01 November 2011

Maler Nolten: Der Schluss

Nach dem Auftritt der Zigeunerin tritt bei Agnes der Wahnsinn auf.
In Nolten sieht sie einen Betrüger. Der wahre Nolten sei ihr wie ein Schauspieler in immer anderer Form gegenüber getreten: als Otto, als Schauspieler, als Maler. Als Beweis, dass Nolten sie wirklich geliebt habe, liest sie aus Larkens Briefen vor, die er unter Noltens Namen geschrieben hat.
Alle Heilungsversuche scheitern. Schließlich rät der Präsident Nolten an, sich zu entfernen, vielleicht könne Agnes ihn vermissen und dann bei seiner Rückkehr als den wahren Nolten anerkennen.
Dann aber gelingt es Agnes, aus ihrem Zimmer zu entkommen und sich in einen Brunnen zu stürzen.
Als Nolten zurückkehrt, hat er jeden Lebensmut verloren, obwohl man ihm Agnes' Tod zunächst verschweigt, geht er davon aus, dass sie tot ist.
In der Nacht vor Agnes' Beerdigung hört Nolten merkwürdige Musik, die der Gärtner und sein blinder Sohn, die bei Agnes wachen, nicht hören. Plötzlich hören sie sie auch, der Blinde hat ein Gesicht, wonach die Zigeunerin und Nolten zusammenstehen. Der Gärtner sieht Nolten leblos am Boden liegen.
"Hatte Agnesens Krankheit und Tod überall in der Gegend das größte Aufsehn und die lebhafteste Teilnahme erregt, so machte dieser neue Trauerfall einen wahrhaft panischen Eindruck auf die Gemüter der Menschen, zumal bis jetzt noch kein hinreichender Erklärungsgrund am Tage lag. Da indes doch irgendein heftiger Schrecken die tödliche Ursache gewesen sein muß, so lag allerdings bei der von Kummer und Verzweiflung erschöpften Natur des Malers die Annahme sehr nahe, daß hier die Einbildung, wie man mehr Beispiele hat, ihr Äußerstes getan. Dieser Meinung waren die Ärzte, sowie der Präsident. Doch fehlte es im Schlosse, je nachdem man auf gewisse Umstände einen ängstlichern Wert legen wollte, auch nicht an andern  Vermutungen, die, anfänglich nur leise angedeutet, von den Vernünftigen belächelt oder streng verwiesen, in kurzem gleichwohl mehr Beachtung und endlich stillschweigenden Glauben fanden." (Mörike: Maler Nolten, 2. Teil,
S.378-79)
Nach der Beerdigung des Brautpaares trifft ein Brief des Hofrates Jaßfeld an Nolten ein, der posthum geöffnet wird. Aus ihm geht hervor, dass er der Onkel Noltens und der Vater der Zigeunerin Elsbeth war. Die letzten Sätze des Romans lauten in der Erstfassung:
"Der Oheim ward fast rasend, als er den Tod des Neffen vernahm und daß nicht wenigstens noch sein Bekenntnis ihn hatte erreichen sollen! Mit größerer Ruhe empfing er die Nachricht von dem, vielleicht nur wenige Tage vor Theobalds Ende eingetretenen Tod seiner wahnsinnigen Tochter. Man hatte sie, wie der Präsident sogleich bei seiner Heimkunft Meldung tat, etliche Meilen von seinem Gute entseelt auf öffentlicher Straße gefunden, wo sie ohne Zweifel vor bloßer Entkräftung liegen geblieben. – Ihr Vater war von ihrer jammervollen Existenz seit Jahren unterrichtet. Er hatte früher unter der Hand einige Versuche gemacht, sie in einer geordneten Familie unterzubringen; aber sie fing, ihrer gewohnten Freiheit beraubt, wie ehmals ihre Mutter, augenscheinlich zu welken an, sie ergriff zu wiederholten Malen die Flucht mit großer List und da überdies ihr melancholisches Wesen, mit der Muttermilch eingesogen, durchaus unheilbar schien, so gab man sich zuletzt nicht Mühe mehr, sie einzufangen.
Noch ist nur übrig zu erwähnen, daß Gräfin Armond, seit lange krank und aller Welt abgestorben, jedoch mit Noltens Glück noch bis auf die letzte Zeit, und zwar in Verbindung mit dem Hofrat, insgeheim beschäftigt, jene kläglichen Schicksale nur wenige Monate überlebte." (Mörike: Maler Nolten, 2. TeilS.383)

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