Ein australischer Historiker mit Ausbildung in Cambridge, Christopher Clark, schreibt das neuste Standardwerk über Preußen. Er berichtet über Friedrichs II. schiefe Schlachtordnungen, das Überflügeln und Aufrollen, die ungewöhnliche Disziplin der Infanterie, die Umgruppierungen weit schneller als beim Gegner erlaubte, die Fähigkeit des Feldherrn, in äußerster Gefahr Ruhe zu bewahren, und die, Fehler einzugestehen.
Er bestreitet, dass Preußen den Sonderweg Deutschlands bestimmt habe und sieht nicht Preußen als den Grund für den Untergang Deutschlands, sondern Deutschland als Grund für den Untergang Preußens.
Er teilt mit Fontane die Ambivalenz in seiner Sicht auf Preußen, und sieht die Solidarität seiner Bewohner letztlich auf ihre Heimatprovinz gerichtet wie die Fontanes in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg".
Deutlich stellt er heraus die hervorragende Rolle, die Preußen in der Goebbelsschen Propaganda spielte, die die Nationalsozialisten als die neuen Preußen feierte. Den "Tag von Potsdam" in der Garnisonkirche vor den Särgen der preußischen Könige (in der Fontanes Armgard v. Barby Woldemar v. Stechlin heiraten will) sieht er als einen gekonnt gewählten Höhepunkt dieser Propaganda. Hindenburg als einen Machtpolitiker, der "nahezu jedes seiner Versprechen" brach (S.743), von 'systematischem Ungehorsam' (S.742) gegenüber seinem Kaiser "nährte Hindenburg bewusst den im ganzen Reich betriebenen Personenkult, der das Bild des unbesiegbaren germanischen Kriegers auf ihn projizierte und die Figur des Kaisers zusehends überschattete und marginalisiert." (S.742)
In der DDR beobachtet er beim Versuch, eine eigene DDR-Nationalität zu begründen, ein Sich-Berufen auf die Reformer von 1813 und nach der Auflösung der DDR-Bezirke das intensive Bemühen der Gemeinden, nicht als Bezirk und nicht als Kreis zusammenzubleiben, sondern zum alten Land zurückzukehren. "Am Ende war nur noch Brandenburg." (S.780)
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