24 März 2018

Ulla Hahn: Wir werden erwartet, 2017

Ulla Hahn: 1. Das verborgene Wort, 2001

Ulla Hahn:  2. Aufbruch, 2009

Ulla Hahn: 3. Spiel der Zeit, 2014

Ulla Hahn: 4. Wir werden erwartet, 2017 (PerlentaucherWunderlich: Inhalt und BesprechungSpiegelNDR)

Interview:
"Ich habe zum Kommunismus weit weniger über Marx als vielmehr durch die Bibel, die Evangelien, gefunden. Ich glaubte fest, dass beide, Christentum und Marxismus, im Kampf für Gerechtigkeit die inneren Werte des Individuums fördern und entwickeln, um aus jedem Menschen das Beste zu machen."

Nach Hugos Tod Hass auf Gott (S.93)

Kreuzkamp stellt mit ihr ein Kreuz an der Unfallstelle auf und ermöglicht ihr so den Zugang zu ihrer Trauer (S.144-149)

Marga Wiedebusch (S.178)
"Bekehrung" zum Kommunismus (S.191) über "Liebe als Kunstgriff" und hermeneutischen Zirkel
"Menschen wie Marga versprechen Halt und Sicherheit, und ich brauchte damals beide." (S.194)
Bend Ankerspeil "Von ihm konnte man lernen, jedwedem Vertrauen in Tatsachen und Augenschein abzuschwören, um stattdessen die Welt im Licht einen dialektischen Interpretation zu sehen. Hatte man sich dieser Methode erst einmal geöffnet, nahmen die störrischen Fakten alsbald die von ihm, also der Partei, gewünschte Gestalt an und unterwarfen sich willig der vorbestimmten Theorie." (S.195)

Hilla und ihr Vater söhnen sich aus  (die zerbrochene Zahnspange, Pick, Pick (Pig in der Schachtel), Erzählung von Schillers Räubern) (S.250-270)

Der Umzug nach Hamburg (S.279)
Die Kommunistenfreunde Marga (S.283), Rainer, Jens und Jan (S.287)
Das eigene Zimmer, das sie sich aneignen und taufen will, Rosa (Luxemburg), Johanna (von Orléans), Angela (Davis) (S.290)
Aneignen auch die Möbel vom Sperrmüll aus den "besten Gegenden". Nicht die Villenviertel, sondern die gutbürgerlichen, wo die Kinder das alte Zeug der Eltern nicht aufarbeiten ließen, sondern auf die Straße stellten.
Der Schreibtisch mit dem Blick ins Zimmer, dem Stuhl Dr. Viehkötters von der Pappenfabrik
Der Traum vom Vertiko und der Mutter mit dem Beil
Das vertraute Eigene: der Großvaterstein ("Hildegard Elisabeth Maria Palm"), Das Blatt von Kreuzkamp zu der Fahrt zum Aufbaugymnasium ("Dem Sieger will ich das verborgene Brot geben. Auch einen weißen Stein will ich ihm geben. Darauf geschrieben seinen Namen, den niemand kennt als der, der ihn erhält." Offenbarung 2,17)

Die in der Kampfzeit (Weimarer Republik und NS-Herrschaft) bewährten Genossen Albert und Gretel (S.311-328)
Sven Hedin: Ins verbotene Land, das vom Vater geliebte Buch. (S.356)

Hugos Gedichte ("Windschrift auf Wellenpapier Jakbsleitern aus Weidengeflecht hoch in den Junihimmel ...") S.410
"Nichts ist vergangen, so lange wir leben. Das Vergangene verändert sich mit uns und durch uns und in uns." (S.412)
Parteiphrasen der DKP "Genitivdonner" (S.428)
Marga "Die Partei hatte von ihr Besitz ergriffen wie die Kirche von ihrem einstigen Verlobten. Zwei Kämpfer für zwei Paradiese. Wie im Himmel all so auch auf Erden." (S.449)
Gretel Hoefer, die Tochter des Widerstandskämpfers Hermann Hoefer, eine "Versöhnlerin", schenkt ihr eine Strickjacke, die sie nach Verhandlung vor dem Volksgerichtshof, die Todesstrafe vor Augen, gestrickt hatte. (S.460)

Markus Placka Maler (S.465), Susi, Kommunistischer Bund
"Ich musste mich nicht länger zurücksehnen. Ich träumte nach vorn." (S.483)

"Wer braucht schon Gründe für das, was er fühlt." (S.511)

Die Mutter bestellt im Restaurant und lässt es wieder zurückgehen. "Wie die Mutter mich jedesmal angeschaut hatte. Bei den ersten Bestellungen wie ein unartiges Kind, das im nächsten Moment den Rüffel erwartet." (S.514)
"Nach ihrem Tod fand man in ihrem Portemonnaie ein Gedicht von mir, das sie aus der FAZ ausgeschnitten hatte. Die Mutter als Käuferin einer FAZ!  Die letzten Zeilen: "Wo du hingehst/ da will ich nicht hingehn." (S.515)*
Die Reise nach Ostberlin (S.515-622) lässt Hilla vor dem realen Sozialismus erschrecken. Der Widerspruch zwischen Ideologie und schlechter Behandlung der Minderprevilegierten auch. Mit Constantin von Thürwalden porträtiert Ulla Hahn scharf, aber wohl treffend Manfred von Ardenne und seine privilegierte Stellung in der DDR. Hilla versucht trotzdem an ihren sozialistischen Idealen festzuhalten. Innerparteiliche Kritik und die Ausbürgerung Biermanns lassen ihr den Austritt aus der Partei als Rückkehr zu ehrlichem, authentischen Umgang mit Wörtern erscheinen. 
[Die einzelnen Schilderungen entsprechen dem Bild der DDR, wie man es als Nicht-Kommunist sich spätestens seit dem Ende des Prager Frühlings und Reiner Kunzes "Die wunderbaren Jahre"  dachte, und nach 1989 in verschiedenen Fassungen sehr deutlich gelesen hat. Hier widersprechen sich Uwe Tellkamp und Ulla Hahn nicht.] 

*Das Gedicht "Willentlich" (in "Gesammelte Gedichte", S.128)

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