Bei Nacht im Dorf der Wächter rief:
Elfe!
Ein ganz kleines Elfchen im Walde schlief –
Wohl um die Elfe! –
Und meint, es rief ihm aus dem Tal
Bei seinem Namen die Nachtigall,
Oder Silpelit hätt ihm gerufen.
Reibt sich der Elf die Augen aus,
Begibt sich vor sein Schneckenhaus,
Und ist als wie ein trunken Mann,
Sein Schläflein war nicht voll getan,
Und humpelt also tippe tapp
Durchs Haselholz ins Tal hinab,
Schlupft an der Mauer hin so dicht,
Da sitzt der Glühwurm, Licht an Licht.
»Was sind das helle Fensterlein?
Da drin wird eine Hochzeit sein:
Die Kleinen sitzen beim Mahle,
Und treiben's in dem Saale.
Da guck ich wohl ein wenig 'nein!«
– Pfui, stößt den Kopf an harten Stein!
Elfe, gelt, du hast genug?
Gukuk! Gukuk!
Eduard Mörike, 1831
Dass Mörike, als er mit 51 Jahren schließlich Vater wurde, seinen Töchtern lustige Geschichten und Scherzgedichte schrieb und außerdem sein komödiantische Talent voll ausreizte, kann man sich gut vorstellen. Aber dass dies Gedicht von einem 27-jährigen stammt, hat mich verwundert. Wie viel Sinn für Kinder muss dieser junge Mann gehabt haben!
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