24 März 2024

E.U. v. Weizsäcker: So reicht das nicht!

 E.U. v. Weizsäcker: So reicht das nicht, 2022

"Atomabfälle schließlich stellen ein teures und technisch aufwändiges  Entsorgungsproblem dar, welches allen Kernkraft-Ländern und -Betreibern sorgen und Kosten auferlegt." (S.50)
"Die 'Taxonomie' der EU hat 2022 eine von Frankreich und anderen Mitgliedstaaten dringlich gewünschte Subventionierung der Kernenergie als 'nachhaltig' eingeführt. Das dürfte sich als großer Fehler erweisen, sobald an irgendeinem Ort ein Schaden eintritt und die EU gezwungen wird, diesen Taxonomie-Fehler wieder auszuradieren - aber nichts ungeschehen machen kann!" (S.51)
"Das Hauptproblem ist, dass, während wir in Deutschland die Klimaneutralität bis 2045 oder noch früher erreichen wollen, weltweit die Nutzung von fossiler Energie immer noch fast uneingeschränkt weitergeht. Für die gewünschte Erreichung des 1,5 C-Ziels bis 2050 müssen jedoch alle Länder mitmachen. Und die Mehrzahl der Entwicklungsländer kann sich das nicht leisten!
Wir müssen also dringend eine Strategie fahren, die die Entwicklungsländer in Sachen Klimaschutz ins Boot holt." (S. 110)
Ein für Entwicklungsländer gerechteres Vorgehen wäre der international auszuhandelnde Budgetansatz. [...] Der Budgetansatz ging oder geht folgendermaßen: Die Wissenschaft kalkuliert die Menge der noch erlaubten Treibhausgasemissionen, umgerechnet auf Megatonnen CO2, unter der Bedingung, dass sich die atmosphärische Temperatur um nicht mehr als 2° C oder auch 1,5° C gegenüber vorindustrieller Zeit erhöht. Diese Menge ist das Budget. Dann erhalten alle Länder der Welt ein pro Kopf gleich großes Anrecht auf Emissionen.
Aber dann hätten die alten Industrieländer ihre Anrechte oder Lizenzen beinahe schon aufgebraucht, weil sie ja bereits seit 200 Jahren massenhaft Kohle verbrennen. Wenn Sie wei/terhin Treibhausgase imitieren wollen, müssten Sie sehr bald bei den Entwicklungsländern anklopfen und um neue Lizenzen bitten. Hieraus würde sich ein Lizenzenhandel ergeben [...] der ausgehandelte Preis würde umso höher ausfallen, je näher man dem weltweiten Budgetlimit käme. mit dem Preis wurde sowohl im 'Norden' als auch im 'Süden' der Anreiz zur Verminderung der eigenen Emissionen jährlich zunehmen. Also würde sich frühes Handeln beiderseits wirtschaftlich kräftig lohnen, ganz anders als heute, wo man sich fast immer so verhält, als sei faules Zuwarten wirtschaftlich am besten! Das spannende Merkmal dieses Budgetansatzes ist folgendes: Zum ersten Mal in der Geschichte würde ein Entwickl/ungsland, das vor der Entscheidung steht, ein Kohlekraftwerk zu errichten, nicht automatisch mit dem Bau beginnen. Hohe Preise für CO2-Lizenzen würden den Nicht-Bau verlockend attraktiv machen." (S.111-113)
Überraschend ist die Tatsache, dass Industrierohstoffe, das sind Mineralien und fossile Brennstoffe, über 200 Jahre immer billiger geworden sind. Man könnte ja denken (wie es der Club of Rome in seinem 1972 erschienenen Buch Die Grenzen des Wachstums annahm), dass der ständige Verbrauch von Rohstoffen dieselben knapper und deshalb teurer macht. Abbildung 31 aus dem Jahr 2022 zeigt neben dem über 200 Jahre statistisch gesicherten Abwärts-Preistrend als Ausnahmen auch ein paar Spitzen nach oben. Die stammen aus den Jahren der beiden Weltkriege sowie den 1970er-Jahren während der Ölkrise. Der große Abwärtstrend lässt sich als technischer Fortschritt und als Skaleneffekte der geologischen Auffindung der Rohstoffe sowie ihrer Extraktion und Verschiffung erklären. Die Folge war jedenfalls, dass die noch vor 100 Jahren selbstverständliche Sparsamkeit im Umgang mit Rohstoffen einer zunehmenden Verschwendung gewichen ist. (S.118)

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