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06 Januar 2013

Russland als Vielvölkerreich


Andreas Kappeler: Russland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. C.H.Beck Verlag Copyright 1992

Reich von Novgorod/Reich von Moskau: die Ureinwohner werden "sprachlich und religiös assimiliert, und sie verschwinden im 14. Jahrhundert aus den Quellen". (Seite 21)
Expansion: Sammlung der Rus, Sammlung der Länder der Goldenen Horde
In der Zeit der Herrschaft der Goldenen Horde Symbiose zwischen der Ruß und Kind hat Haaren (Seite 26)
"Regeln der Steppe": Forderung von Tribut und Einsetzen von Herrschern, aber nicht Eingliederung in ein anderes Territorium. (Goldene Horde / Mongolen)
Patrimoniales Prinzip (Großfürstentum Moskau) Eingliederung ins Territorium und Vererbung.
Daher wurde von dem Zaren im 19. Jahrhundert als Verrat interpretiert, was von den Vertretern der Steppe nur als wechseln der Koalition gesehen wurde (Seite 28)
Zur Zeit Iwans IV. wurden beide Prinzipien noch abwechselnd verwendet. Die Kirche drängte auf Annexion und religiösen Anschluss . Iwan gab sich mit Rücksicht auf Aufstände hin mit einer lockeren Formen der Unterwerfung zufrieden. (Seite 31 bis 32)
Nach der Eroberung des Khanats von Kazan: "Die tatarisch-muslimische landbesitzende Elite wurde in den erblichen Adel Russlands kooptiert, während die meisten Vertreter der animistischen Oberschichten sich zwar als "Dienstleute" von der Masse der Lastenpflichtigen abhoben, die Gleichberechtigung mit dem russischen Abel aber nicht erreichten. Damit zeichnete sich ein auch in Zukunft gültiges Muster ab: Wo die nichtrussische Oberschicht eine dem russischen Adel vergleichbare Stellung hatte, wurde sie als ebenbürtig anerkannt, wo dies nicht der Fall war, indem etwa Sippen- und Stammesbeziehungen vorherrschten, kam es zwar zur Kooperation mit der nichtrussischen Elite, nicht aber zu ihrer Kooptation in den Adel des Reiches. " (Seite 33)
Die Eroberung und Erschliessung Sibiriens, ein Vorgang von welthistori­scher Bedeutung, begann mit privater Initiative der Unternehmerfamilie Stroganov, die seit Ende des 15. Jahrhunderts "ein vorwiegend auf Salzgewinnung und Pelzhandel basierendes halbautonomes Wirtschaftsgebiet aufgebaut hatten". (Seite 38) Dann zog der Staat nach. "Dieses Wechselspiel von privater und staatlich-militärischer Initiative sollte für die Eroberung ganz Sibir Jans typisch bleiben." (Seite 38)
"1639 standen die ersten russischen Truppen am Pazifik, wo 1648 der Hafen Ochotsk begründet wurde." (Seite 39)

21 Dezember 2012

Zach: Die Kälte der Macht II

Zachs Held Gundelach schreibt für Oskar Specht (Lothar Späth) das Buch, das diesen als Wirtschaftsvordenker erweisen soll. Dafür wird er von der laufenden Arbeit weitgehend freigestellt, merkt aber, dass er dabei wichtige Entwicklungen in der Staatskanzlei "verschläft".

Zur Belohnung für seine harte Arbeit lässt er sich eine Reise als Delegationschef in die chinesische Provinz organisieren. Jetzt ist er nicht Tross, sondern führt die offiziellen Gespräche. "Alles wie im richtigen Politikerleben." (S.335)
Bei Xi’an beim Anblick der Terrakottaarmee kommt ihm der Gedanke, "da wußte er, was ihm beim nächtlichen Anblick der Pyramiden und in der konturlosen weißen Weite der kanadischen Wildnis nur wie eine blasse Ahnung überkommen war: daß nichts, was auf Zeit und Leben setzt, Bestand hat, daß Geschichte mit dem Tod beginnt und nicht mit den Werken Lebender. Und daß von seinen wie von Oskar Spechts Bemühungen nichts übrig bleiben würde, weil sie beide werkgläubig waren und sonst nichts." (S.337)

