01 Februar 2014

Japanische Erzählungen

In der Übersetzung von Karl Albrecht Heise liegen bei Gutenberg japanische Erzählungen vor, von denen ich hier einige vorstellen möchte.
Vor vielen, vielen Jahren lebte einmal ein Holzfäller. Der ging stets in den Wald, um Bäume zu fällen. Als er einmal wieder im Walde war, hörte er plötzlich ein dumpfes Brüllen, das von einem wilden Tiere zu kommen schien. Voller Angst kletterte er auf einen Baum und versteckte sich dort. Da das Brüllen andauerte, aber nicht näher kam, so packte ihn die Neugierde zu sehen, woher es komme.
Er kletterte also wieder von dem Baum und schlich sich zu der Gegend hin, aus der das Brüllen erscholl. So kam er immer näher und sah endlich eine Raubtierfalle, in der sich ein Tiger gefangen hatte, der sich vergeblich bemühte wieder frei zu kommen und ein wütendes Brüllen ausstieß.
Als dieser den Holzfäller bemerkte, rief er ihm zu: »Was gaffst du mich an? Mache mich lieber frei und ich zeige dir einen Platz, wo viele Reichtümer verborgen sind!«
»Daß ich dumm wäre!« entgegnete der Mann. »Bist du frei, so frißt du mich auf!«
»Wenn du mich befreist, tue ich dir sicherlich nichts!« versicherte der Tiger und gab so viele schöne gute Worte, daß der Holzfäller sich bereden ließ und den Tiger befreite.
Kaum war dieser frei, so dehnte und streckte er sich, dann sah er seinen Befreier eine Weile an und sagte:
Diesen Anfang kennen wir ähnlich von gefangenen Geistern aus dem orientalischen Raum, aber auch - wenn es um kleine Tiere geht - aus Märchen, wo dem Guten durch Hilfe solcher kleinen Tiere die Bewältigung von Aufgaben gelingt, die Menschen nicht bewältigen könnten. Doch dass hier ein Tiger befreit wird, weckt den Verdacht auf einen anderen Ausgang. Man findet ihn hier.

Doch wo ist wohl die Entsprechung zu dieser Erzählung zu finden, wo eine Krabbe, ein Affe, eine Wespe, ein Ei und ein Reismörser zusammenkommen.
In uralten Zeiten, als die Tiere noch wie die Menschen lebten, Häuser bauten und Felder bestellten, lebte einmal in einem kleinen, sauberen Häuschen eine Krabbe, dicht an einem Berge und zwar an dessen Schattenseite, weil es dort nicht zu heiß wird, sondern immer hübsch kühl und feucht bleibt, wie es die Krabben lieben. Diese Krabbe war eine fleißige und tüchtige Hausfrau, die sich mit ihrer Hände Arbeit mühselig aber redlich durchs Leben schlug, dabei ihr Häuschen stets in Ordnung hielt und so von früh bis spät beschäftigt war. Eines Tages nun hatte es sich ein Pilger im Schatten nahe bei ihrem Hause bequem gemacht und sein Mittagsmahl gehalten. Als er wieder weiter wanderte, ließ er einige kleine Reste gekochten Reises liegen und die Krabbe hatte nichts eiliger zu tun, als diese Reste in ihr Häuschen zu schaffen.

Keine Kommentare: