An Emilie Zöllner Berlin 5.6.1884
Ich muss die letzten drei Juni-Wochen in Thale zubringen, weil ich dort – im ersten Entwurf – eine Novelle niederschreiben will, deren erste Hälfte in Thale, im Hotel Zehnpfund, spielt. Ich muss dazu das Lokal vor Augen, aber als Zweites, ebenso Wichtiges auch unbedingte Ruhe haben, nicht bloß äußerliche, sondern namentlich auch innerliche. Die hat man aber immer nur in der Einsamkeit als Solo-Krebs. Einmal hab ich es bei meiner guten lieben Rohr in Dobbertin versucht, aus dem harmlosesten und freundlichsten Freundeskreise heraus, etwas zu schreiben, aber ich bin damit gescheitert. Die Menschen, unter denen man lebt, stellen sich zwischen einen und das Papier darauf man schreiben will. Natürlich klingt all dergleichen kindisch und doch es ist eine Tatsache. So denn Pardon nochmals tausend Dank an Sie und den besten und liebenswürdigsten der Brüder und der Obristlieutenants. Auch an die jugendliche Rotblondine herzlichen Gruß. Wie immer ihr treu-ergebenster Noel
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