Meron Mendel: Über Israel reden. Eine deutsche Debatte, 2023
Die große Leistung dieses Buches ist, dass Mendel klarstellt, dass nicht die Forderung eines Endes der israelischen Besetzung der Palästinensischen Gebiete, antisemitisch ist, sondern dass der Boykott aller israelischen Initiativen die Palästinensisch-israelische Verständigung behindert. Nicht die Ziel des BDS seien falsch, sondern die Methode des Boykotts. Denn so entstehe de Möglichkeit, eine Unterstützung der Ziele als antisemitisch zu bezeichnen. (S.69-111)
"Solange die eine Seite Israelboykott immer als Form des Antisemitismus sieht und die andere Seite Boykott immer als legitimes Mittel im palästinensischen Kampf für Freiheitsrechte, werden wir von einem Skandal zum nächsten stolpern. Solange in Deutschland beide Seiten, den Konflikt zwischen Israel und den Palästinenser nur als Projektionsfläche nutzen, um ihre eigene moralische Überlegenheit zur Schau zu stellen, wird keine aufgeklärte Diskussion möglich sein." (S. 111) "Anfang der 90er-Jahre entwickelte sich mit den so genannten "Antideutschen" eine politische Strömung, die der nahezu kompromisslosen Unterstützung der Palästinenser eine nahezu kompromisslose Unterstützung von Israel entgegensetzte. Zwei Ereignisse trugen zur Bildung dieser Strömung bei: die deutsche Einheit 1990 und der Golfkrieg 1991. Die Wiedervereinigung war auf der radikalen Linken verknüpft mit der Furcht vor neuem Großmachtstreben Deutschlands und einem neu erstarken Nationalismus – zwei Weltkriege inklusive Völkermord sollten Grund genug sein, sich einem 'Vierten Reich' entgegenzusetzen. Schon am 3. Oktober 1990 demonstrierten Linke unter dem Motto "Deutschland, halt’s Maul" gegen die Vereinigung, später wurde auch der Slogan "Nie wieder Deutschland" populär. Diese Parolen zeigen eine klar gegen Deutschland gerichtete, also im Wortsinne antideutsche Positionierung. Der Konflikt im Nahost spielte zunächst noch keine große Rolle, Israel war vor allem in Rückgriff auf Erinnerungen Thema, die auch eine inhaltliche Beschäftigung mit der Shoah und Antisemitismus beinhalteten." (S.118/119)
Wikipedia: "Das Buch kam in der Sachbuch-Bestenliste von Deutschlandfunk Kultur, dem ZDF und Die Zeit für April 2023 auf Anhieb auf Platz 1[25] und wurde für den Deutschen Sachbuchpreis 2023 nominiert.[26] In der Süddeutschen Zeitung schrieb Ronen Steinke, es sei „ein großes, in großer geistiger Unabhängigkeit geschriebenes Essay eines Autors, der an billigem Applaus und muffigem Zugehörigkeitsgefühl offenbar so fantastisch desinteressiert ist, wie es auf diesem Gebiet leider sehr, sehr selten geworden ist.“[27]
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