30 November 2014

Ein Gespräch über Publizistik im 18. Jahrhundert

Mag. O man kann ein Schriftsteller von vielen Bänden werden, ohne den Kopf sonderlich anzustrengen. Was denken Sie wohl Z. B. von einem Prediger der seine gehaltene Predigten drucken läst?
Seb. Wenn meine Gemeinde meine Predigten verlangte, so würde ich sie sehr gern zu ihrem Gebrauche drucken lassen, denn warum solte ich ihr nicht schriftlich sagen, was ich ihr mündlich gesagt habe? Aber auch bloß für meine Gemeine solten meine Predigten gedruckt werden. Ich habe meine Predigten immer besonders nach den Umständen meiner Gemeine eingerichtet. Nun würde ich immer denken, die Welt würde nicht weiter nutzen können, was ich blos meiner Gemeine, gesagt habe, als das, was ich als Vater meinen Kindern zu ihrem bessern Verhalten eingeschärft habe.
Mag. Vielleicht würde doch die Welt, das was Sie so bescheiden ankündigen, mit mehrerm Nutzen lesen, als die Predigten der Herren, welche die ganze Welt für ihre Diöcese halten.
Seb. Es kan seyn, daß auch in meinen Predigten etwas gemeinnütziges ist, aber doch würde das Bändgen, das ich mir der Welt vorzulegen getraute, immer sehr klein seyn.
Mag. Das Bändgen? Wer sich recht auf Predigtschreiben legt, hört vor dem dreizehnten oder vierzehnten Bande nicht auf.
Seb. Wie? dreyzehn oder vierzehn Bände Predigten? dazu gehört mehr Herz als ich habe!
Mag. Freilich Sie haben viel Bedenklichkeiten. Wenn Sie eine Dedication an einen Patron zu machen hätten, und sie könnten kein Buch schreiben, so dächten Sie auch wohl nicht daran, das erste beste Buch wieder drucken zu laßen, und es ihrem Gönner zuzueignen?
Seb. Ich dächte wenigstens, der Patron würde mir nur wenig danken, wenn ich ihm anstatt etwas neues, nur etwas aufgewärmtes versetzte.
Mag. Als wenn der Patron nicht zufrieden seyn müste, daß sein Namen vor dem Buche stehet, und als wenn er es auch noch würde lesen wollen! Gnug daß Ihnen mancher Journalist danken wird, daß Sie durch die neue Herausgabe, unserer Litteratur einen so großen Dienst geleistet haben. Und sie werden noch dazu als ein wichtiger Mann erscheinen, wenn Sie dem Buche eine Vorrede vorsetzen, um es durch ihren Namen der Welt anzupreisen.
Seb. Aber wenn man nicht wirklich sehr berühmt ist, so gehört viel Charletanerie dazu, so eine vornehme Mine zu affectiren.
Mag. Ja! wenn Sie ihren Namen selbst nicht für berühmt halten, so sind sie auf gutem Wege, ihn nie berühmt zu machen. Ich merke wohl Sie wollen incognito arbeiten; damit ist Ihnen auch zu dienen. Da ist mehr als ein Verleger, der seinen Autoren aufträgt was er zu brauchen denkt: Geschichte, Romanen, Mordgeschichte, zuverläßige Nachrichten, von Dingen die man nicht gesehen hat, Beweise, von Dingen die man nicht glaubt, Gedanken, von Sachen die man nicht versteht. Ich kenne einen der in seinem Hause an einem langen Tische zehn bis zwölf Autoren sitzen hat, und jedem sein Pensum fürs Tagelohn abzuarbeiten gibt. Ich läugne es nicht – denn warum solte ich Armuth für Schande halten – ich habe auch an diesem langen Tische gesessen. Aber ich merkte bald, daß ich zu diesem Gewerbe nichts taugte, denn ich kann zwar ohne Gedanken eine Correctur lesen, aber nicht ohne Gedanken Bücher schreiben, und bey solchen Büchern ist immer der am angenehmsten, der nur am geschwindesten schreibt, wenn er auch gleich am schlechtesten schreiben solte.
Seb. Am schlechtesten? da handelt ja der Verleger wider seinen eigenen Vortheil; denn was kan die Welt mit den schlechten Büchern machen.
Mag. Was gehet den Verleger die Welt an? er bringt sein Buch auf die Messe.
Seb. Nun – und durch die Messe kommen die Bücher in die Welt.
Mag. Freilich, nur mit dem Unterschiede, daß sie vorher vertauscht werden, und daß also der Verleger am besten daran ist, der die schlechtesten Bücher hat, weil er gewiß ist, etwas bessers zu bekommen.
Seb. Aber denn müssen doch einige Buchhändler die schlechtesten Bücher bekommen, und die bedaure ich.
Mag. Weswegen? Es ist ihnen ja unbenommen, Narren zu suchen, die aus dem schlechtesten Buche klug zu werden denken, oder die es um Gotteswillen lesen, wie mein alter Conrector wolte, daß ich die schlechten Prediger hören solte.
Seb. Nun fängt mir an ein Licht aufzugehen. So könnte es ja wohl der Vortheil der Buchhändler erfordern, zuweilen schlechte Bücher zu verlegen.
Mag. Dis könnte wohl seyn, wenigstens scheint es nicht, als ob sie sich sonderlich darum zu bekümmern hätten, ob die Bücher gut sind, oder nicht.
Seb. Ja, wenn dis wahr ist, was Sie sagen, so müste ich freilich von der Menge der nützlichen Bücher, über deren Daseyn ich mich gefreuet habe, alle diejenigen abziehen die die Convenienz der Schriftsteller und die Laune der Buchhändler zur Welt bringt.
Mag. Und rechnen Sie immer auch den grösten Theil der ungeheuer großen Anzahl von Büchern ab, mit denen vermittelst unserer Uebersetzungsfabriken Deutschland überschwemmt wird.
Seb. Habe ich recht gehört? Uebersetzungsfabriken? Was soll denn das bedeuten?
Mag. Fabriken, in welchen Uebersetzungen fabricirt werden, das ist ja deutlich.
Seb. Aber Uebersetzungen sind ja keine Leinwand oder keine Strümpfe, daß sie auf einem Stuhle gewebt werden könnten.
Mag. Und doch werden sie beinahe eben so verfertigt, nur, daß man wie bey Strümpfen, bloß die Hände dazu nöthig hat, und nicht, wie bey der Leinwand, auch die Füße. Auch versichre ich Sie, daß keine Lieferung von Hemden und Strümpfen für die Armee genauer bedungen wird, und richtiger auf den Tag muß abgeliefert werden, als eine Uebersetzung aus dem französischen, denn dies wird für die schlechteste, aber auch für die gangbarste Waare, in dieser Fabrik geachtet. 

