Posts mit dem Label Obama werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Obama werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

25 Februar 2021

Barack Obama: A Promised Land

 Barack Obama: A Promised Land (Wikipedia englisch)

dt. Ein verheißenes Land (Rezensionen bei Perlentaucher)

zur Rezension von Reymer Klüver in SZ:

"Man erfährt, was es heißt, Präsident zu sein - und dies klar zu machen sei tatsächlich einer der Schwerpunkte der Obama-Erzählung. Insgesamt ist er der Meinung, dass der "Spagat" dem Autor ganz gut gelingt - sich selbst und seine Motive und Handlungen gut aussehen zu lassen, gleichzeitig aber auch deutliche Selbstkritik zu äußern darüber, dass der notwendige Wandel in der Gesellschaft der USA während seiner Amtszeit nicht vollzogen wurde. Den Rassismus vor allem der Republikaner, den er als Grund dafür angibt, macht eine spannende Binnenerzählung aus, findet der Kritiker" 

zur Rezension von Mladen Gladic in: Die Welt

"Der Mix aus Traditionsbewusstsein, mit dem Obama seine politischen Idole vorführt, und Einblicken ins Private gefällt dem Rezensenten allerdings. Und schließlich: Wer hätte die Augen von Angela Merkel je so gut beschrieben wie dieser Präsident?"

Da mir dies Buch, von denen, die ich gegenwärtig lese, das wichtigste ist, ist mir wichtiger, dass ich halbwegs dran bleiben kann. Deshalb vorläufig nur unzusammenhängende Notizen:

Präsident Andrew Jackson entkam den Tausenden von Betrunkenen bei seiner Inaugurationsfeier 1829 dem Vernehmen nach nur durch ein Fenster. (S.220)

Seit seiner Amtsübernahme fiel die übliche Anrede mit Vornamen fort (nur die engeren Familienmitglieder und sehr nahe Freunde behielten sie bei), allgemein war die Anrede immer Mr. President und nur im Weißen Haus gestatteten sich engere Mitarbeiter das bequemere POTUS [vgl. FLOTUS für Michelle], das Aufstehen aller, wenn er den Raum betrat, konnte er seinen Mitarbeitern nicht abgewöhnen. (S.249)

Die Geheimdienstleute, die ihn zu beobachten hatten, sprachen in ihre Mikrophone, wenn er auf die Toilette ging, "Renegate to Situation Room" (u.ä.), da wurde er also als Abtrünniger bezeichnet. Anlass genug für Obama, den dritten Teil seines Buches (Kapitel 10-13) mit Renegate (S.203) zu betiteln..  

Schon das Gesetz zur Rettung der Banken, (TARP) das George W. Bush in der Bankenkrise 2008 eingebracht hatte, galt bei vielen Republikanern als eine unerhörte Einmischung des Staates in wirtschaftliche Angelegenheiten, viele der republikanischen Abgeordneten, die dafür gestimmt hatten, hatten dafür Kritik einstecken müssen (S.255). Daher war trotz der offenkundigen Notwendigkeit einer Ankurbelung der Wirtschaft kaum mit republikanischer Unterstützung für den American Recovery and Reinvestment Act [zum Vergleich mit F.D.Roosevelts New Deal vgl. S.239/40) zu rechnen. Es gelang dann aber doch, die notendigen drei Stimmen republikanischer Senatoren zu gewinnen(S.263), die notwendig waren, ein Filibuster (S.243) zu verhindern. 

 Jim Crow (deutsche Wikipedia) (S.243 u. passim)

Stresstest der Banken (S.280)

Boehner   McConnel

USA einerseits als vorbildliche Demokratie, andererseits als rassistisches Land mit imperialistischem Umgang mit Entwicklungsländern. (S.310)

S. 311 ff. Afghanistan, al-Qaida, Irak u.a.

Robert Gates

The Good Fight (S.331-421)

G 20 in London (S.333-345) 

Vaclav Havel (S.350/51)    Kairo S.358ff.

Health care / Obamacare / Affordable Care Act (S.375-426)

Allein für die Darstellung der Durchsetzung dieses Gesetzesvorhabens lohnt es sich, das Buch anzuschaffen. Wie in "Hoffnung wagen" (Audacity of Hope) über die Ängste eines Politikers so spricht Obama hier offen über die Schwierigkeiten, die ein demokratischer US-Präsident mit einer demokratischen Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus hat, ein Gesetz durchzubringen. Offen sagt er, wie viele sachlich nicht gerechtfertigte Zugeständnisse auf anderen Gebieten Politiker im US-System an einzelne Abgeordnete und Senatoren machen (müssen?), um eine Gesetzesvorhaben durchzubringen. Andererseits macht er deutlich, dass trotz der Zwänge des Systems und der Existenzängste der Politiker Einzelne doch sagen können: 

