09 September 2014

Ferien

Wie anders sehen sie sich an, ob man an ihrem Beginn oder an ihrem Ende steht.
Doch wenigstens durch Perspektivwechsel kann man etwas von ihren Wonnen sich auch kurz vor Ferienende sich vergegenwärtigen. Schlüpfen wir also in zwei Teenager, die von PISA noch nichts gehört haben:
"Da haben wir die Fähre und den Fährmann und schwimmen auf dem Wasser. Zwei eben dem Knabenalter entwachsende und ihren Röcken und Hosen anscheinend spargelhaft über Nacht entwachsene Jünglingsmenschen – Obertertianer oder Untersekundaner jedenfalls – fahren mit über, und der eine spricht zum andern:
»Du, Karl, ich weiß einen, der wird sich heute über vier Wochen wundern.«
»Na?«
»Mein Alter naturellement! Trotz allem Büffeln und Ochsen ist das Vierteljahr durch kein Tag alle geworden, an dem er nicht behauptet hat, ich stänke vor Faulheit: uh, laß ihn mich nur erst mal nach diesen großen Ferien, heute über vier Wochen, riechen! Wenn er sich da nicht die Nase zuhält, so hat er sicher einen borstigen Schnupfen.«
Das andere Ideal einer zärtlichen Mutter, das sich so lang als möglich auf einer Bank des Fahrzeuges hingeflegelt hat, antwortet gar nicht im unendlichen Genuß des Daseins. Nur durch ein grunzendes Gestöhn gibt es seiner Billigung und seinem Behagen Ausdruck.
Die großen Ferien – die Hundstagsferien haben ihren Anfang genommen; die beiden holden Knaben kehren mit ihren grünen Botanisierkapseln und Turnäxten vom ersten freien Ausflug in die himmlische rand- und bandlose Natur unter das väterliche Hausdach zurück, und ach, was gäbe man darum, wenn man in der Haut und den Gefühlen eines der zwei Lümmel steckte! Am liebsten steckte man in den Gefühlen und Häuten beider; denn wer hat je der Lebensseligkeiten genug gehabt, wenn sie ihm mit vollen Löffeln geboten wurden?!"
Das führt uns Wilhelm Raabe vor, denn: "Wir wünschen eine vergnügliche Geschichte zu schreiben, ..." etwas, was Raabe nicht gar so häufig vorzuhaben scheint, auch wenn Emilie seine Romane denen ihres Gatten Theodor - Fontane natürlich - vorzuziehen pflegte.

"Vergnüglich", dann wird es wohl Horacker sein und in der Tat, er ist es. (Unser Text ist hier zu finden.)

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