Aus dem Artikel der Wikipedia:
"Nicolais Mittel der Kritik war hier in der Regel die Polemik, was oft zuerst heftige Reaktionen der Betroffenen auslöste und dann in literarische Dispute ausartete, die häufig von beiderseitiger Rechthaberei gekennzeichnet waren. Bekannt geblieben hiervon ist die Auseinandersetzung mit dem jungen Goethe, dessen Werther Nicolai unter dem Titel Freuden des jungen Werthers 1775 eine um Larmoyanz erleichterte Variante mit „glücklichem Ausgang“ gegenüberstellte [...] Goethe wie auch der vorher angegangene Herder vermochten aber dennoch, Leben und Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker, eine der wenigen fiktionalen literarischen Werke Nicolais, als Zeitdokument zu würdigen – was unter den Zeitgenossen ansonsten eher Ausnahme blieb. Vom Sturm und Drang bis zur Romantik wurde er als platter Rationalist verspottet. Über die Zeit gerieten, manchmal von anfänglich inniger Freundschaft ausgehend, auf diese Weise unter anderem Johann Georg Hamann, Johann Caspar LavaterChristoph Martin WielandJohann Heinrich VoßJohann Heinrich Jung-Stillingund Ludwig Tieck zu Gegnern des streitbaren Nicolai." (Friedrich Nicolai)

26 November 2014

Kurt Tucholsky: Zeitungsdeutsch und Briefstil

 Es ist schon einmal besser gewesen: vor dem Kriege. Das heißt nicht etwa, die gute, alte Zeit heraufbeschwören – man blättere nach, und man wird von damals zu heute einen bösen Verfall der deutschen Sprache feststellen. In zwei Sparten ist das am schlimmsten: in der Presse und in den Briefen, die die Leute so schreiben. Was in den Zeitungen aller Parteien auffällt, ist ein von Wichtigkeit triefender und von Fachwörtern schäumender Stil. Die Unart, in alle Sätze ein Fachadverbium hineinzustopfen, ist nunmehr allgemein geworden. Man sagt nicht: »Der Tisch ist rund.« Das wäre viel zu einfach. Es heißt: »Rein möbeltechnisch hat der Tisch schon irgendwie eine kreisrunde Gestalt.« So heißt das. 
Sie schwappen über von »militärwissenschaftlich«, städtebaupolizeilich« und »pädagogisch-kulturell«. Gesagt ist mit diesem Zeug nicht viel: man weiß ja ohnehin, daß in einem Aufsatz über das Fußballspiel nicht von Kochkunst die Rede ist. Aber der betreffende Fachmann will dem Laien imponieren und ihm zeigen, wie entsetzlich schwer dieses Fach da sei... Die meisten Zeitungsartikel gleichen gestopften Würsten. In den Briefen ist es etwas andres. Da regiert die Nachahmung des flegelhaften Beamtenstils. 
Es ist rätselhaft, wie dieses Volk, das angeblich so unter seinen Beamten leidet, sich nicht genug tun kann, ihnen nachzueifern – im Bösen, versteht sich. Ist es denn nicht möglich, höflich zu schreiben? Aber jede Speditionsfirma sieht ihre Ehre darin, Briefe herauszuschicken, die wie »Verfügungen« anmuten. Da wird ehern »festgestellt« (damit es nicht mehr wackelt); da wird dem Briefempfänger eins auf den Kopf gehaun, daß es nur so knallt, und das ist nun nicht etwa »sachlich«, wie diese Trampeltiere meinen, die da glauben, Glattheit lenke von der Sache ab – es ist einfach ungezogen. Sie haben vor allem von den Beamten gelernt, jeden Zweifel von vornherein auszuschalten. 

Liest man die Briefe, so sieht man immer vor dem geistigen Auge: 


Tagesbefehl 
Es stehen bereit: 8.30 Uhr vormittags Abteilung Löckeritz auf der Chaussee Mansfeld-Siebigerode... 
Ich befinde mich im Schloß und so fort – 
als ob man nicht auch in einem Geschäftsbrief an den entscheidenden Stellen leicht mildern könnte. Aber nein: sie regieren. 


In erotisch-kultureller Beziehung denke ich mir den Liebesbrief eines solchen Korrespondenten so: Geheim! 
Tagebuch-Nr. 69/218. 
Hierorts, den heutigen 
Meine Neigung zu Dir ist unverändert. 
Du stehst heute abend, 7 ½ Uhr, am zweiten Ausgang des Zoologischen Gartens, wie gehabt. 
Anzug: Grünes Kleid, grüner Hut, braune Schuhe. 
Die Mitnahme eines Regenschirms empfiehlt sich. 
Abendessen im Gambrinus, 8.10 Uhr. 
Es wird nachher in meiner Wohnung voraussichtlich zu Zärtlichkeiten kommen. 
(gez.) Bosch, Oberbuchhalter 

»An einer Seite Prosa wie an einer Bildsäule arbeiten...«, schrieb Nietzsche. So siehst du aus. 

