13 Februar 2013

Aus Goethes Briefwechsel mit seiner Frau

Goethe schreibt aus der Kampagne in Frankreich:

[Lager bei Hans,] den 27. September 1792. Dein Briefchen mit dem großen Tintenklecks habe ich erhalten und freue mich, daß es Dir und dem Kleinen wohlgeht, und daß Du im Stillen der Bequemlichkeit und des Guten genießest, wie ich Dir es hinterlassen habe. Ich stelle mir vor, wie Du das Judenkrämchen in Stücken schneidest und verarbeitest. Die schönen Spitzen zerschneide nur nicht, denn es ist eben zu einer schönen Krause gerechnet. Wenn Du ein braver Hausschatz bist, so wirst Du erst Freude haben, wenn ich mit allerlei guten Sachen beladen wiederkomme. Ich hoffe bald wieder in Frankfurt zu sein, und das ist alsdann, als ob ich schon wieder bei Dir wäre. Wir erleben viel Beschwerlichkeiten, besonders leiden wir vom bösen Wetter. Davon werde ich mich in Deinen Armen bald erholt haben. Recht wohl bin ich übrigens und munter. In meinem nächsten Brief kann ich Dir vielleicht mehr sagen. Lebe wohl. Küsse den Kleinen und liebe mich und mache schön Ordnung, wenn Du nun hervorziehst. Adieu, mein süßes, liebes Kind. G.

Luxemburg, den 15. October. Wir mußten eilig aus Verdun, und nun sind wir seit vorgestern in Luxemburg, in wenig Tagen geh ich nach Trier und bin wahrscheinlich vor Ende dieses Monats in Frankfurt. Sobald ich dort ankomme, schreib ich Dir. Wie froh ich bin zurückzukehren, kann ich Dir nicht ausdrücken, das Elend, das wir ausgestanden haben, läßt sich nicht beschreiben. Die Armee ist noch zurück, die Wege sind so ruinirt, das Wetter ist so entsetzlich, daß ich nicht weiß, wie Menschen und Wagen aus Frankreich kommen wollen. Wir wollen es uns recht wohl sein lassen, wenn wir nur erst wieder zusammen sind. Lebe recht wohl, liebe mich und küsse den Kleinen. Schreibe mir nun nicht eher, bis Du einen Brief aus Frankfurt erhältst. Es ist gar schön, daß ich hoffen kann, Dir bald näher zu kommen. [...]

Brief Goethes vom 28. Oktober 1792 aus Trier an Johann Heinrich Meyer

„Wer sollte gedacht haben daß mir die Franzosen den Rückzug versperren würden. Sie haben Maynz und Franckfurt wie Sie schon wissen werden. Coblenz nicht, das ist gerettet. Ich dachte zu Ende des Monats in Franckfurt zu seyn und muß nun hier abwarten wo es mit den Sachen hinaus will und wie ich meinen Rückweg anstellen kann.“

Christiane an Goethe
Jena, den 13. Mai [1793]. Lieber, ich wünsche Dir, daß Du glücklich angekommen bist, mit den August geht es sehr gut. Der Herr Hof-Rath hat gesagt, daß mir den 17. Mai wieder nach Weimar zurückkehren könnten. Du wirst Dich sehr freuen, wenn Du wieder zurückkömmst und ihn gar nicht von Blattern verändert siehst, er hat nicht viel und sie schwären nicht tief und er ist auch recht wohl. Mir gefällt es auch in Jena, aber auf den Lande doch noch besser. Gestern sind mir in Burgau gewesen, da hat mir die Gegend sehr wohl gefallen, die Saale und die schönen Berge und die Dörferchen[Fußnote: trüfergen]. Der junge Hage hat uns auch den Wasserbau an der Saale gewiesen, nun weiß ich dann auch, was es ist, ich habe immer davon reden hören. Auf den Mittwoch wollen mir nach Lobeda und wollen den August mitnehmen, der wird sich recht freuen. Es ist sehr gut, daß Du mich nicht in Weimar gelassen, ich sehe hier immer viel Neues, aber ich wünsche mir nur immer, daß ich das alles mit Dir sehen könnte, und wir könnten so ein paar Schlampamps-Stündchen[Fußnote: Schlanbens Stüngen] halten, da wär ich recht glücklich. Ich will aber recht artig sein und mir immer denken, daß die schönen Stunden auch wiederkommen, und wir wollen sie recht genießen. Es ist mir aber sehr lieb, daß mir diese Woche wieder nach Weimar gehen, denn man ist hier doch nicht recht in seiner Ruhe. Schreibe mir nur bald und denke an das Judenkrämichen. In unserm Hause muß man sich ein bißchen stille halten, denn es geht gar zu lose zu, der Jule dauert alle Nacht bis um 12 Uhr. Sobald ich wieder in Weimar bin, schreibe ich. Behalt mich lieb und denke an mich. Leb wohl, Du Süßer. Deine Dich ewig liebende Christel.
[Beilage: August] Lieber Vater, ich bin wieder bald gesund, schicke mir was.

Goethes autobiographische Schrift: Kampagne in Frankreich
Über sein bekanntes Wort: "Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen." (Weites Feld: Kampagne in Frankreich)

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