07 Dezember 2012

Manfred Zach: Monrepos oder Die Kälte der Macht

Als eine Kreuzung von "Yes Minister" und "Finks Krieg" (1996) könnte man Manfred Zachs "Monrepos oder Die Kälte der Macht", eine Schilderung der Vorgänge in der Baden-Württembergischen Staatskanzlei unter Filbinger und Späth bezeichnen (ebenfalls 1996 erschienen). In der Tat, etwas Satirehaftes haben ganze Passagen des Buches und  etwas von der Tragik, die den aufrechten Beamten Fink umweht, spielt auch in das Werk. Dennoch hat es seinen ganz eigenen Charakter: die Schilderung politischer Dynamik aus der Sicht eines Menschen, der froh ist, daraus ausgeschieden zu sein.
Man fühlt sich beklemmend nah, nicht nur an der Mechanik der Macht, sondern auch an dem Zwang, den sie auf die Psyche ausübt von Menschen, die sie für ihre Arbeit brauchen.

Mehr dazu in einem Interview mit Manfred Zach (Link überholt) von 2006.
Das Vorbild für Monrepos

 Fortsetzung des Artikels

03 Juni 2010

Max Frisch: Tagebuch 3

USA: "Ausbeutung ist hier kein Wort, dafür haben sie hier ein anderes: KNOW HOW."

"Ihr Lieblingswort: POWER. [...] Ohne das geht es nicht einmal im Kunsthandel. MONEY? Das ist das anspruchslosere Synonym. Das ethische Synonym: LIBERTY."

23 September 2009

Der Ägypter - Die Geschichte von Sinuhe

Sie "halten das, was die Reichen wünschen, für Recht, und das, was die Armen wünschen für Unrecht" sagt der hethitische Archivar dem reisenden Ägypter Sinhue. Und damit spricht er aus, was in fast allen Gesellschaften der Erde zu fast jeder Zeit gegolten hat.
Wenn er hinzufügt "Für uns ist Recht, was wir wünschen, und Unrecht, was die Nachbarvölker wünschen", so ist auch das eine Aussage, die für viele Völker in der Geschichte gegolten hat und selbst in der Europäischen Union immer wieder einmal hervorgeholt wird, wenn es sich über den Agrarhaushalt oder über Umwelschutzregeln zu einigen gilt.
Freilich wenn er seinen Herrscher zitiert "Gebt mir dreißig Jahre - und ich mache aus dem Lande [...] das mächtigste Reich, das die Welt je geschaut hat", so erinnert uns das an eine ganz bestimmte Person und ihre Herrschaftspläne.
In der Tat ist der Roman Sinhue der Ägypter des Finnen Mika Waltari 1945 erschienen, zu einem Zeitpunkt, als klar war, was aus den "vier Jahre Zeit", die Hitler bei der Durchsetzung des Ermächtigungsgesetzes im deutschen Reichstag gefordert hatte, für Deutschland und die Welt geworden war.
Resigniert, ungläubig und altersweise ist der Erzähler dieses Romans, der von einer altägyptischen Erzählung angeregt wurde.
Man kann den Roman als Kulturgeschichte der antiken Welt lesen, aber er enthält auch Treffenderes über unsere Gesellschaft, als mancher hochgelobte zeitgenössische Bestseller zu bieten hat.
Comic Relief verschafft der Sancho-Pansa-artige Sklave Kaptah, der zudem wie Obelix über die Fähigkeit verfügt, seinen Herrn aus den schwierigsten Situationen letzlich unbeschadet entkommen zu lassen und anders als Don Quichote allen Rückschlägen und altruistischer Eskapaden zum Trotz reich zu bleiben.
Den konkreten historischen Hintergrund bietet der Versuch des Pharao Amenophis IV. als Echnaton (Acheaton) den Gott Aton an die Stelle des Obergottes Amun (Ammon) zu setzen. In diesem Zusammenhang wird der spätere Pharao Haremhab in seiner Rolle als oberster Feldherr eingeführt.

"Sinuhe der Ägypter ist ein historischer Roman des finnischen Schriftstellers Mika Waltari " (Wikipedia)

Vorbild dieses Romans ist die ägyptische Erzählung: Die Geschichte von Sinuhe