10 September 2014

Unfallgefahr für Arbeiter

Die armen Arbeiter sind doch mitunter übel daran! Sie verdienen zwar hinlänglich, aber mehrere ihrer Beschäftigungen sind auch, bei der geringsten Nachlässigkeit, bei dem kleinsten Versehen, oft furchtbar gefährlich. So sah ich heute einen, dessen Geschäft es ist, bei dem Stampfen der Livree-Knöpfe den Würfel zu halten, und dem bei dieser Gelegenheit schon zweimal der Daumen zerschmettert wurde, welcher jetzt nur noch einen kleinen unförmlichen Fleischklumpen bildete. Wehe denen, die den Dampf- und andern Maschinen mit ihren Röcken zu nahe kommen. Schon mehrere faßte diese unerbittliche Macht, und zerquetschte sie, wie die grausame Boa ihre hilflose Beute. Dabei sind viele Arbeiten so ungesund wie in den Bleiwerken Sibiriens, und bei manchen ist ein Geruch auszustehen, den der ungewohnte Besucher kaum minutenlang ertragen kann. Es hat alles seine Schattenseite, auch diese hochgesteigerte Industrie, doch ist sie deshalb nicht zu verwerfen. Hat doch selbst die Tugend ihre Nachteile, wo sie im geringsten das Maß überschreitet, und dagegen das Schlimmste, ja das Laster nicht ausgenommen, seine lichteren Stellen.

Pückler-Muskau, Briefe eines Verstorbenen

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