1929

12 November 2014

Die Elefanten

Kala Nag – das bedeutet: »Schwarze Schlange« – hatte der indischen Regierung siebenundvierzig Jahre treu gedient in allem, zu dem ein Elefant verwandt werden kann, und da er volle zwanzig Jahre alt war, als er gefangen wurde, so zählte er jetzt beinahe siebenzig – ein schönes Alter für einen Elefanten. Er konnte sich noch erinnern, wie er mit einem dicken Lederjoch um seinen Kopf eine schwere Kanone durch den Morast gezogen hatte – das war lange vor dem afghanischen Feldzug im Jahre 1842, und damals war er noch nicht ausgewachsen. Radha Pyari, seine Mutter, die in der gleichen Herde mit Kala Nag eingefangen wurde, hatte ihm zur Zeit seiner ersten Stoßzähne immer und immer wieder gesagt, nur wenn Elefanten Angst hätten, kämen sie zu Schaden. Kala hatte bald gemerkt, daß der Rat gut war: denn als das erstemal eine Granate in seiner Nähe platzte, rannte er schreiend rückwärts gerade in eine Gewehrpyramide hinein, und die aufgepflanzten Bajonette stachen ihn an seinen empfindlichsten Stellen. Nach dieser Erfahrung nahm Kala sich vor, nie mehr Angst zu haben, und so wurde er der beste, beliebteste und am sorgsamsten gehegte Elefant im Dienste der indischen Regierung. Er hatte viel gesehen und erlebt. Zeltlasten hatte er geschleppt im Gewicht von zwölfhundert Pfund auf langen Märschen im nördlichen Indien; er war mit Dampfwinden in ein Schiff verladen worden, mit dem er viele Tage über das unruhige Meer fuhr, hatte in einem fremden Bergland weit weg von Indien einen schweren Mörser tragen müssen und den Kaiser Theodor in Magdala auf dem Totenbett liegen sehen. Später war er wieder auf einem schaukelnden Schiff heimgekehrt, würdig, wie die Soldaten sagten, die abessinische Tapferkeitsmedaille zu tragen. Dann hatte er hoch oben in den nördlichen Bergen in Ali Musjid sein eigenes Volk an Kälte, Hunger, Entbehrungen und Sonnenstich leiden und sterben sehen; und darauf war er Tausende von Meilen südwärts gesandt worden, um auf den Bauhöfen in Moulmein schwere Balken aus Tiekholz zu schleppen und zu stapeln. Dort schlug und stieß er einen ungehorsamen jungen Elefanten halbtot, der sich eigensinnig weigerte, seinen Anteil an der Arbeit zu verrichten.
Nach all diesen Erlebnissen wurde er mit einigen Dutzend anderen Elefanten in die Garoberge geschickt und mußte dort erlernen, bei dem Fang seiner wilden Stammesgenossen behilflich zu sein.
Die Elefanten stehen unter dem ausdrücklichen Schutze der indischen Regierung. Eine besondere Ministerialabteilung beschäftigt sich ausschließlich mit der Jagd und dem Abrichten der gefangenen Tiere, um sie dann je nach Bedarf im Lande zu verteilen.
Kala Nag stand zehn Fuß hoch über dem Boden; seine mächtigen Stoßzähne waren der Sitte gemäß vorne abgeschnitten und an ihren Enden mit Kupferbändern umspannt, um sie vor dem Zersplittern zu schützen. Er konnte mit diesen noch immerhin fünf Fuß langen Stümpfen mehr ausrichten als die nicht abgerichteten Elefanten mit ihren vollgewachsenen scharfen Stoßzähnen.
Wenn nach wochenlangem, mühsamem Jagen in den Bergen etwa vierzig oder fünfzig wilde Kolosse endlich in die letzte Umzäunung getrieben waren und das schwere Falltor aus Baumstämmen dröhnend hinter ihnen niederfiel, begab sich Kala Nag auf ein Kommandowort in das stampfende, schnaubende, sich wild drängende Gewühl (gewöhnlich bei Nacht, wenn der flackernde Schein der Fackeln die eingefangenen Tiere unsicher machte), suchte sich den stärksten und wildesten Bullen aus der Masse und hämmerte und stieß so lange auf ihn ein, bis er Ruhe gab, während Männer auf dem Rücken der anderen Arbeitselefanten die schwächeren Tiere mit Stricken einfingen und fesselten.
Der weise, alte Kala Nag war ein erfahrener Meister in allen Arten des Kampfes. So manches Mal hatte er dem verwundeten Tiger mutig getrotzt – er rollte den Rüssel zusammen, um ihn vor einem Biß zu schützen, und stieß mit dem dicken Kopf das anspringende Tier hoch in die Luft, daß es einen Purzelbaum schoß. Diesen Kunstgriff hatte er allein erfunden; und ehe der Tiger wieder auf die Beine springen konnte, warf sich Kala Nag auf ihn mit den Knien und erdrückte ihn mit seiner Wucht, bis das Leben mit Ächzen und Stöhnen aus dem Körper wich und nichts übrigblieb als ein zermalmter, gestreifter Kadaver, den Kala Nag am Schwanze griff und fortzog.
»Jawohl!« sagte der große Toomai, sein Hüter, der Sohn des schwarzen Toomai, der Kala nach Abessinien begleitet hatte, und Enkel des alten, in der ganzen Dschungel berühmten Toomai, der bei dem Fange Kalas behilflich gewesen war. »Jawohl die Schwarze Schlange hat vor nichts Furcht außer vor mir. Drei Generationen meiner Familie haben ihn gefüttert und gepflegt, und er wird lange genug leben, um die vierte zu sehen.«
»Vor mir hat er auch Furcht«, quäkte der kleine Toomai, ein brauner Dreikäsehoch in Lumpen.
Er war zehn Jahre, der Älteste des großen Toomai, und dem Herkommen gemäß würde er dem Vater im Amte folgen, sobald er erwachsen war; würde dann auf Kalas Nacken sitzen und den schweren eisernen Ankus, den Elefantenstab, halten, der in den Händen seiner Vorfahren glatt und glänzend geworden war. Er wußte genau, was er sagte, denn er war im Schatten Kala Nags geboren, hatte, ehe er laufen konnte, mit Kala Nags Rüssel gespielt, und hatte ihn zur Tränke geführt, sobald er nur vermochte, ein Bein vor das andere zu setzen. Kala Nag würde nie daran gedacht haben, sich den schrill gepiepsten Befehlen des kleinen Toomai zu widersetzen; ebensowenig, wie er damals sich hatte einfallen lassen, ihn zu töten, als der große Toomai seinen neugeborenen Sohn unter Kala Nags Rüssel legte und ihm befahl, seinen zukünftigen Meister zu grüßen.
»Ja!« wiederholte der kleine Toomai, »vor mir hat er Angst.« Er ging mit langen Schritten zu Kala Nag, schimpfte ihn altes fettes Schwein und ließ ihn die Füße aufheben, einen nach dem andern. »Wah! Du mußt alles tun, was ich sage.« Der Kleine schüttelte seine Locken und sprach ganz wie sein Vater. »Zwar bezahlt die Regierung für euch Elefanten, aber dennoch gehört ihr uns Mahouts. Wenn du alt bist, Kala Nag, wird ein reicher Rajah kommen und dich von der Regierung kaufen, weil du so groß und gescheit bist und weil ich dir soviel Kunststücke beigebracht habe. Dann bekommst du goldene Ohrringe und brauchst weiter nichts zu tun, als einen goldenen Thronsitz auf deinem Rücken zu tragen und in den Prozessionen des Königs an der Spitze zu schreiten. Und ich selbst, o Kala Nag, werde auf deinem Rücken sitzen, einen silbernen Ankus in der Hand, und Männer mit goldenen Stäben werden vor uns herlaufen und rufen: ›Platz für den Elefanten des Königs!‹ Das wird schön sein, Kala Nag, aber nicht so schön wie das Jagen in der Dschungel!«
»Umph!« sagte darauf der große Toomai. »Du bist wild wie ein Büffelkalb. Du kannst der Regierung bessere Dienste leisten, als in der Dschungel zu jagen. Ich werde alt und bin kein Freund der wilden Elefanten. Feste Stationen ziehe ich vor, gemauerte Elefantenställe, einen Verschlag für jedes Tier und starke Pflöcke zum Festmachen; dazu ebene, breite Straßen, um die Neuen einzuüben, das ist mir lieber als das Herumhetzen von Station zu Station in der Dschungel. Ah – wie schön waren die Kasernen in Cawnpore mit dem Basar dicht daneben und täglich nur drei Stunden Dienst!«
Der kleine Toomai erinnerte sich sehr wohl an die Elefantenställe zu Cawnpore und schwieg still. Er zog das Lagerleben bei weitem vor und haßte die flachen, breiten Übungswege, das tägliche Weiden auf besonders instand gehaltenen Grasplätzen, und vor allem die langen, trägen Stunden, in denen er nichts tun konnte als zusehen, wie Kala Nag sich zwischen seinen Pfählen rastlos hin und her wiegte. Der kleine Toomai liebte es, felsige Wege hinaufzuklettern, wohin sich nur ein Elefant wagt, liebte es, in die Täler hinabzutauchen, wo das Wildschwein und der Pfau erschrocken unter Kalas Füßen davonflohen, oder bisweilen einmal in meilenweiter Ferne äsende Herden wilder Elefanten zu erspähen. Die warmen Regen liebte der Knabe, wenn Hügel und Täler von den niedergehenden Güssen dampften, liebte die tauigen, nebligen Morgen, da niemand wußte, wo man am Abend lagern würde – die lange, mühsame Treibjagd auf wilde Elefanten, das Eintreiben der Gefangenen, die wie Blöcke im Bergsturz in die festen Umzäunungen polterten, und wenn sie merkten, daß sie nicht mehr hinauskonnten, sich wütend gegen die dicken Pfähle warfen. Dann war der Augenblick gekommen, grell leuchtende Fackeln zu schwingen, blinde Schüsse abzugeben und Lärm zu machen, als seien alle bösen Geister aus der schwarzen Dschungel herbeigekommen. Ja, das war ein herrliches Leben! Und dabei konnte auch ein kleiner Knabe sich nützlich erweisen, und Toomai richtete soviel aus wie drei Knaben zusammengenommen, wenn er mit der Fackel umherschlug und sich heiser gellte.
Aber die rechte Freude begann erst, wenn die eingebrachten wilden Elefanten zum Gehorsam gebracht wurden und die Keddah, die weite Umzäunung, aussah wie ein Bild vom Untergang der Welt. Dann kletterte der kleine Toomai auf einen zitternden Pfosten, seine langen, braunen Haare flatterten im Wind, und sein schwarzer Schatten tanzte im Fackellicht. Das Trompeten und Schreien der Tiere war so betäubend, daß man sein eigenes Wort nicht vernahm. Sobald aber das Urweltgetöse etwas verebbte, drangen des Knaben schrille, befehlende Rufe an Kala Nags Gehör durch all das Gewirr und Gebrüll, das Krachen der reißenden Stricke, das Schnauben und Trompeten der gefesselten Elefanten. »Mail, mail, Kala Nag! (Geh an, geh an, ›Schwarze Schlange‹!) – Dant do! (Stoße ihn!) – Somalo! Somalo! (Vorsicht! Vorsicht!) – Maro! (Schlage ihn!) – Arre! Arre! Yai! Yai! Kya-a-ah!« So rief er, während der laute Kampf zwischen Kala Nag und seinem wilden Gegner von einem Ende der Umzäunung zum anderen tobte, mitten durch das Gewühl der anderen Tiere, die heulend und trompetend zur Seite flohen. Die alten Elefantenjäger wischten sich den Fackelruß aus den Augen und nickten dem kleinen Toomai zu, der vor Aufregung auf seinem Pfosten herumhopste.
Ja, er tat mehr als nur schreien. Eines Nachts glitt er von der Höhe des Pfostens herunter und stürzte mitten unter die tobenden Elefanten, um einem Treiber das Ende eines herabgefallenen Seils zuzuwerfen, mit dem das Bein eines störrischen Jungen gefesselt werden sollte. Junge Elefanten sind weit mutwilliger und schwerer in Ordnung zu halten als die alten. Kala Nag sah seinen kleinen Herrn in Gefahr, zerstampft oder zerquetscht zu werden; er stürzte herbei, nahm den Knaben vom Boden auf und überreichte ihn stolz dem großen Toomai, der seinem Sohn rechts und links ein paar Ohrfeigen gab und ihn auf den Pfosten zurücksetzte. [mehr] (Rudyard Kipling: Das Dschungelbuch, Kapitel 11)

