25 Februar 2013

Rückkehr in die Heimat

Apollonius, der jüngste Sohn des Dachdeckermeisters Nettenmair, liebt Christane Walther, traut sich aber nicht, sie anzusprechen Das übernimmt für ihn sein älterer Bruder Fritz, ein Draufgänger.
Da der Vater die Freundin von Fritz ablehnt, sieht dieser seine Chance, statt den Brautwerber zu machen, die attraktive Christiane für sich selbst zu gewinnen. Zwar merkt er bald, dass diese seinen Bruder Apollonius liebt, doch gelingt es ihm, seinem Bruder einzureden, sie hege einen Widerwillen gegen ihn. Entsprechend berichtet es dem Mädchen, Appollonius rede abfällig über sie.
Da beide zu schüchtern sind, miteinander zu sprechen, gelingt die Täuschung so gut, dass Apollonius ihm glaubt, dass seine Liebe hoffnungslos sei und sich überreden lässt, seine geliebte Vaterstadt zu verlassen.

Der Dachdeckermeister will seinen Sohn Fritz verheiratet sehen und fordert ihn auf, Christiane Walther zu heiraten. Jedenfalls schreibt das Fritz an seinen Bruder.
Als auf das Geschäft größere Aufgaben zukommen, ruft der Vater den jüngeren Sohn nach Hause. Nach sechs Jahren kehrt der in seine Vaterstadt zurück.
Wer ein scharfes Auge hätte, die Herzensfäden alle zu sehen, die sich spinnen die Straßen entlang über Hügel und Tal, dunkle und helle, je nachdem Hoffnung oder Entsagung an der Spule saß, ein traumhaftes Gewebe! Manche reißen, helle dunkeln, dunkle werden hell; manche bleiben ausgespannt, solang die Herzen leben, aus denen sie gesponnen sind; manche ziehen mit unentrinnbarer Gewalt zurück. Dann eilt des Wanderers Seele [416] vor ihm her und pocht schon an des Vaterhauses Tür und liegt an warmen Herzen, an Wangen, von Freudentränen feucht, in Armen, die ihn drücken und umfangen und ihn nicht lassen wollen, während sein Fuß noch weit davon auf fremdem Boden schreitet. Und steht er auf der Flur des Vaterhauses, wie anders dann, wie anders oft ist sein Empfang, als er geträumt! Wie anders sind die Menschen geworden! In einer Minute sagt er zweimal: »Sie sind's«, und zweimal: »Sie sind's nicht«. Dann sucht er die altbekannten lieben Stellen, die Häuser, den Fluß, die Berge, die das Heimatstal umgürten; die müssen doch die alten geblieben sein! Aber auch sie sind anders geworden. Oft sind es die Dinge, die Menschen, oft nur das Auge, das sie wiedersieht. Die Zeit malt anders als die Erinnerung. Die Erinnerung glättet die alten Falten, die Zeit malt neue dazu. Und die, mit denen er in der Erinnerung immer zusammen war, in der Wirklichkeit muß er sich erst wieder an sie gewöhnen. (Otto Ludwig: Zwischen Himmel und Erde, S.415-416)

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