01 Februar 2016

Lahme: "Die Manns" III - Golo und die beiden Nesthäkchen

Golo Mann ist Tilmann Lahmes Liebling in der Familie. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass er zunächst eine Biographie über Golo schrieb, bevor er sich der Gesamtfamilie zuwendete.
Doch auch der Leser wird ihm Sympathie nicht versagen können, da seine großen Fähigkeiten zunächst allgemein - auch ihm selbst - verborgen blieben.

Elisabeth Mann Borgese war das erste Kind, das Thomas Mann schon als Säugling sehr intensiv wahrnahm. Sein Gesang vom Kindchen legt davon beredtes Zeugnis ab. Zwar kommt sie auch in der Erzählung Unordnung und frühes Leid vor, wird da aber durchaus nicht kritisch gesehen, sondern ist als früh verliebtes "Lorchen" durchaus Sympathieträger. Sie ist das einzige der Kinder Thomas Manns, das unter seiner Berühmtheit und seiner privilegierten Rolle in der Familie nicht merklich gelitten hat. Schon als Kind war sie unglücklich verliebt in Fritz Landshoff, der an Erika Mann interessiert war und ging auch danach wiederholt Beziehungen zu deutlich älteren Männern ein. Von ihr beschrieben als eine Weise, als Frau vom Mann lernend über ihn hinauszuwachsen. Sie erwarb sich große Verdienste als  Seerechtsexpertin und Ökologin. - Im 2001 erschienenen Film Die Manns - Ein Jahrhundertroman ist sie als einzige noch lebende Vertreterin der Familie, die zudem dem großen Vater keine Vorwürfe macht, eindeutig die Sympathieträgerin.  

Michael Mann tritt bei Lahme stereotyp als der Geld fordernde  Briefschreiber auf, der sich als erstes Auto gleich einen Bugatti leistet und auch sonst hemmungslos in seinen Erwartungen an Geschenkzuwendungen ist. Freilich gibt seine sonst so beherzt auftretende Mutter Katja seinen Forderungen trotz wiederholter Kritik daran doch immer wieder nach. 
Für mein Gefühl wird die Energieleistung, die er vollbringt, als seine Karriere als Musiker (an seinen Unbeherrschtheiten) scheitert, von Lahme nicht genügend gewürdigt. Als Umsteiger von der Musik zur Literaturwissenschaft noch ein beträchtliches Renommee zu gewinnen, scheint mir doch bemerkenswert. Freilich, seine Begleiterin Yaltah Menuhin, Schwester Yehudi Menuhins, hatte er aufgrund seiner Unbeherrschheit wohl zu Recht verloren.   

Lahme macht deutlich, dass die Familie Thomas Manns, die früh schon als amazing family gesehen wurde, in der Tat ungewöhnlich viele beeindruckende Individuen zählte.

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