26 Februar 2025

Shakespeare: Historiendramen

 König Johann (King John, um 1596/97)

York-Tetralogie

  • Heinrich VI.
    • Teil 1 (King Henry VI, Part 1; 1591)
    • Teil 2 (King Henry VI, Part 2; 1591–1592)
    • Teil 3 (King Henry VI, Part 3; 1591–1592)
  • Richard III. (King Richard III; um 1593, gedruckt 1597)

Lancaster-Tetralogie

  • Richard II. (King Richard II; 1595–1596, gedruckt 1597)
  • Heinrich IV.
    • Teil 1 (King Henry IV, Part 1; um 1597–98, gedruckt 1598)
    • Teil 2 (King Henry IV, Part 2; um 1597–98, gedruckt 1600)
  • Heinrich V. (King Henry V; 1599, gedruckt 1600 als Raubdruck)

Meine Schwester hat als Teenager alle gelesen, so wie sie als Erwachsene Thomas Manns Josephsromane "in einer Nacht" noch einmal gelesen hat. Ich war nicht dabei, und ich kann mir denken, dass sie von den Josephsromanen doch nur die 500 - 1000 Seiten wirklich gelesen hat, die wieder ihr Interesse weckten, wobei sie von "Tief ist der Brunnen der Vergangenheit ..." gewiss mehr als eine Seite gelesen hat, denn sie war für Sprache durchaus empfänglich und dreimal so schnell lesen wie ich konnte sie sicher. 
Ich habe mich gelegentlich an ihnen versucht und wegen der Figur des Falstaff vermutlich erhebliche Teile  von Heinrich IV. gelesen. Von den Römerdramen mit Sicherheit
Julius Caesar (The Tragedy of Julius Caesar; 1599, gedruckt 1623) und  Coriolanus  (Coriolanus; um 1608, gedruckt 1623)

Antonius und Cleopatra vermutlich nur oberflächlich. 
Perikles, Prinz von Tyrus  mit Sicherheit nicht
Von den anderen Stücken 60-80 % gelesen oder gesehen. An Ein Sommernachtstraum habe ich mich mehrmals versucht, die Handlung aber zu undurchsichtig gefunden. Vor kurzem habe ich eine Einführung in das Stück und dann den Text zu größeren Teilen, die vollständige Handlung im Wikipediaartikels nachgelesen.
Alle Angaben sind sehr ungenau, weil meine Lektüre weitgehend Jahrzehnte zurückliegt. Ich halte deswegen vor allem für mich persönlich fest, was meine Erinnerung mir gegenwärtig liefert. 
Richard II. habe ich mir jetzt vor Augen geführt. Große Teile anhand des Wikipediaartikels zum historischen Richard II., an den beiden Heinrich IV. - Dramen will ich es näher am Text versuchen. 
Ausgangspunkt ist die marxistische Deutung von André Müller.
Wikipedia: "André Müller sen. gilt als Shakespeare-Spezialist. Mit einer unakademischen Herangehensweise interpretiert er Shakespeare-Stücke der elisabethanischen und der jakobäischen Zeit völlig neu.[2] Müllers Methode ist es, die seiner Meinung nach im Text verborgenen gesellschaftlichen Hintergründe verständlich zu machen. Damit legt er übersehene, unterbewertete, vergessene oder auch zugeschüttete Bedeutungsschichten frei, was zu verblüffenden Einsichten in die Welt Shakespeares, seiner Figuren, aber auch des künstlerischen Schaffensprozesses führt. Müller betont: „Die aufgezeigten Vorgänge und ihre Bedeutung können nur die Grundlage bilden, auf der die Poesie ihre eigentümliche Schönheit entfalten muss“. Sein hermeneutisches Shakespeare-Verständnis ist autorzentriert und geprägt durch den Einfluss der marxistischen Literaturwissenschaft sowie durch Brechts Shakespeare-Rezeption.
In seiner Behandlung von Richard II. geht André Müller schon auf die beiden Dramen zu Heinrich IV. ein:
"Tatsächlich stellt Shakespeare jedoch dar, wie kompliziert und langwierig der Prozess war, der zur Herausbildung des absoluten Königtums führte, das zu seiner Zeit triumphierte. Bolingbroke wird in den nächsten Stücken der Lancaster-Tetralogie vor dem Problem stehen, sein Königtum zu behaupten und ihm die Legitimität zu geben, die ihm fehlt. Shakespeare hat in Wirklichkeit dem Konflikt zwischen Überbau und Basis gestaltet, wo man oberflächlich nur eine Wiederkehr des Gleichen zu sehen, geneigt ist. So sehr die gesellschaftliche Basis zur Herausbildung des absoluten Königtums drängt – was Richards gescheiterter Versuch beweist –, so sehr wird dieser Prozess bei Bolingbroke durch die ideologischen Kategorien des Überbaus erschwert, die im Prinzip der Legalität kulminieren. Erwachsen die Schwierigkeiten Richards aus dem schwachen und politisch schlecht abgesicherten Versuch, ein absolutes Königtum anzustreben, so werden alle Schwierigkeiten Bolingbrokes in den folgenden Historien aus der Tatsache erwachsen, dass ihm die Legitimität des Königtums fehlt. [...]  Die Geschichte hat nur scheinbar eine Kreisbewegung ausgeführt. Aufs Ganze der Entwicklung gesehen, hat sie mit Bolingbroke einen Mann an die Macht gebracht, der die Entwicklung zu einem absoluten Königtum beschleunigt, Auch wenn er aus politischen und taktischen Gründen die feudale Position vorübergehend wieder herzustellen scheint. Die Schwierigkeiten König, Heinrich IV., wie Bolingbroke nun offiziell heißt, beginnen sofort, beschleunigt durch die misslungene Abdankungszeremonie. Der erste Widerstand kommt aus den Reihen der früheren Freunde Richards, die sich nun als legitimistische Partei betrachten. Die Ermordung Bolingbrokes wird geplant und Ort und Zeit des Anschlages festgelegt. Das Volk dagegen ist noch ganz auf Seiten Bolingbrokes. Deshalb gelingt es ihm auch, die erste Rebellion schnell und ziemlich leicht niederzuschlagen." (S. 121/22) 

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