George Packer: Die Abwicklung: Eine innere Geschichte des neuen Amerika Cop. 2013 engl., dt. 2015
Packer stellt von einigen zentralen Figuren davon, wie die Globalisierung und die Machtzusammenballung bei einigen weltweit tätigen Firmen die auf ihrem Sektor eine Monopolstellung haben, dafür sorgt, dass die Gewinne für Arbeiten, die in einzelnen Regionen geleistet werden, primär in den zentralen Firmen anfallen.
Wie sich das am Anfang dieses Jahrtausends in den USA im einzelnen abspielte, erläutert Packer auf gut 500 Seiten.
Ich versuche das Prinzip, wie Profit bei einzelnen Firmen konzentriert wird, an aktuellen Beispielen erklären: Airbnb lässt sich dafür bezahlen, dass es zwischen Touristen und Schlafplatzanbietern vermittelt, Uber vermittelt zwischen Touristen und privaten Autofahrern für Taxidienste. Die Arbeit wird von Privatleuten geleistet, bezahlt wird die Firma, die lediglich Vermittlungsdienste leistet.
Bei den neuen Sprachmodellen wie ChatGTP, bei denen gegenwärtig die schnellste Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) stattfindet, ist das nicht ganz so leicht zu durchschauen. Am Anfang steht die Entwicklung eines Programms, für die Ausführung sorgen mit ihrer Rechenkapazität einerseits hochentwickelte Rechenzentren und andererseits Lieferanten von Speicherplatz. Beide werden gut bezahlte. Den "Rohstoff", menschliche Texte, liefert das Internet den Suchmaschinenanbietern kostenlos, z.B. auch die Wikipedia in über 200 Sprachen. Denn die Texte des Internets sind sozusagen Abfallprodukte menschlicher Kommunikation. Doch die Arbeit, diese Texte mit Gegenständen in unserer Welt in Verbindung zu bringen, müssen Menschen in Akkordarbeit (ohne Mindestlohngarantie!) im Globalen Süden leisten, z.B., indem sie zu Filmen zu jedem Teil aller gezeigten Gegenstände (Von der Landwirtschaft kennen wir das schon, und die Eine-Welt-Läden, die versuchen mit Fairem Handel zu mehr Gerechtigkeit in den Handelsbeziehungen zwischen den Ländern des Globalen Südens und des Nordens beizutragen, können die Ungerechtigkeit kaum abmildern, aber sie können Bewusstsein dafür schaffen, dass diese Ungerechtigkeit besteht.
Doch zurück zu Packers Darstellung, wie sich der Profit für Erwerbsarbeit bei multinationalen Konzernen konzentriert. Das erste Beispiel ist der Unternehmer Dean Price. Er stammt aus einer Familie von Tabakfarmern in North Carolina und beweist sein Unternehmergeist in ständig neuen Unternehmen. Zunächst erlebt er den Zerfall der traditionellen, für seine Region wichtigen Industriezweige wie Tabakanbau und -verarbeiten, Textil und Möbelindustrie. Er unternimmt es wiederholt, sich als Unternehmer zu etablieren, indem er Fast-Food-Restaurants, Läden und Tankstellen betreibt. Doch er scheitert daran, dass die Preise seiner Rohstoffe ihm von multinationalen Konzernen vorgegeben werden. Als er bei Biodiesel die Möglichkeit sieht, in der Region den Treibstoff vor Ort herzustellen, der vor Ort gebraucht wird, scheitert er trotz seines Optimismus und seiner unermüdlichen Anstrengungen scheitert einerseits daran, dass er für seine Investitionen auf Kredit angewiesen ist und andererseits, dass es ihm nicht gelingt, seine Arbeit der Werbung für das neuartige Produkt und die Überwachung der einzelnen Betriebe miteinander zu verbinden.
Das Versprechen von Wohlstand für alle gilt nicht mehr und der Einzelne kämpft vergeblich gegen die internationalen Konzerne und die von ihnen aufgebauten Strukturen. (vgl. auch Wikipedia und Antworten einer KI)
Man sieht hier, wie ich sowohl die Arbeit der Wikipedianer und der KI, die mir beide kostenlos zur Verfügung gestellt werden, nutze. Immer in der Hoffnung, dass es nicht nur meinem eigenen Lernvorgang (Lernen durch Lehren), sondern auch Lesern meines Blogs dient. Dass Internetnutzung als solche nicht umweltfreundlich ist, nehme ich dabei notgedrungen in kauf.