"Es gibt Dinge, die wichtiger sind, als wiedergewählt zu werden." (Tom Periello, ein 35-jähriger Menschenrechtsanwalt, der dank äußerstem Engagement in einem bisher republikanisch dominierten Umfeld in Virginia Abgeordneter geworden war, sagte diesen Satz - und wurde prompt nach 2 Jahren abgewählt. - "In the Democratic Republic of Congo, Perriello worked closely with the national council of Catholic bishops to support mediation between the president and opposition groups over a political crisis triggered when the president attempted to stay in office beyond his constitutional term.[55] This work culminated in the historic New Year's Eve agreement on December 31, 2016, which lays out a path to the first peaceful transition of power since the country's independence in 1960.[56]*" (en-Wikipedia))

*In der Demokratischen Republik Kongo arbeitete Perriello eng mit dem Nationalrat der katholischen Bischöfe zusammen, um die Vermittlung zwischen dem Präsidenten und Oppositionsgruppen über eine politische Krise zu unterstützen, die ausgelöst wurde, als der Präsident versuchte, über seine verfassungsmäßige Amtszeit hinaus im Amt zu bleiben.  Diese Arbeit gipfelte in dem historischen Silvesterabkommen vom 31. Dezember 2016, das einen Weg zum ersten friedlichen Machtwechsel seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1960 darstellt.

In seiner Darstellung hebt er [Obama] auch die besonderen Qualifikationen von Nancy Pelosi hervor (S.420/21), die nach einer 15-minütigen Darstellung der schier unüberwindlichen Schwierigkeiten, Obamacare in einer den linken Demokraten inakzeptablen Form im Repräsentantenhaus durchzusetzen, Obama erklärte, natürlich werde sie das unternehmen. Es wird verständlich, weshalb die am 26.3.21 81-jährige Politikerin 2019 wieder zur Sprecherin des Repräsentantenhauses gewählt worden ist. In dem Alter halten außer Konrad Adenauer an sich nur Diktatoren an einem Spitzenamt fest, aber wenn die US-Demokratie unter Joe Biden gerettet werden kann, wird vermutlich sie einen wesentlichen Anteil daran gehabt haben. 

Und schließlich sagt Obama "I love nuns.", als die 66-jähriger Carol Keehan als Sprecherin der katholischen Gesundheitsorganisation der USA der katholischen US-Bischofskonferenz widersprach und betonte, wie wichtig Obamacare für die Arbeit der Gesundheitsorgani-sation sei. (S.422/23) 

Am Schluss des Kapitels (wie immer sehr szenisch dargestellt und unter gebührender Erwähnung des Familienhunds der Präsidentenfamilie: "Bo") schreibt Obama: "I thought about Ted Kennedy and I thought about my mom." (S.426) [Weshalb, das hat er weiter vorn - auch bereits ziemlich emotional - dargelegt.] Ein Satz, wie man ihn vermutlich nicht nur in Adenauers Memoiren vergeblich suchen wird.

Kurz vorher hatte er schon geschrieben, dass ihm das mit Obamacare erfüllte Versprechen wichtiger gewesen sei als der Gewinn in der Präsidentschaftswahl. (S.426)

The World as it is S.427-516

Afghanistan S.431-439

Nobelpreis S.439/40; 445/46

Iran S.450-456

S.456-467  Medwedew (vorsichtig auf Putins Linie, aber aufgeschlossen), Putin

Gorbatschow S.466

China u. Japan S.472-485

Klimawandel, Umwelt S.486ff.

Auf  den Seiten 499-516 stellt Obama dar, weshalb er keine Chancen für die Zustimmung des Senats zu einem weiterreichenden Klimaabkommen/Vertrag in Kopenhagen gehabt habe und dass er die Kompromissformulierung nur einem überfallartigen Vorgehen verdankt habe. 

[ "The agreement brokered by Barack Obama has faced international criticism from all sides, but most participants are already back home trying to portray it as a national political victory" The Guardian, 20.12.2009]

In the Barrel  (in der Zange; barrel wörtlich: Fass) S.517 ff.

Griechenlandkrise S.525-531

Michelle S.543/45

Sasha

Zu den Entspannungen gehörte für Obama das abendliche Vorlesen für Sasha. Bis sie erklärte, jetzt könne sie selbst lesen und brauche ihn nicht mehr. 