09 November 2014

Flämmchen tanzt "Tod und Auferstehung"

[...] horch, ich höre das Flämmchen, sie soll uns den Tod und die Auferstehung tanzen.« Die Alte richtete sich auf, wankte in eine Ecke, kniete dort nieder, stemmte die Arme in die Seite, und hob an, ein Lied zu singen, welches Hermann, der, sobald die Türe frei geworden war, hatte entfliehn wollen, mit magischer Gewalt zurückhielt. 
Bei seinen Tönen trat Flämmchen ein, im vollen, üppigen Putze, schritt, ohne selbst Hermanns zu achten, wie gefesselt und bezwungen auf die Alte zu, senkte vor ihr das Haupt, und bewegte sich dann nach dem Takte der Melodie rund im Kreise um ihn. Die Worte des Liedes waren wieder aus der fremden Sprache, welche Hermann nicht verstand, aber Melodie und Ausdruck gaben den klaren Sinn. Tief und wehmutsvoll klangen die ersten Strophen, ein Schmerz, der keine Grenzen und keinen Namen hat, zitterte in ihnen, aber gehalten und bewußt. Auf einmal fielen in einem ganz wunderbaren, raschen Tempo wirbelnde, schneidende Töne ein, und zuletzt sprudelte daraus ein Gewimmel von Lauten hervor, als wollten Rhythmus, Worte, Musik einander aufheben und vernichten, ohne daß gleichwohl die dämonische Harmonie in diesem Aufruhre aller Takt – und Tongesetze unterging. Angemessen dem Liede waren die Tanzbewegungen Flämmchens. Das Haupt gesenkt, die Arme schlaff am Leibe niederhangend, den Leib matt in den Hüften wiegend, setzte sie die kleinen, wie durch Starrsucht gefesselten Schritte, lieblich immer, aber träge in die Runde. Es war mehr ein Schleichen, als ein Gehn, die Augen hielt sie halbgeschlossen, die Lippen waren wie von Erschöpfung geöffnet. So gab sie das Bild einer sterbenden Magdalena, an deren süßen Fleische schon der grimmige Freudenhasser nagt. Bald ging dieses Schleichen in ein völliges Stocken über, kaum merklich waren noch die Bewegungen, sie erstarrte endlich, sich auf die Knie niederlassend, zu einer Gestalt von Stein, durch deren Adern und Fibern es nur noch wie ein unseliges Rieseln und Wirbeln lief. Der Anblick dieses schönen Mädchenkörpers, seiner leisen, zuckenden Regungen war unbeschreiblich rührend, die Augen tat sie auf, und warf auf Hermann einen erloschnen Blick, vor dem er gleichwohl die seinigen senken mußte. Denn es rief aus demselben wie mit schluchzendem Munde: »Erlöse mich, o du mein Geliebter, aus den Krallen der zerwühlenden Elemente!« So blieb sie einige Sekunden haften, dann aber warfen die raschen schneidenden Strophen der Alten den Aufruhr auch in ihre Glieder. Sie erhob die Arme, sie richtete sich auf ihre Füße, vorwärts und rückwärts flog der Leib, von den geschwungnen Schenkeln bewegt; immer wilder, zerbrochner wurde dieser rasende Tanz, die Glieder schienen sich voneinander zu lösen und dahin und dorthin zu zerflattern, endlich schwebte das lemurische Gebilde hauchartig in den Lüften, denn kaum den Fußboden noch berührten die Spitzen der Zehen. Die Kreise hatte das tanzende Schattenähnliche aufgegeben, in einer geraden Linie schwebte es gegen den Sarkophag in der Nische, von welcher die Alte den Vorhang hinweggezogen hatte, und zitterte dann mit ängstlichem Wenden von seinem Mumieninhalte zurück. Nachdem dieses Hinan – und Zurückschweben einige Male stattgefunden hatte, verklang das Lied der Alten.

