gegen mich sehr bescheiden, »daß sie zwar nur wenig von der Sache verstehe, sich indes mancher pittoreskeren, grandioseren Gegend erinnere als die hiesige, etwas aber, was ihr immer von neuem wohltuend eben hier auffalle, sei die imposante Ruhe, die in dem Ganzen herrsche«. Nie hätte mir ein Lobspruch schmeichelhafter sein können, und ist er gegründet, so kann ich mein Werk in seiner Art für gelungen erachten. Dies danke ich dann aber hauptsächlich dem doppelten Grundsatze, stets nur einer Hauptidee gefolgt zu sein, und dennoch nie etwas bestehen gelassen zu haben, was im einzelnen früher verfehlt wurde.
Man sieht hieraus, wie mißlich es ist, einen fremden Künstler auf einige Tage oder Wochen, oder auch Monate kommen zu lassen, um sofort einen Plan zu machen, auf dem jeder Weg und jede Pflanzung, das Ganze mit allen Details schon genau angegeben ist; oder gar einem solchen Tausendkünstler nur eine Situationskarte zuzuschicken, worauf dieser frisch zum Werke schreitet und, ohne alle geistige Beziehung, ohne alle Lokalkenntnis der wahren An- und Aussichten, der Effekte von Berg und Tal, von hohen und niederen Bäumen, sowohl in unmittelbarer Nähe, als in der entfernteren Gegend seine Linien auf das geduldige Papier hinzeichnet, die sich zwar sehr sauber und hübsch dort ausnehmen können, in der Ausführung aber gewöhnlich etwas höchst Klägliches, Schales, Unpassendes, Unnatürliches und gänzlich Mißlungenes zur Welt bringen. Wer mit den Materialien der Landschaft selbst diese bilden will, muß nicht nur aufs genaueste mit ihnen bekannt sein, sondern auch überhaupt bei der Anlage wie bei der Ausführung, in gar vielen Dingen ganz anders zu Werke gehen, als der Maler auf der Leinwand. Die Schönheit einer wirklichen Landschaft ist, selbst nach einem möglichst treuen Gemälde, nur teilweise, nach einer Karte aber gar nicht zu beurteilen, und ich möchte im Gegenteil dreist behaupten, daß (außer in einer ganz platten Gegend ohne Aussicht, wo überhaupt nur sehr wenig geleistet werden kann) ein dem Auge ganz wohlgefälliger Plan, mit stets angenehm darauf hingeführten Linien, keine schöne Natur darstellen könne, denn um in dieser eine schöne Wirkung hervorzubringen, muß man grade oft die auf dem Papier am schroffsten und ungeschicktesten sich ausnehmenden Verbindungen wählen. [...]"
4. Sumpfiger Boden muß durchaus erst trockengelegt werden, wozu die englische Art vieler unterirdischer Abzüge aus großen Hohlziegeln, die auf Ziegelplatten gelegt werden, und dann sehr dauerhafte kleine Kanäle bilden, welche sich nicht wie Reisig und Feldsteinzüge alle Augenblicke verstopfen, am zweckmäßigsten sein möchten. Ist gehöriges Wasser, und Gefälle zum raschen Fließen desselben vorhanden, so kann man oft sehr liebliche offene Bäche damit bilden, die noch besser entwässern, und zugleich eine große Verschönerung gewähren. Sie müssen aber dann geschickt und naturgemäß geführt werden, sonst verunstalten sie statt zu zieren. Ich rate, für solche kleine Bäche, sie in großen und kühnen Hauptkrümmungen zu ziehen, mehr spitze als runde Bögen, die Ufer dann so flach als möglich zu planieren, um die Grasebene nicht zu schroff zu unterbrechen und zuviel Wiesenboden zu verlieren, dann aber erst dem Bette des Baches, durch Hinwegnehmen von Erde hie und dort, bald an der obern bald an der untern Kante der Ufer, so wie durch angebrachte Büsche, Steine oder Wasserpflanzen, die nötige Mannigfaltigkeit im Detail zu geben. Bei Übermaß an Wasser, und nur geringem Gefälle auf einer sehr unebnen und torfigen großen Wiese in meinem Park, zu deren Entwässerung viele offne Gräben durchaus nötig wurden, die in gewöhnlicher Art gezogen einen unangenehmen Anblick hervorgebracht