20 Januar 2013

Szcypiorski über das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen


"Ein gebildeter Mensch, der einige Jahre in sowjetischen Verhältnissen zu brachte und am eigenen Leibe die Segen der aufgeklärten stalinistischen Fürsorge erfuhr und später dieselben in Polen einführte – war nicht nur ein Dummkopf, sondern auch ein Schurke. Denn er wusste doch ganz genau, was er tat. [...] Zweifelsohne konnte man einmal im Leben ein idealistischer Kommunist werden, wenn man die sowjetische Praxis nicht kannte. Aber jeder, der sie kennengelernt hatte und doch auf seinen Positionen beharrte, musste sich dessen bewusst sein, dass er sich an einer Teufelei beteiligte. Und damit war er schon kein anständiger Mensch mehr." (Seite 35)
"Diese Worte sagte ein deutscher" (Seite 96 bis 101)
"Herzog sagte, ewige Schande sei das Ergebnis der deutschen Verbrechen gegen Polen. Er sagte, die Vernichtung Polens habe die Selbstvernichtung Deutschland zur Folge gehabt. Im Namen seines nun in einem Staat vereinigten Volkes bat er uns um Vergebung.
Der Beifall einer großen Erleichterung und Befriedigung antwortete ihm. Es ist sicher eine schmerzliche Befriedigung, doch haben wir nun nach langen Jahren die richtigen Worte gehört.
Diese Worte sagte ein Deutscher.
Herzog schlug ein neues Kapitel auf. Im psychologischen Sinne zerschlug er das Klischee, das wir Polen von den Deutschen haben.
Ich denke, es fällt schwer, in unseren beiderseitigen Beziehungen eine wichtigere politische Tatsache zu finden." (Seite 101)

Szcypiorski: Heute ist alles nur ein Schatten. Festrede in Passau 1995 in: Europa ist unterwegs 1996, Seite 35 bis 50

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