Immermann: Die Epigonen, 7. Buch, 14. Kapitel

07 November 2014

Flämmchen wird älter

Der Prinz zu Hermann über Flämmchen:
Nun, Ihre Erziehungsplane sind nicht geglückt, anstatt eines Kunstprodukts hat Natur das wundersamste, entzückendste Geschöpf ausgebildet. Ich behaupte, wer sie tanzen gesehn, kann nie wieder ganz unglücklich werden. Wäre ich ein Freund von Paradoxen, so würde ich sagen: Sie tanzt Geschichte, Fabel, Religion, ihre begeisterten Wendungen und Stellungen weihen uns in die geheimsten Dinge ein. [...] 
Mit dem Rufe: »Liebster! Bester! Einziger!« hing sie ihm am Halse und die leidenschaftlichsten Küsse brannten auf seinen Lippen. »Habe ich dich endlich wieder!« rief sie, indem sie ihm Augen und Stirn küßte. »Nun aber werde ich dich nicht lassen, nun sollst du mein werden, sie mögen tun, was sie wollen.« [...] 
Was er in den folgenden Tagen von der Lebensweise Flämmchens hörte, war das Ausschweifendste von der Welt. Sie hatte wirklich in ihrem einsamen Landhause eine Art von Hof oder Menagerie, wie man es nennen will, versammelt, bestehend aus den wildesten jungen Leuten der Residenz, die, durch den Ruf ihrer Schönheit angelockt, dorthin geströmt waren. Mit ihnen wurden die tollsten Streiche verübt, zuweilen toste dieses wütende Heer bei Nacht auf schnellen Pferden unter entsetzlichem Geschrei durch die Gegend, so daß die Landleute in ihren stillen Hütten sich vor dem Unwesen segneten, oder man sprengte falsche Nachrichten von Räuberbanden und Unglücksfällen aus, welche Scharwachen und Beamte aufregten, so daß sich auch schon die Polizei hier in das Mittel hatte legen wollen, jedoch höheren Ortes bedeutet worden war, solches zu unterlassen, da sich denn doch alles außer dem Bereiche eigentlicher Vergehungen hielt. Am brausendsten aber schäumte Flämmchens üppige Lebenskraft im Tanze aus. [...] 
Das ist nun der Tanz, den ich nicht lassen kann, der mich mir selbst wiedergibt, wenn der Weltgraus mich überwinden und in mir einziehen will. Könntest du mich lieben, und immer bei mir sein, so wäre alles gut, dann hätte ich eine Stütze und würde auch aufhören zu tanzen; leider wird es nicht so gut werden.«
Immermann: Die Epigonen, 7. Buch, 8. und 9. Kapitel

06 November 2014

Cornelie

Unter solchen Gesprächen waren sie in das Tal hinuntergestiegen. Hermann nahm wahr, daß die Hirten und Melkmädchen, Cornelien, wie sie an ihnen vorüberging, mit einem Ausdrucke grüßten, der an Ehrfurcht grenzte. Ja, eine junge schwarzbraune Dirne, die aus feurigen Augen schaute, sank vor ihr, wie vom Gefühl überwältigt, in die Knie und legte die Hand Corneliens sich auf das Haupt. Ein Lämmchen kam aus der Herde munter auf Cornelien zugesprungen, und gab durch schmeichelnde Gebärden ein Anliegen zu erkennen. Sie beugte sich zu dem zarten Tiere hinab, nahm ein Milchfläschchen aus dem Busen, und tränkte das Geschöpf, welches sich vertraulich an die Knieende anschmiegte, aus der hohlen Hand. Hermann betrachtete mit Vergnügen das reizende Bild. Nachdem sie ihr mildes Geschäft vollbracht, erhob sie sich und sagte: »Das Närrchen hat seine Mutter verloren, und obgleich ein andres mitleidiges Stück der Herde deren Stelle schon oft bei ihm vertreten hat, so sucht es doch immer mich und mein Milchfläschchen, wenn ich mich zeige.« Alles, was Hermann hier sah und hörte, gab ihm das Gefühl eines süßen Friedens, und er malte sich mit Entzücken das Bild der Häuslichkeit aus, welche ihm Cornelie gewähren würde. Denn daß sie nicht länger sich seinem treugemeinten Werben widersetzen werde, war ihm nach dem traulich-liebevollen Empfange, den er hier über alle Erwartung gefunden hatte, gewiß. [...]
»Ich habe dich angehört, nun höre auch du mich an«, versetzte Cornelie mit niedergeschlagnen Augen. »Daß ich mich nicht gegen dich verstellen kann, weißt du, und mein Herz kennst du. Ich denke an dich, wo ich bin und weile, das war seit der Nacht im Walde so bei mir entschieden, und mit Freuden ginge ich für dich in den Tod. Es wäre mir auch kein größeres Glück auf der Welt, als wenn ich dich so täglich einige Stunden sähe, oder wenn das nicht anginge, so wäre ich schon zufrieden, wenn du nur abends im letzten Strahle der Sonne auf die Spitze des Hügels dort trätest, der so grün in das Tal schaut, und ich dann dein Bild von fern in mir empfinge, und es still mit mir zur Ruhe nähme. Sieh, so ist es mit mir. Deinen Wunsch erfülle ich nicht, das ist auch beschlossen.«
Immermann, Die Epigonen, 

