29 März 2014

Schiller an Goethe

"Ich habe mich schon lange vor dem Augenblick gefürchtet, den ich so sehr wünschte, meines Werks los zu seyn; und in der That befinde ich mich bei meiner jetzigen Freiheit schlimmer als der bisherigen Sclaverei. Die Masse, die mich bisher anzog und fest hielt, ist nun auf einmal weg, und mir dünkt, als wenn ich bestimmungslos im luftleeren Raume hinge. Zugleich ist mir als wenn es absolut unmöglich wäre, daß ich wieder etwas hervorbringen könnte; ich werde nicht eher ruhig seyn, bis ich meine Gedanken wieder auf einen bestimmten Stoff mit Hoffnung und Neigung gerichtet sehe. Habe ich wieder eine Bestimmung, so werde ich diese Unruhe los seyn, die mich jetzt auch von kleineren Unternehmungen abzieht."
          Schiller an Goethe, Jena, den 19. März 1799

Ich weiß nicht, wie gut die Links oben rechts auf den Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe wahrgenommen werden. Deshalb hier ein Zitat daraus, das sehr modern klingt.
Man könnte hochtrabend vom Fluch der Freiheit sprechen, der sich so sehr von der Muße (otium) der Antike unterscheidet. 

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