Da musste er sich etwas anderes suchen und spielte Basketball mit Reggie Love. Wenn es Obamas Zeitplan zuließ, organisierte der auch Spiele mit Basketballspielern seiner Bekanntschaft. Und wenn Obamas Team mal gegen Reggies Team gewonnen hatte, dann bekam Reggie das noch lange danach zu hören.
"But the enjoyment, I got from playing basketball was nothing compared to the thrill - and stress - of rooting for Sashas fourth grade rec league team." (S.540)

Michelle S.543-45

Bei der Darstellung der Reform des Finanzsystems ("Wall Street") (S.545-556) tut Obama alles, um dieses abstrakte Thema und den Gesetzgebungsprozess zu personalisieren und scheut am Ende des Kapitels nicht vor einem cliff hanger zurück, um eventuell ermüdete Leser bei der Stange zu halten.

Deep water horizon S.557-75

Midterm Probleme S.575/76

Afghanistan S.576-580o

Guantánamo S.580-597

Indien S.598-603

New START S.603-08

DADT Versuch es im Sinne von LBGTQ-Rechten auszuweiten S.609-614

Immigration, DREAM Act S.614-19

On the High Wire S.621

Nahostkonflikt, bes. Israel-Palästinenser S.623ff.

Samantha Power S.638

Arabischer Frühling S.641

Ägypten (Revolution in Ägypten 2011)

Mubarak (Husni Mubarak, S.642); Frank Wisner, S.645

Syrien S.653

Libyen; Gaddafi S.653; Bill Daley, S.655/56

"Where would the obligation to intervene end?" (S.655)

Brasilien S.661

Malia und Sasha S.664/65

Chile, Flugzeugabsturz, vermisster Soldat in Libyen S.665-67

Antritt zur Wiederwahl S.669

Donald Trump S.672

"I kept my face fixed in an accomodating smile, as I quietly balanced on a mental high wire, my thoughts thousand miles away." (S.692)

Osama bin Laden; al-Qaida S.676-701

Robert Gates

McRavenBagram Air BaseJalalabad/Dschalalabad (Afghanistan),

Operation Neptune Spear; Navy SEAL Team 6 2.5.2011 (S.693/4)

Pakistan, Abottabad (S.693-701)






07 Januar 2019

Michelle Obama: Becoming I

Zunächst die Besprechung im Spiegel (13.11.18), halbwegs vielversprechend.

Dann ein paar Zitate aus dem englischen Original:

Über Auseinandersetzungen mit ihrem Verlobten Barack Obama schreibt sie, dass: 
"the feeling can be intensely physical, a kind of fireball running up my spine and exploding with such force that I sometimes later don't remember what I said in the moment." (S.160) Natürlich hat sie schon damals dazu geschrieben, dass es jetzt,  2018 , nicht mehr so sei, denn eine Präsidentengattin (FLOTUS)  muss natürlich über so etwas längst hinaus sein. 

"Barack [...] is the sort of person who needs a hole, a closed-off little warren where he can read and write undisturbed." (S.181)

"It turns out that even two committed go-getters with a deep love and a robust work ethic can't will themselves into being pregnant. Fertility is not something you conquer. [...] Seeing women and their children walking happily along a street, I'd feel a pang of longing followed by a bruising wallop of ineadequacy." (S.187)

"If I were to start a file on things nobody tells you about until yo're in the thick of them, I might begin with miscarriages. 
A miscarriage is lonely, painful and demoralizing almost on a cellular level. When you have one, you will likely mistake it for a personal failure, which it is not. Or a tragedy, which, regardless of how utterly devastating it feels in the moment, it also is not.
What nobody tells you is thar miscarriage happens all the time, to more women you'd ever guess, given the relative silence around it." (M. Obama: Becoming, S.188)

Einiges hatte ich schon der Biographie von Liza Mundy entnommen. Dort finden sich auch schon Kurzanmerkungen, die auch zur Autobiographie passen. 
Was Wunder, wenn zu der dortigen Mitteilung, dass Obama Angst habe, Michelle könne ihn verlassen, hier Michelles Mitteilung kommt, ihre Mutter habe jeden Frühling einmal daran gedacht, ihren Mann zu verlassen. Und das aus einer Ehe, die so stabil war und bei Eltern, die Michelle so viel Halt und Selbstvertrauen gaben, dass sie alle Handicaps (Arbeiterkind, Frau, schwarz) überwand.

Mehr wird kommen, aber dauern. Ich lese mal wieder mehrere Bücher nebeneinander, und was mehr ist, ich möchte auch die meisten davon vorstellen, obwohl ich gegenwärtig in ein ganz anderes Geschäft eingebunden bin.