Die Welt der Fabriken

Hermanns Oheim erläutert, wie er sein umfangreiches Geschäftswesen im Griff behält.
Deshalb entschloß ich mich, aus meinen Dienern und Faktoren, welche zum Glück sich in meiner Schule tüchtig herangebildet hatten, selbständige Herrn zu machen, ihnen als Gesellschaftern die Kapitalien, welche ich für die verschiedenen Geschäftszweige bestimmt hatte, vorzustrecken, und einen jeden übrigens auf eigne Gefahr sein Departement verwalten zu lassen. Bis jetzt habe ich mich bei dieser Einrichtung sehr wohl befunden. Die Direktoren treiben das Geschäft zu eigner Ehre und Vorteil, und bringen deshalb einen weit lebhafteren Schwung hinein, als wenn sie nur meine Handlanger wären, die wöchentlichen Konferenzen erhalten mich mit dem Ganzen im Zusammenhange, und da in den Hauptsachen doch immer auf meinen Rat gehört wird, so lenke ich im Grunde alles nach wie vor.« »Eins fiel mir auf«, sagte Hermann. »Warum lassen Sie von Anleihen, welche ein Institut von dem andern macht, Zinsen geben, da doch das gesamte Betriebskapital Ihnen gehört? Sie scheinen solchergestalt sich selbst die Interessen zu entrichten.« »Nicht so ganz«, versetzte der Oheim. »Die Direktoren haben nur von den reinen Überschüssen ihren Anteil. Sie müssen sich daher bestreben, die Zinsen durch vorteilhafte Spekulationen einzubringen; und da dies in den meisten Fällen gelingt, so gewinnt die Anleihe ihre Interessen in der Tat und nicht bloß zum Schein.« [...]
Man habe von fernher geschickte Leute des Fachs kommen lassen, welche ihre Kunststücke anfangs wie zum Scherz auf Tanzböden und in Schenkstuben vorgewiesen hätten. Alsobald sei der Nachahmungstrieb, besonders bei den jüngeren Leuten, rege geworden, da man denn hauptsächlich auf die zweiten und dritten Söhne der Hofesbesitzer Augenmerk genommen habe, welche, zum Dienen bestimmt, unzufriednen Geistes, sehr froh gewesen wären, einen lohnenderen und ehrenvolleren Erwerb zu finden. [...]
Es ist zugleich hier ein neues Geschlecht entstanden, ein Mittelstand neben der bäuerlichen Aristokratie, ähnlich den englischen Verhältnissen. Der Erstgeborne erbt den Hof, und wird nach dem Hofe benannt, setzt also auch eigentlich allein die Familie fort, die andern Söhne und die Töchter gehn in die Fabriken, und legen sich in der Regel von ihrer Beschäftigung neue Namen bei, gegen das Zeugnis des Kirchenbuchs, und ohne daß die Verbote der Obrigkeit, welche daraus allerhand Verwirrungen befürchtet, etwas fruchten wollen.« [...]
Abschreckend war die kränkliche Gesichtsfarbe der Arbeiter. Jener zweite Stand, von welchem die Vorsteher geredet hatten, unterschied sich auch dadurch von den dem Ackerbau Treugebliebenen, daß seine Genossen bei Feuer und Erz oder hinter dem Webstuhle nicht nur sich selbst bereits den Keim des Todes eingeimpft, sondern denselben auch schon ihren Kindern vermacht hatten, welche, bleich und aufgedunsen, auf Wegen und Stegen umherkrochen. Wie die beiden Beschäftigungen, die natürliche und die künstliche, dem Menschen zuschlagen, sah Hermann in diesem Gebirge oft im härtesten Gegensatze. Während er hinter den Pflügen Gesichter erblickte, die von Wohlsein strotzten, nahm er bei den Maschinen andre mit eingefallenen Wangen und hohlen Augen wahr, deren Ähnlichkeit die Brüder oder Vettern jener Gesunden erkennen ließ. [...]
Entschieden war es ihm: wenn diese Bestrebungen weiter um sich griffen, so war es in ihrem Umkreise um alles getan, weswegen ein Mensch, der nicht rechnet, leben mag. Der Sinn für Schönheit fehlte hier ganz. Die Stunde regierte und die Glocke; nach deren Schlage füllten und leerten sich die Arbeitsplätze, traten die Träger ihre täglichen Wege immer in der nämlichen Richtung an, versammelten sich die Hausgenossen zu den gemeinschaftlichen Mahlzeiten. Bei diesen griff ein jeder nach englischer Manier zu, wo es ihm beliebte; der Reihenfolge der Speisen achtete man wenig, da sie fast sämtlich zu gleicher Zeit aufgesetzt wurden.
Immermann: Die Epigonen

