27 Oktober 2014

Tod und Liebe

Der Tod
Ach, es ist so dunkel in des Todes Kammer,
         Tönt so traurig, wenn er sich bewegt
Und nun aufhebt seinen schweren Hammer
         Und die Stunde schlägt.

Die Liebe
Die Liebe hemmet nichts; sie kennt nicht Tür noch Riegel,
         Und dringt durch alles sich;
Sie ist ohn Anbeginn, schlug ewig ihre Flügel,
         Und schlägt sie ewiglich.

Matthias Claudius 


Matthias Claudius setzt den Ton darauf, dass das Reich des Todes beschränkt ist. Er spricht nur von der engen räumlichen Begrenzung, doch damit ist angedeutet, dass es auch zeitlich begrenzt sein könnte.
Diese Interpretation legt sich freilich erst in der Kombination mit dem Gedicht Liebe nahe, in dem das Überzeitliche der Liebe und ihre Überwindung aller Erdenschwere deutlich hervorgehoben wird. 

In seinem Claudius Roman Freund Hain stellt Hans-Peter Krause im 43. Kapitel eine intensive Beziehung zwischen beiden Gedichten her, indem er Claudius seinem Freund Hain, dem Tod, eine Abschrift beider Gedichte als Ausdruck seiner Freundschaft schenken lässt.
In diesem Roman wird das Leben des Matthias Claudius aus der Sicht des Todes und der intensiven Beziehung, die Claudius zu ihm entwickelt, dargestellt. Besondere Qualität gewinnt der Roman dadurch, dass die - in der Literaturgeschichte wohl einmalige - Freundschaft, die Claudius mit dem Tod schließt, immer wieder gefährdet erscheint, weil Claudius mitnichten den Tod der ihm nahe Stehenden mit Gleichmut hinnehmen kann. 



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