Das zweite Beispiel ist Jeff Connaughton:
In George Packers „Die Abwicklung“ (Originaltitel: The Unwinding) dient die Biografie von Jeff Connaughton als zentrales Beispiel für die Verflechtung von politischem Idealismus und dem Einfluss des großen Geldes in Washington (der sogenannten „Drehtür“ zwischen Politik und Lobbyismus).
Sein Karriereweg im Buch verläuft über mehrere markante Stationen, die den Wandel des politischen Systems der USA widerspiegeln:
1. Der idealistische Beginn („The Biden Guy“) Connaughtons Laufbahn beginnt Ende der 1970er Jahre. Als Student an der University of Alabama ist er fasziniert von dem damals jungen Senator Joe Biden. Er wird zu einem „Biden Guy“ – jemandem, der seine politische Identität und Karriere fast gänzlich an den Erfolg dieses einen Politikers knüpft. Er arbeitet zunächst im Finanzteam für Bidens erste Präsidentschaftskampagne (1988) und später in dessen Stab im Justizausschuss des Senats sowie im Weißen Haus unter der Clinton-Regierung.
"Die Regeln, nach denen das ultimative Spiel gespielt wurde, änderten sich gerade. Als George Romney 1968 im Fernsehen erklärte, dass ihn die Generäle in Vietnam einer Gehirnwäsche unterzogen hätten, war seine Kandidatur zu Ende. 1972 stand Ed Muskie auf einer Lastwagenpritsche vor der Redaktion von William Loebs Union Leader und vergoss wütende Tränen, weil der Herausgeber seine Frau Jane beleidigt hatte – und das war das Ende von Ed Muskie. 1980 legte Ronald Regen den Kopf zur Seite, kicherte und sagte: 'Da, Sie tun es schon wieder. 'Womit Jimmy Carter Präsidentschaft auf eine Amtszeit zusammenschrumpfte. 1984 schließlich, zitierte Walter Mondale, den Werbespruch einer Burgerkette. 'Where's the beef?' und Gary Hart sah plötzlich aus wie ein Schuljunge. Zehn Sekunden im Fernsehen genügten, um einen Politiker für immer zu definieren, um ihn zu krönen oder zu zerstören. Präsidenten und Bewerber begingen Selbstmord, eifrige Medien leisteten Beihilfe." (S.84)
Biden hatte die Kennedys zitiert, ohne die Zitate zu kennzeichnen. Das bedeutete das Ende seiner Kampagne um die Präsidentschaft.
" 'Nimm es nicht persönlich, Jeff', sagte er, 'Biden lässt jeden im Stich. Er diskriminiert nicht, wenn es darum geht, seine eigenen Leute im Stich zu lassen.'
2. Der Wechsel ins Lobbying (Der „Ausverkauf“) Desillusioniert von den niedrigen Gehältern und der Mühsal des öffentlichen Dienstes – und frustriert darüber, dass Biden seine Loyalität kaum zu würdigen scheint – wechselt Connaughton die Seiten. Er geht zur „K Street“ (dem Zentrum der US-Lobbyisten) und gründet später mit dem Republikaner Ed Gillespie die Lobbyfirma Quinn Gillespie & Associates. In dieser Phase wird er finanziell extrem erfolgreich und wohlhabend, fühlt sich aber zunehmend innerlich leer. Packer beschreibt diesen Abschnitt als symptomatisch für eine politische Klasse, die sich vom Gemeinwohl entfernt hat, um sich persönlich zu profitieren.
3. Die Rückkehr und der letzte Kampf Im Jahr 2009 kehrt Connaughton überraschend in den Senat zurück, nicht für Biden, sondern als Stabschef für dessen Nachfolger Ted Kaufman. Hier versucht er, seinen früheren Idealismus noch einmal zu beleben. Sein Hauptziel wird der Kampf für eine strenge Finanzmarktreform nach der Krise von 2008 (konkret arbeitet er am Brown-Kaufman Amendment, das Großbanken zerschlagen sollte).