03 November 2014

Mondscheinmärchen

In jener grauen Urzeit, von welcher sich die Menschen die verworrensten Begriffe machen, war es, wie neuere Forschungen lehren, mit der Welt folgendermaßen beschaffen. Die Erde war alles, und außer ihr gab es nichts, nur eine falsche Bescheidenheit späterer Zeiten hat vom Chaos oder Universum gefabelt, aus welchem unser guter Ball nebst vielen andern Ballen und Bällchen hervorgesprungen sei. Die Erde hatte aber dazumal die Form eines Nestes, nämlich in der Mitte war sie einige tausend Meilen vertieft, und die Seitenflächen bogen sich als schützende Ränder hoch und weit über. Es gab weder Gras noch Baum, weder Tiere noch Menschen auf der Erde, auch schien keine Sonne, dennoch war es auf ihr, und in der Höhlung des großen Nestes weder unfein, noch still, noch dunkel. Ihre Oberfläche war glatt und sanft anzufühlen wie der feinste Sammet, sie sang sich selbst ein süßes Lied von jener frohen Ewigkeit vor, und phosphoreszierte dabei im buntesten Lichte.
Dieser selige Zustand hat ziemlich lange gedauert. Endlich aber, wie denn nichts ungestört bleiben kann, regte sich ein gefährlicher Fürwitz in der Erde, und sie sprach so zu sich: »Wozu ein Nest ohne Eier? Meine Bestimmung ist nur halb erreicht.« Flugs empfand sie ihre Einsamkeit und die Sehnsucht nach Eiern, aus denen sich, wie sie meinte, die anmutigsten Gesellschafter und Gespielen für sie entwickeln würden.
Wie froh erstaunte sie, als sie eines Morgens beim Erwachen in ihrem Schoße eine Menge der schönsten Eier fand! Auf welche Art sie dieselben gewonnen, auf welchem geheimnisvollen Wege der Zeugung ihr diese Bescherung geworden, darüber schweigt Geschichte und Märchen. Genug, sie lagen, in Kreisen gereiht, im Grunde des großen Nestes, waren durchsichtig, wie die Edelsteine, herrliche Figuren schmückten die glänzenden Schalen, im Innern pulsierte es, ein eignes, wildkräftiges Leben.
Mutter Erde, vor Freude ganz wirblicht, machte eine schräge Bewegung, woraus später die Schiefe der Ekliptik entstanden[398] ist, erinnerte sich aber noch zur rechten Zeit ihrer neuen Pflichten, nahm sich zusammen und weinte nur einige Tränen in den unendlichen leeren Raum hinab. Darauf begann sie liebevoll ihr vertrautes Gut zu wärmen und machte tausend Plane, wie sie mit den Vöglein, wenn sie aus den Eiern gekrochen wären, freundlich und herzlich verkehren wolle.
Unter diesen Sorgen, Gedanken und Träumereien war es in dem einen Eie rege geworden, es pickte, und eine leuchtende, beflügelte Gestalt brach durch die Schale. Anfangs war sie noch einigermaßen in den Grenzen erträglicher Größe, aber mit Sturmeseile wuchs sie, wahrscheinlich durch die einströmende atmosphärische Luft geschwellt, ins Ungeheure, so daß der Erde vor dieser Geburt angst und bange wurde. Doch faßte sie sich und sagte: »Gesell, du wirst nicht vergessen, wer deine Stärke also gepflegt? Komm, sei mein Freund.« – »Was Freund?« fuhr sie der feurige Recke an, »ich habe nicht Zeit zur Empfindsamkeit, meine Bahn geht selbständig durch die unermeßlichen Räume.« Und damit schoß er fort, der Undankbare, und ward der erste Fixstern. Seinem Beispiele folgten die andern Geburten, die nun bald nacheinander kamen, sie wollten alle nichts von Häuslichkeit und gemütlichem Zusammenleben wissen, vielmehr eigne Fortüne droben im Blauen machen, was ihnen denn auch gelungen sein muß, wie der gestirnte Himmel besagt.
Nur ein Flüchtling, eine schöne üppige Person von lebhaftem Temperament, bereute den Undank, als sie ein paar Millionen Meilen weit fortgerannt war, hielt inne in ihrem wüsten Laufe, und ward feuerrot vor Scham. Sie sieht sich noch immer von Zeit zu Zeit nach dem verlaßnen Neste um, und das Erröten dauert auch noch fort, welches uns sehr zustatten kommt, denn wenn die Sonne sich nicht so schämte, und uns dadurch nicht mit einheizte, wären wir alle längst erfroren, weil die Dinge bald eine betrübte Gestalt annahmen, wie ich gleich erzählen werde.
Zuerst schüttete die Erde, in ihren Hoffnungen so schmerzlich getäuscht, einige noch nicht ausgekommne Eier zornig über Bord. Sie fielen eine geraume Zeit unaufhaltsam in die Tiefe, endlich stießen sie doch irgendwo an eine scharfe Weltecke,[399];die Schalen zerbrachen, und die unreifen Geburten taumelten heraus. Diese haben nun ein Leben und haben keins, im halbwachen Traume schießen sie dahin und dorthin, ziehen einen feurigen Schweif von allerhand Eulenspiegeleien hinter sich her, und sind mit einem Worte unglückselige Kometen, auf die am ganzen Sternenhimmel kein Verlaß und Glaube ist.
Doch, was gehn uns die Kometen an? Auf der Erde entstanden ganz andre Folgen der mißlungnen freundlichen Absicht. Zuvörderst zog sie sich aus der offnen Nestgestalt in die abgeplattete Kugelform zusammen, welcher nur bis auf eine geringe Tiefe etwas anzuhaben ist. Sodann schlug sich in ihren Eingeweiden durch einen heftigen Gallenerguß Proteus, der Metallkönig, nieder, der also eigentlich der kristallisierte Verdruß der Erde ist, und bei allen nachfolgenden Händeln eine große Rolle spielt. Darauf, um ihr einigen Ersatz zu geben, geschah die Schöpfung in sechs Tagen mit Kräutern und Bäumen, Fischen, Vögeln, vierfüßigem Getier und endlich dem Menschen. Die Erde tröstete sich wohl, als sie das alles auf sich grünen und blühen, krabbeln und zappeln sah, aber dann war's ihr doch wieder nicht recht, und sie sprach alle Tage unzählige Male zu sich selbst: »Das tut's doch alles nicht.« Und sooft sie das für sich sagt, stirbt oder verdorrt etwas.
Proteus aber, der Metallkönig, der alte Verdruß, drängt sich unaufhaltsam an das Tageslicht. Denn es ist nicht wahr, daß die Menschen ihn suchen, und daß er gern in seinen dunklen Kammern bliebe; nein, er blickt und lockt nach ihnen aus dem Finstern, und wenn er ihnen nicht anders beizukommen vermag, so sucht er ihre Träume heim. Dann müssen sie, von Unruhe gepeinigt, die Erde aufreißen und ihr Elend herauffördern. Denn wenn er oben ist, so ergreifen den alten Griesgram kindische Launen; er kann es nicht leiden, in zerstückten Gliedern sich durch die Welt zu breiten, er will immer beisammen sein. Aus dieser Sehnsucht des Metalls nach sich entstehen dann alle Plagen, welche das unglückliche Menschengeschlecht heimsuchen: Krieg, Eigennutz, Dieberei, Raub. Denn so strebt z.B. der aufgespeicherte Vorrat an Schwertern, Gewehren und Kanonen in den Zeughäusern des einen Landes nach seinesgleichen[400] in dem andern, das Eisen reizt durch geheime Einflüsse den Arm des Menschen so lange, bis dieser sich zu seinem Dienste darbietet, und es mit großem Getöse aus dem Verschlusse hervorholt. Dann heißt es, die und die Nation habe der andern den Krieg erklärt. Nun ziehen die Heere, oder vielmehr die verstreuten Glieder des Proteus einander entgegen. Endlich treffen sie sich, und es gibt ein frohes Wiedersehn und Umarmen, bei welchem die dazwischen befindlichen Menschen übel wegkommen; das nennen sie dann eine Schlacht, und meinen, sie wären es, die selbige geschlagen, während doch nur Eisen und Stahl sich lebhaft begrüßten, und die Schlünde des Erzes einander feurige Küsse zuwarfen.
Ebenso geht es mit Silber und Gold. Wo dessen eine Menge vorhanden ist, da regt sich in ihm die Lust, mit einem Schatze, der anderswo liegt, verbunden zu sein. Die bösen roten und weißen Zauberaugen schauen nach Händen um, welche den Gefallen ihnen täten, der Wucherer und Betrüger, den sie erblicken, wird von ihnen bestrickt, er muß daran, und mit allerhand schlimmen Künsten die getrennten Horte zusammenbringen. Er meint, den Mammon zu haben, und der Mammon hat ihn. Aber über den Redlichen ist diesem die Gewalt versagt, daher der auch für die Vereinigung der Metalle nichts tut, den Proteus, wenn dieser sich aus Irrtum einmal zwischen seine Finger verirrte, sogleich wieder aus denselben fallen läßt, mit andern Worten zeitlebens arm bleibt.
Also geht es zu in der Welt; das wissen wir alle. Wie anders und schöner es aber geworden wäre, wenn die Erde die Vöglein aus den Eiern sich zur Gesellschaft hätte ausbrüten können, das deutet in gewissem Maße uns der Mondschein an. Nämlich, als schon die Fixsterne die Flucht ergriffen hatten, und die Kometen zu früh zur Welt gekommen waren, tönte es aus einem Winkel gar lieblich und bat um milde Behandlung. Die Erde sah nach, und bemerkte, daß eins der Eier zurückgeblieben war, dessen Inwendiges sich eben zum äußeren Leben hindurchrang. Es war eine sanfte Mädchengestalt, viel sanfter und zarter, als die andern, welche, sobald sie nur auf ihren kleinen Füßen stehn konnte, unaufgefordert der Erde den Eid der Treue leistete, und versprach, ihr immer hold und gewärtig zu sein. Die Erde aber, welche der Undank der übrigen tief erbitterte, und in welcher sich schon Proteus, der Metallverdruß abgelagert hatte, ließ, wie es in solchen Fällen geht, die Unschuldige büßen, verstieß sie mit harten Worten, und rief, sie möchte sich ihre Kamaraden am Sternenhimmel suchen, ihr solle sie nicht vor die Augen kommen. Und damit schüttelte sie sich dermaßen, daß die arme kleine Luna eine weite Strecke weit weggeschleudert wurde.
Aber sie ließ sich in ihrer treuen Sinnigkeit nicht irremachen. War ihr auch ein näheres Verhältnis untersagt, so konnte ihr doch niemand verbieten, der zornigen Mutter zu folgen, und sie in gemeßner Entfernung zu umkreisen. Das hat sie denn nun auch redlich die vielen tausend Jahre her getan und wird es tun bis an der Welt Ende, was aber wahrscheinlich noch lange ausbleibt.
Der Zorn der Erde ist längst vorüber, und sie lechzt eigentlich im stillen innigst nach der Vereinigung mit Lunen. Allein diesem Umstande tritt die inzwischen entstandne Schöpfung entgegen, da sich voraussehn läßt, daß, wenn die beiden großen Mächte zusammenkämen, Wälder und Felder, Tiere und Menschen dazwischen zerquetscht werden würden. Ein solches Verderben will nun die Erde als gute Haushälterin nicht, und so hat denn an ein Auskunftsmittel gedacht werden, und Luna hat sich entschließen müssen, nur zu scheinen. Der Mondschein ist der schwärmerische Ersatz für den Kuß der Mutter und Tochter. Er ist kein bloßer Schein; Luna haucht in ihm ihre Liebe an den Busen der Mutter, welche davon bis in ihre Tiefen selig erschüttert wird. Nicht Geheimes, oder Unbekanntes verkünde ich, was ich erzähle, ist jedem bewußt. Wer hat nicht die Zauber der Mondnacht empfunden? Alle Geschöpfe fühlen, daß etwas Großes, Liebes vorgehe, und sind in einer Art von Verwandlung, die Läuber der Bäume zittern, die Blumen spenden süßen Duft, die Lilien schicken leichte Flämmchen aus ihren Kelchen, die Vögel singen im Schlafe, und in den Herzen der Menschen sprießt die Liebe. Immer stärker wird das Verlangen Lunas nach der guten, gekränkten Mutter, sie wächst mit ihren Wünschen und wird aus der Sichel zur Halbscheibe, aus dieser zum Vollmonde.

