Sicher ist aber, dass Millionen von Menschen auf diesem "Hillbilly Highway"
unterwegs waren ein metaphorischer Ausdruck, der die
Perspektive der Nordstaatler einfängt: ihren Eindruck, dass
ihre Städte und Dörfer von Menschen wie meinen Großeltern überschwemmt wurden. Das Ausrnaß der Bewegung
war gigantisch . In den fünfziger Jahren verließen dreizehn
von hundert Bewohnern von Kentucky den Staat. [...]
Ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung eines ganzen Landstrichs machte sich auf den Weg nach Norden. Noch Beweise gefällig? Fahren Sie am Tag nach Thanksgiving oder Weihnachten in Kentucky oder Tennessee auf die Autobahn Richtung Norden, und Sie werden sehen, dass beinahe alle Nummernschilder aus Ohio, Indiana oder Michigan sind .Die Autos sind voller verpflanzter Hillbillys, die nach den Feiertagen nach Hause zurückkehren. Mamaws Familie nahm an dieser Auswanderungsflut begeistert teil. (S.38/39)
Aber
wenn Mamaw und Papaw auch von ihrer Familie getrennt waren, so waren
sie doch keineswegs von der Bevölkerung der Stadt getrennt. Die
meisten Einwohner der Stadt waren zugezogen , um in den neuen
Fabriken zu arbeiten, und die Mehrheit dieser neuen Arbeiter kam aus
den Appalachen. Dass die Anwerber sich die Familienstrukturen zu
nutze machten, hatte den erwünschten Effekt; die Ergebnisse waren vorhersehbar. Im gesamten Mittleren Westen entstanden
förmlich über Nacht neue Gemeinschaften von Urnsiedlern aus
den Appalachen. Wie eine Studie festhält: "Migration
hat die Wohnviertel und Familien nicht so sehr auseinander gerissen, sondern eher verfrachtet." In den fünfziger
Jahren in Middletown fanden sich meine Großeltern in einer Situation
wieder, die neu und vertraut zugleich war. Neu, weil sie zum ersten Mal vom weiteren Umfeld in den Appalachen, das sie bisher
gestützt hatte, getrennt waren; vertraut, weil sie immer noch von
Hillbillys umgeben waren." (S.40)
J. D. Vance: Hillbilly Elegie, 2017
Zum Vergleich:
Highschool in Alabama: Was ist aus euch geworden? ZEIT 25.7.18
Hinter der Gewalt
vor 15 Stunden
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