17 März 2014

In Alexandria

Wir hatten kaum geankert, als man mir schon den Besuch des Major-Generals der Flotte, Besson Bey, ankündigte, der, durch den Seraskier Kandias von meiner Ankunft unterrichtet, mit großer Zuvorkommenheit mir eine Wohnung in seinem Hotel auf dem neuen Ibrahimsplatze anbot und mir zugleich ankündigte, daß seine Equipage mich, sobald ich bereit sein würde, am Ufer erwarte.
Dieser hoch von Mehemed Ali geehrte Franzose, die eigentliche Seele der hiesigen Marine, ist derselbe ehemalige französische Kapitän Besson, welcher Napoleon in Rochefort anbot, ihn nach Amerika zu führen, und als der Kaiser, trotz allem Flehen Bessons, bei dem für ihn so schicksalsschweren Entschluß verblieb, sich dem Edelmut der Engländer anzuvertrauen! noch einen Tag vor dem Kaiser allein absegelte und – auf seiner ganzen Fahrt keinem einzigen feindlichen Schiffe begegnete!
Ich bat nur um einige Zeit, das Chaos meiner Sachen auf dem Schiff zu ordnen, und als ich nach einer halben Stunde am neuen Quai ans Land stieg (ohne irgendeine Belästigung der dienstbeflissenen Popülace zu empfinden, wie sie zum Beispiel in Algier und mehreren andern Hafenstädten so peinlich wird), fand ich bereits einen eleganten englischen Wagen mit zwei arabischen Pferden bespannt und mehrere riesige Kamele zum Transport meiner Effekten vor. Sehr zufrieden, wieder festen Boden unter mir zu fühlen, sprang ich eilig in die Britschka und rollte im raschen Trabe durch die engen Gassen des noch türkisch gebliebenen Teiles der Stadt, mit seinem ebenso bunten als schmutzigen Gewühl, seinen roten, weißen und grünen Soldaten mit blitzendem Gewehr und – wie H. v. Prokesch so treffend sagt – seinen orientalischen Schichten von Gestank und Wohlgerüchen. So gelangte ich bis zum Frankenquartier, dessen nettes, reinliches Ansehn und seine ganz im europäischen Stil erbauten Paläste jede Stadt unseres zivilisierteren Weltteils zieren würden, obgleich ein Teil des Bodens, auf dem sie stehen, erst kürzlich dem Meere abgewonnen wurde. Hier wohnen auch sämtliche fremde Konsuln, deren des Bairams wegen aufgezogne ungeheure Flaggen den festlichen Anblick des Ganzen um so mehr erhöhten, da nach allen diesen Fahnen, die an hohen Mastbäumen auf den obersten Terrassen der Häuser wehen, leichte Wendeltreppen, gleich Schneckentürmen, bis an die höchste Spitze der Masten hinaufführen.
Der liebenswürdige General empfing mich an der Pforte seines Hotels,  [...]

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