hätten, bin ich auf den Gedanken gekommen, aus ihr eine Art Delta zu bilden, wodurch ich, dem früher empfohlenen Prinzip gemäß: Einheit durch Vielheit zu gewinnen – mit Hülfe einzelner Pflanzungen vieler Schilf- und Wassergewächse, wie der Belebung durch allerlei Wasservögel, ein ziemlich originelles, und dennoch ganz natürlich erscheinendes Ganze zuwege zu bringen hoffe. Daß zu gleicher Zeit Bewässerung oder Überrieselung, wo sie nur möglich ist, sorgfältig zu bewerkstelligen gesucht werden muß, versteht sich von selbst, und ist hierbei die gänzliche Überschwemmung auf einmal, einige Tage im Frühling, und nach jedem Grashiebe, wo man sie sich verschaffen kann, wohl der täglichen Überrieselung während der heißen Jahreszeit vorzuziehen, von der ich nie großen Nutzen verspürte. 5. Will man Rasenstücke für pleasureground und Gärten anlegen, so mische man die Grasarten ebenfalls nach Maßgabe des Bodens, jedoch mit Vermeidung aller groben Gräser, wie Honiggras, französisches Raygras, Knaulgras u. s. w. (S.573)
In unserm Boden und Klima wird man jedoch eine möglichst schöne und feste Grasnarbe, in kurzer Zeit, am sichersten durch das Legen oder Pflastern mit ausgesucht feinem Hutungsrasen erhalten, den man auf Feldrainen und Waldrändern wohl überall antrifft. Er wird in langen Streifen abgestochen und aufgerollt, dann auf den gut präparierten Boden ebenso wieder aufgelegt, mit hölzernen Pritschen festgeschlagen, etwaige Zwischenräume mit kleinern Stücken ausgestopft, ein wenig gute Gartenerde darübergestreut, hierauf noch etwas von der erwähnten Grassamenmischung obenaufgesät, und zuletzt alles gut eingewalzt und eingegossen. Dies gibt mit Sicherheit das gewünschte Resultat, und sollte später an ein oder der andern Stelle der Rasen etwas ausgehen, so habe ich oft erfahren, daß es hinlänglich war, solche Stellen nur beide wieder abzuschälen und gegenseitig die Rasen umzuwechseln, um auch beide wieder üppig grünen zu machen. Die spätere gute Behandlung ist jedoch die Hauptsache, ohne welche kein kurzer Rasen lange schön bleiben kann. Er muß nämlich bei nassem Wetter alle acht, bei trocknem alle vierzehn Tage gemäht, und wenigstens ebenso oft gewalzt werden, wobei es zweckmäßig ist, das Walzen dem Hauen vorausgehen zu lassen, einmal um kleine Steine und Erhöhungen, an denen die Sense hängenbleibt, vorher ein- und niederzudrücken, zweitens um die Streifen, welche die Walze auf dem Rasen zurückläßt und die mehrere Tage sehr schlecht aussehen, wieder durch das Mähen verwischen zu lassen. Die gewöhnlichen Kornsensen dienen auch beim Gras; jedoch verlangt die Operation größere Übung und einen sehr egalen Strich. Auch muß man, um alle stehenbleibenden Grasränder zu vermeiden, jeden Strich zweimal, hinauf und herab, mähen lassen. Die Morgenstunden, wo der Tau noch liegt, werden bei trockner Witterung am besten dazu benutzt. (S. 591)
Es ist auch ein Vorurteil, alles Moos in solchem Rasen vertilgen zu wollen. Viele Arten desselben bilden oft im Schatten der Bäume, wo kein Gras aushält, bei der erwähnten Behandlung von selbst einen Teppich, der an Weiche dem Sammet gleichkömmt, und an Frische den Rasen fast noch übertrifft. So erinnere ich mich, auf der Insel Wight eine weite Strecke Moosrasen dieser Art gesehen zu haben, der an Elastizität, Saftgrün und Dichtigkeit alles überbot, was mir je von Rasenstücken in England vorgekommen ist, und auch mir gelang es, unter hohen Bäumen sehr anmutige Plätze dieser Art zu bilden. Gleich nach dem Mähen wird das kurze, oft nur staubartige, Gras abgeharkt und hierauf der Rasen mit langen und scharfen Besen regelmäßig auf und ab gekehrt, bis er… (S. 605)
Zum gesamten Inhalt (projekt-gutenberg.org)