Aber Proteus, dem alles sanfte Zerfließen ein Greuel, ärgert sich und ergrimmt zu wilden Gedanken, wenn die Sachen so weit gekommen sind. Die Erze in den Schachten rauschen und glimmern, die Waffen in den Rüstsälen klirren, die Goldstücke und Taler in den Säckeln der Reichen klappern unheimlich. Vor diesem bösen Wesen erschrickt Luna, nimmt ab bis zum Neumonde, und scheint für immer verschüchtert zu sein. Aber wer kann das Herz zwingen? Kaum hat sich der grimme Proteus wieder etwas zur Ruhe begeben, so blinkt auch die liebe Sichel wieder am Saume des Horizonts hervor, und das trauliche Spiel beginnt aufs neue.
Den Tod hätten wir gewiß alle davon, wenn Luna das Verbot der Mutter überwände, und sich, anstatt des Scheins, an ihr Herz legte. Aber gedenke ich, wie glücklich mich schon der Mondschein gemacht hat, in welchen süßen Frieden er mich einschlummernd gewiegt, so möchte ich mir oft einen so frohen Untergang wünschen, nach welchem wir vielleicht als leichte Wolkenträume in einer höheren Ordnung der Dinge wieder auferständen. 
Immermann: Die Epigonen, 6. Buch, 12. Kapitel, S.398-402

Ein Papagei spielt Postbote

Die Klappe des Schreibtisches war offengelassen worden, Papiere, aus farbigen Mappen hervorsehend, lagen darauf. Der dreiste Vogel hatte sich die Entfernung der Gebieterin zunutze gemacht, vieles herausgezerrt, zerbissen, auf den Fußboden gestreut. Jetzt saß er auf dem Rande eines Korbes, welcher zur Aufnahme der weggeworfenen Papierschnitzel diente, und zerstörte mit großer Emsigkeit ein paar feine rote Blättchen, die er zwischen Klauen und Schnabel hin-und herzog. Hermann wollte ihm den Raub abjagen; der Papagei ließ die Blätter in den Korb fallen und entfloh mit lächerlichen Sprüngen. Hermann sah in dem Korbe die halbzerrißnen Blätter auf andern gleichfarbigen liegen; er mußte sie für Wegwurf halten und konnte meinen, wenigstens keine Indiskretion zu begehn, wenn er sich dieselben zueignete. Die Handschrift der Herzogin winkte ihm von ihnen entgegen; in seinen unklaren verworrnen Empfindungen streckte er nach ihnen die bebende Hand aus, er wollte etwas von der Fürstin besitzen, heutebesitzen, er drückte unwillkürlich seinen Mund auf die Blätter, und schob sie unter die Weste; auf seinem Herzen sollten sie ruhn. Wie ein Schatten schwebte die Gestalt Corneliens seiner Seele vorüber, schon hatten seine Finger die Blätter gefaßt, um sie an ihren Ort zurückzubringen, als das Erscheinen der Herzogin, die aus dem anstoßenden Gemache in das Zimmer trat, dieses gute Vorhaben vereitelte.

Immermann: Die Epigonen, 

02 November 2014

Der Salon von Madame Meyer

Madame Meyer war eine enthusiastische Verehrerin des Schönen, besonders der bildenden Künste, in deren Wesen ihre Freunde ihr tiefe Einsichten zutrauten. Es machte auf Hermanns Augen einen sonderbaren Eindruck, als er zum ersten Male bei ihr vorgelassen wurde. Man führte ihn durch eine Reihe von Zimmern, worin Dämmrung und blendender Lichtglanz abwechselten. Denn, hatte er eins durchschritten, von welchem gemalte Fensterscheiben den Tag abhielten, so trat er in ein andres, in welchem goldgrundierte, heftig-bunte Gemälde die Wände bedeckten, und die Sehnerven sich fast verwundet fühlten. In diesem Hause war der eigentliche Sammelplatz der Künstler und Kunstfreunde, welche bei Medon mehr nur wie Zugvögel einsprachen, weil man ihm anmerken konnte, daß, so gefällig er auch auf artistische Gespräche einzugehn, und so verständig er sie zu führen wußte, sein Sinn und seine Neigung doch mehr andern Gebieten zugewendet waren. Zwei Abende in der Woche waren zu regelmäßigen Zusammenkünften bestimmt, in denen man sich über Gegenstände des Fachs unterhielt, Stein-und Handzeichnungen besah. Blieb nach diesen Beschäftigungen noch Zeit übrig, so pflegte man im Konzertzimmer Musik zu machen, zu welcher meistenteils altkatholische Hymnen auserwählt wurden. Madame Meyer hatte dieses Gemach wie eine kirchliche Kapelle aufschmücken lassen, und sich eine wohlklingende Haus- und Handorgel zu verschaffen gewußt.

Immermann: Die Epigonen

01 November 2014

Flämmchens Tanz

Einen Kranz auf dem Haupte, und einen in jeder Hand haltend, schritt das Mädchen gemessen, fast feierlich, erst rund um die Felsenplatte, als vollziehe sie die Weihe des Orts. Dann in die Mitte sich stellend, wandte sie ihr glänzendes Antlitz gegen den Mond, und begann nun, immer seiner leuchtenden Scheibe zugekehrt, ihren ausdrucksvollen Tanz. Bald neigte sie sich ihm mit zärtlicher Gebärde entgegen, bald schien sie vor ihm verstellterweise zu fliehn, jetzt hob sie den einen, dann den andern Kranz lockend empor, darauf ließ sie beide sinken, verwechselte sie, warf sie in die Luft, daß sie dort Bogen beschrieben, und fing sie jederzeit gewandt und zierlich wieder auf, während Füße und Leib ihr anmutiges Spiel fortsetzten. DerSinn dieses Tanzes war ein liebliches Gedicht; der kalte hohe Freund da oben, sollte zur Erde herabgezogen werden, mit welcher er einst in größerer Vertraulichkeit gelebt habe, und auf der jede Sehnsucht nur eine Erinnrung an diese schöne Liebeszeit sei. Was ihre Bewegungen an diesem Mondscheinmärchen noch dunkel ließen, deuteten Strophen aus, die sie dazwischen absang, und womit sie sich den Takt anzugeben schien. Sie hatten alle ein gewisses Metrum, bestanden aber oft nur aus abgebrochnen Worten, deren Verbindung die Zuhörenden ergänzen mußten. Die Alte gab zuweilen in einer fremden Sprache, welche weder der Arzt, noch der Domherr verstand, eine Art von Refrain zu vernehmen.

Immermann: Die Epigonen,