4. Endgültige Desillusionierung und Ausstieg Connaughton muss feststellen, dass die Macht der Bankenlobby und der Einfluss der Wall Street auf Washington (und auch auf die Obama-Regierung) zu groß sind. Das Brown-Kaufman Amendment scheitert. Connaughton kommt zu dem Schluss, dass das System fundamental korrupt ist („The blob“).
Am Ende des Buches zieht er die Konsequenzen: Er verkauft seine Anteile, verlässt Washington D.C. endgültig, zieht nach Savannah (Georgia) und schreibt ein Enthüllungsbuch über die Mechanismen Washingtons (Titel: The Payoff: Why Wall Street Always Wins).
Zusammenfassend: Connaughtons Weg in „Die Abwicklung“ ist der Bogen vom naiven Idealisten zum zynischen Profiteur und schließlich zum desillusionierten Reformer, der das System verlässt, weil er es für nicht mehr reparierbar hält.
(Dieser leicht ergänzte Text der KI wird ergänzt durch Zitate und ein Link zu dem betreffenden Abschnitt aus Parker: Die Abwicklung.)
Tampa (S.221-243)
"In den 1950er Jahren erfuhr Tampa ein nie dagewesenes Bevölkerungswachstum, was insbesondere zu einem enormen Ausbau der Infrastruktur führte. In dieses Jahrzehnt fiel unter anderem auch die Eröffnung des Lowry Park Zoo (1957) und der Busch Gardens (1959). 1956 wurde im Stadtteil North Tampa die University of South Florida eröffnet, die viele neue Arbeitsplätze entstehen ließ. Viele Firmen und Einrichtungen zogen im Laufe der Zeit von ihrem traditionellen Standort im Stadtzentrum in weiter außerhalb gelegene Bezirke um.[31]
Von 1967 bis 1973 wurden insgesamt fünf Versuche unternommen, die Stadtverwaltung von Tampa mit der Verwaltung des Hillsborough County zusammenzulegen. Diese scheiterten jedoch alle an der Wahlurne. Bei der letzten Entscheidung stimmten 33.160 (31 %) der wahlberechtigten Einwohner für und 73.568 (69 %) gegen diese Reform.[32]
Zuletzt wurde das Stadtgebiet 1988 durch die Erschließung eines zuvor ländlich geprägten Gebietes zwischen den Interstates 75 und 275 nördlich von Tampa um etwa 62 km² erweitert, das zum Bezirk New Tampa ernannt wurde." (Wikipedia)
Das unkontrollierte Wachstum führte dazu, dass natürliche Lebensräume wie Kiefernwälder, Zwergpalmenstrände, Orangenhaine, Mangroven und Erdbeerfelder dem Bau von immer mehr Wohnungen zum Opfer fielen.
"Kein Ort war zu abgelegen oder ungeeignet, um erschlossen zu werden. In Gibsonton, einem kleinen Dorf an der Ostseite der Bucht von Tampa, überwinterte regelmäßig eine Gruppe von Karnevalsfanatikern, ansonsten sah der Ort aus, wie das ländliche Florida einst ausgesehen hatte: an jeder Ecke konnte man Anglerbedarf und Munition kaufen, die schmalen Straßen säumten moosbehangene Eichen. Hier kaufte Lennar Homes, eine Baufirma, eine alte Tropenfischzucht, schaufelte sie zu und begrub sie unter einer Betonplatte. Eine Siedlung aus 382 Häusern sollte / entstehen. Die einzigen Schulen, die es in der Nähe gab, bestanden aus Containern, die einzige Einkaufsmöglichkeit war ein wenige Meilen entfernter Wal-Mart. Arbeit gab es im Umkreis von dreißig Meilen keine. Aber die Siedlung war Wachstum, weshalb die Bezirksverwaltung die Warnungen der eigenen Fachkommission in den Wind schlug und Lenar alle erdenklichen steuerlichen Vergünstigungen ein räumte. 2005 war alles fertig, Carriage Pointe öffnete die Tore.
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