24 Juli 2016

Angela Bajorek: Janosch

Janosch erlebte eine unglückliche Kindheit, fühlte sich von Katholizismus und Naziherrschaft eingesperrt und terrorisiert (nicht zuletzt von Kameraden, die der Ideologie des Rechtes des Stärkeren, anhingen), er der Schwächliche, der nicht zu den ganz Schwachen gehörte, die aussortiert und getötet wurden.
Angela Bajorek, die polnische Germanistin hat sein Vertrauen gewonnen und berichtet unter vielen Rückgriffen auf autobiographische Texte und auf der Basis von 1000 E-Mails, die sie mit ihm ausgetauscht hat, über sein Leben.
Dass die einmarschierenden Russen sein Elternhaus und die Kirche seiner Gemeinde abfackelten, empfand er als Glück.
"[...] Das Einzige, was ihm leidtat, war der beim Hausbrand gestorbene Vogel im Käfig
Doch von nun an gab es weder die Hitlerjugend noch Hitler selbst.
Vom Erdboden verschwand auch ein anderes verhasstes Gebäude: die Heilig-Geist-Kirche: Die Russen hatten sie aus Rache für einen ihrer verletzten Kameraden angezündet.
Horst Eckert besaß nun nichts mehr und fühlte sich endlich frei. Dies waren die schönsten Augenblicke in seinem Leben." (Bajorek, S.110)
Denn "das Wichtigste für mich war immer die Freiheit. Machen können, was ich will. Kein Zwang, schon Blumen gießen zu müssen ist mir zu viel Zwang" (Janosch im Interview zum 75 Geburtstag)

Freilich, als die "beste und nützlichste Zeit in seinem Leben" beschrieb er die Arbeit in einer Schlosserei. Denn: "'Man brachte mir den Satz bei: Es gibt nichts, was nicht geht. Davon habe ich mehr gelebt als von zufälligem Glück.', wird er in einem Interview sagen." (Bajorek, S.108)

Und dennoch. Seine Wünsche an die Glücksfee wären die folgenden:
"1. Nicht mehr geboren werden auf dieser Welt. Dazu muss ich sagen, dass ich nicht an mir leide, sondern an dem, was rundherum geschieht und sich nicht ändern lässt. Eben weil der Mensch eine Sau ist.
2. Keine unguten Zustände bis zum Ende des Lebens erleben müssen. Den dritten Wunsch würde ich verschenken - jemandem, der ihn dringend und vernünftig braucht. Etwa, weil er geheilt werden will."  (Janosch im selben Interview zum 75 Geburtstag)

Seine große Kreativität, den Reiz seiner Kindergeschichten verdankt er der Tatsache, dass er als Kind viel gelitten hat. Angela Bajorek führt das deutlich vor Augen.

Weitere Zitate:
" 'Eigentlich bin ich Maler. Nur weil ich davon nicht leben konnte, habe ich mir einen Job gesucht und kam zum Kinderbuch.'
Trotz dieser Zurückweisung wollte Janosch weiter Maler werden." (Bajorek, S.130)

"Für 'Die Zeit' zeichnet Janosch jede Woche Herrn Wondrak [...]
'Herr Janosch, wie lösen wir all die Weltprobleme?' [...] 'Vermutlich ist es einfacher, die Welt neu zu erschaffen. Wondrak hat sich einen Hammer gegriffen und begonnen, das Universum neu zuschmieden. Viel Arbeit, aber einer muss ja mal damit anfangen.' "  (Bajorek, S.245/46)

Janosch im Interview mit Angela Bajorek:
"Ein Philosoph sagte: 'Der arme Mensch ist ein besserer Mensch. er im Ausland das Glück hat, einen Polen für Schwarzarbeit zu bekommen, der weiß, was ich meine." (Bajorek, S.263)

"Ich denke, man kann manches im Leben entscheiden. Nur ob man katholisch getauft wird, kann man zunächst nicht entscheiden, falls man katholische Eltern hat. as halte ich für sehr fatal." (Bajorek, S.269)

Links:

Der Zeichner Janosch - Horst Eckert und sein Lebensmut


http://www.zeit.de/2011/11/Janosch

http://www.zeit.de/2013/31/kinderbuchillustrator-janosch-zeitmagazin-interview/komplettansicht

Janosch: Da wo ich bin ist Panama 1-6




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