25 Juli 2011

Immermann: Epigonen

Immermanns Epigonen sind Goethes Wilhelm Meister nachgebildet, aber mit dem Thema des verfallenden Adels. Im romantischen Stil. Voll der rasendsten Unwahrscheinlichkeiten: Der positive Held Hermann läßt Flämmchen im Wald zurück. Kümmert sich, als er in den Ort gekommen ist, erst um alles andere, bevor er wieder an sie denkt. Sucht erst am nächsten Tag (oder noch später?) ihren Pflegevater auf, der sie angeblich verkuppeln will. Erzählt Lügengeschichten, um daraufhin einen Mann verdächtigen zu können, mit dem es darüber zum Duell kommt. Herzogin gibt für das Mädchen "eine Rolle Geldes", ohne sich weiter um ihr Geschick zu kümmern (dies ist evtl. realistisch). Jede Menge Verwandtschafts­verhältnisse durch uneheliche Kinder, Liebesnächte der Verwechslung. Flämmchen, die Mignon-Figur, und die Zigeunerin. Nachdem Hermann Wilhelmi in einem freimaurerisch-ähnlichen Bund geschworen hat, die Wahrheit zu sagen, geraten nicht nur beide in ein wüstes Trinkgelage (um der Parodie/Satire wohl erforderlich), sondern er fängt gleich seine nächste Unternehmung mit einer haltlosen Lüge an (er sei Lehramtskandidat Schmidt). Flämmchen entführt von einem Domherren, auf das Sorgloseste begünstigt durch den Arzt, der als äußerst rational geschildert wird, etc..
Von alten Papieren, Briefen und Tagebuchnotizen, die von Papageien ausgestreut, hinter alten Schränken verborgen, ungelesen von Nicht-eigentümern verwahrt (Herzogin mit Briefen Hermann betreffend) werden, ganz zu schweigen. Das schreckliche Ritterfest, natürlich als Parodie gemeint, aber doch, seltsam an Wilhelm Meisters Hamlet-Aufführung erinnernd, vom Helden gutwillig weiterorganisiert, ist zwar lustig, aber passt nicht zum Helden, macht Herzog und Herzogin mehr als zulässig zu Witzfiguren.

Und dennoch gefällt mir das Buch, weshalb?

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