16 Juli 2011

Der Hugenottenkornett Abraham Bismarck

Ludolf von Bismarck (1541-1590), der Begründer der Schönhauser Linie der Bismarcks, kämpfte schon mit 24 Jahren als Rittmeister im Türkenkrieg im kaiserlichen Heer, vier Jahre später dagegen ist er im deutlich niedrigeren Rang eines Kornett im Heer des Hugenottenführers Admiral Gaspard II. Coligny. (dazu: Ernst u. Achim Engelberg: Die Bismarcks, S. 68)
Vielleicht hat diese merkwürdige Rangerniedrigung Walter Flex dazu angeregt, eine Novelle über einen - im Gegensatz zu Ludolf - unverheirateten Kornett Abraham von Bismarck zu schreiben, der nach der Schlacht von Montcontour auf den Tod darnieder liegt, doch von einer Katholikin gerettet wird, die sich während der Pflege in ihn verliebt.

Reichlich konstruiert wirkt der Tötungsversuch, den sie an ihm unternimmt, um ihn vor der Folter und grausamen Hinrichtung durch die Inquisition zu retten.
Als dieser Tötungsversuch misslingt, sieht sie das als Beweis dafür an, dass Gott ihm eine grausame Hinrichtung bestimmt hat, und droht darüber wahnsinnig zu werden. Er dagegen nutzt die Gelegenheit zur Flucht.

Die Erzählung schließt:
Jeder Schritt, der uns von einem geliebten Wesen entfernt, bringt uns ihm näher. [...] Der Weg von der Geliebten ist ein Weg zu ihr hin. Aber jede Stunde, die über den Weg hinstreicht, ist wie ein Vogel, der ein Samenkorn fallen läßt, das auf dem Pfad wuchert. Vogel auf Vogel fliegt über den Weg... Alle Zeit scheidet und kann nicht verbinden.
Das erfuhr der Mann nach Jahren.
Die Erzählung zeigt das erzählerische Talent von Flex, doch daneben auch deutliche Anfängerfehler.
Sie ist die Eingangserzählung des Novellenzyklus' Zwölf Bismarcks und entstand 1913, als Flex nach Otto von Bismarcks Tod Hauslehrer in dessen Familie war. Veröffentlicht wurde sie, nachdem es zwischen ihm und der Familie zu einem "nach außen sorgfältig kaschierten – Bruch" (Wikipedia) gekommen war.

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