25 April 2011

Aber welcher Weg war der rechte?

Gedenkstein für Fritz Reuter in Neu Kaliß inMecklenburg-Vorpommern

Reuter ist aus der Festungshaft entlassen worden und fühlt die Last der verlorenen Jahre. Die Welt war ruhig ihren Weg weiter gegangen und er hatte es nicht miterlebt, er fühlte sich fremd in ihr. Nun sagt er sich:
  Äwer du büst fri! du kannst gahn, wohen du willst! De Welt steiht di apen! – Ja, äwer wecker Weg is de rechte? –
Welche Möglichkeiten hat er noch nach seinem durch die Festungshaft abgebrochnen Jurastudium mit 30 Jahren?
As ick den annern Morgen upwakte, frog ick mi: wat nu? Un as ick tau minen Vader kamm, frog de ok: wat nu? Un in dese schreckliche Frag' bün ick Johre lang herümmer bistert; ick grep hir hen, ick grep dor hen, nicks wull mi glücken; ick weit, ick hadd schuld – de Lüd' säden't jo ok –, äwer wat helpt dat all, ick was sihr unglücklich, vel unglücklicher as up de Festung. – Min Vader was storben, un nu hadd ick mi de slimme Frag' man noch allein vörtauleggen; ick was Landmann worden, mit Lust was ick dat west; äwer mi fehlte de Hauptsak taum Landmann – dat Geld. – Ick hadd vele gaude Frün'n un einen gauden Fründ; de gauden Frün'n treckten mit de Schuller, un de gaude Fründ kunn mi nich helpen, hei hadd sülwst man knapp Geld.

Dunn säd ick eines Dags tau mi: din Kahn geiht tau deip, du hest em äwerladen; du hest all dat Takeltüg in den Kahn, wat di mal mit Hoffnungen un Wünsch un Utsichten unner de Ogen gahn is, un kein von de Rackers rögt Hand un Fäut, un du sallst den Kahn allein räudern? Rut mit den Ballast! (Fritz Reuter: Ut mine Festungstid, Kapitel 26)
Er verzichtet auf angesehenere Berufe, ungern auf den des Bauern, aber dazu fehlt ihm das Geld. Er wird Lehrer und dann Schriftsteller.

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