Bei diesem Nachsezen erreichten wir am 18. Swisloz, ein dem Grafen Tiszkewicz zugehöriges Städtchen, welches modern und symetrisch gebaut war und beim Eintritt den oberflächlichen Eindruck hervorbrachte, daß man nach Deutschland versezt sey. Der Besizer bewohnte hier ein schönes Schloß und einen wohl unterhaltenen Thiergarten. Die Stadt selbst war nett mit mehreren gut etablirten Geschäften, die große Aushängeschilder hatten, eine gut eingerichtete Apotheke, reinliche, breite Straßen, und bei den Einwohnern selbst herrschte ein Ton und eine Lebensart, die gegen die übrigen polnischen Städte gleichen Ranges sehr auffallend war. Einige angesiedelte Deutsche so wie ihr humaner Besizer selbst, der Kunstfleiß und Wohlstand nährte, hatten jedes ihren bedeutenden Antheil hieran.
Den 20. November passirten wir Rudna, welches bloß der Lage nach noch kenntlich war, der General Sacken hatte solches hinter sich in Flammen aufgehen lassen, um das Nachdringen zu verhindern und nur einen unbedeutenden Vorsprung zu gewinnen.
Die nachtheiligen Ermüdungen von Feind und Clima auch die allmähliche Aufloesung des Corps beurkundeten sich dadurch, dass die beiden Schüzen Regimenter an diesem Tag (20.) ihrer Schwäche halber in Ein leichtes Infanterie Regiment formirt und die Grenadier Bataillons von nun an mit zum Vorpostendienst gezogen wurden. Diese Reduction gab den übrigen Partheyen lebhaften Stoff zu einem memento mori, welches traurige Ahndung bei mehreren bald früher bald später in die Wirklichkeit überging. -
Monika Maron: Flugasche (1977) – gelesen
vor 3 Stunden
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