23 März 2016

Agathons Reaktion auf seine Entmachtung

Er mußte zusehen, wie nach und nach, unter tausend falschen und nichtswürdigen Vorwänden, seine besten Anordnungen als schlecht ausgesonnen, überflüssig, oder schädlich, wieder aufgehoben, oder durch andere unnütze gemacht—wie die wenigen von seinen Kreaturen, welche in der Tat Verdienste hatten, entfernt—wie alle seine Absichten mißdeutet, alle seine Handlungen aus einem willkürlich falschen Gesichts-Punkt beurteilt, und alle seine Vorzüge oder Verdienste lächerlich gemacht wurden. Zu eben der Zeit, da man seine Talente und Tugenden erhob, behandelte man ihn eben so, als ob er nicht das geringste von den einen noch von den andern hätte. Man behielt zwar noch, aus politischen Absichten (wie man es zu nennen pflegt) den Schein bei, als ob man nach den nämlichen Grundsätzen handle, denen er in seiner Staats-Verwaltung gefolget war: In der Tat aber geschah in jedem vorkommenden Falle gerade das Widerspiel von dem, was er getan haben würde; und kurz, das Laster herrschte wieder mit so despotischer Gewalt als jemals. Hier wäre es Zeit gewesen, die Clausul gelten zu machen, welche er seinem Vertrag mit dem Dionys angehängt hatte, und sich zurückzuziehen, da er nicht mehr zweifeln konnte, daß er am Hofe dieses Prinzen zu nichts mehr nütze war. [...]
Aristipps Rat:
"Mein lieber Agathon, ein rechtschaffener Mann muß, so bald er an einem Hofe leben will, sich eines guten Teils von seiner Rechtschaffenheit abtun, um ihn seiner Klugheit zu zulegen. [...]
Deine Freunde zu Tarent werden dich mit offnen Armen empfangen. Ich wiederhole es, Agathon, verlaß einen Fürsten, der seiner Sklaven, und Sklaven die eines solchen Fürsten wert sind; und denke nun daran, wie du selbst des Lebens genießen wollest, nachdem du den Versuch gemacht, wie schwer, wie gefährlich, und insgemein wie vergeblich es ist, für andrer Glück zu arbeiten." 
So sprach Aristipp; und Agathon würde wohl getan haben, einem so guten Rate zu folgen. Aber wie sollte es möglich sein, daß derjenige, welcher selbst eine Haupt-Rolle in einem Stücke spielt, so gelassen davon urteilen sollte, als ein bloßer Zuschauer? [...]
Agathons Reflexion:
Aber würde es edel von mir gehandelt sein, ein Volk, dessen Wohlfahrt der Endzweck meiner Bemühungen war, ein Volk, welches mich als seinen Wohltäter ansieht, den Launen dieses weibischen Menschen, und der Raubsucht seiner Schmeichler und Sklaven Preis zu geben? [...]
Nein — Dionys hat Beweise genug gegeben, daß er unverbesserlich ist, und durch die Nachsicht gegen seine Laster nur in der lächerlichen Einbildung bestärkt wird, daß man ihnen Ehrfurcht schuldig sei. Es ist Zeit der Komödie ein Ende zu machen, und diesem kleinen Theater-Könige den Platz anzuweisen, wozu ihn seine persönliche Eigenschaften bestimmen." Unsere Leser sehen aus dieser Probe der geheimen Gespräche, welche Agathon mit sich selbst hielt, daß er noch weit davon entfernt ist, sich von diesem enthusiastischen Schwung der Seele Meister gemacht zu haben, der bisher die Quelle seiner Fehler sowohl als seiner schönsten Taten gewesen ist. [...]
Reflexion des Erzählers:
Wir können also als gewiß annehmen, daß er zu dem Entschluß, eine Empörung gegen den Dionys zu erregen, durch eben so tugendhafte Gesinnungen getrieben zu werden glaubte, als diejenigen waren, welche fünfzehn Jahre später einen der edelsten Sterblichen, die jemals gelebt haben, den Timoleon von Corinth, aufmunterten, die Befreiung Siciliens zu unternehmen. Allein es ist darum nicht weniger gewiß, daß die lebhafte Empfindung des persönlichen Unrechts, welches ihm zugefüget wurde, der Unwille über die Undankbarkeit des Dionys, und der Verdruß sich einer verachtenswürdigen Buhler-Intrigue aufgeopfert zu sehen, einen großen Einfluß in seine gegenwärtige Denkens-Art gehabt, und zur Entzündung dieses heroischen Feuers, welches in seiner Seele brannte, nicht wenig beigetragen habe. Im Grunde hatte er keine andre Pflichten gegen die Sicilianer, als welche aus seinem Vertrag mit dem Dionys entsprangen, und vermöge eben dieses Vertrags aufhörten, so bald diesem seine Dienste nicht mehr angenehm sein würden. Syracus war nicht sein Vaterland.  [...] 
Dionys hatte Macht genug, seine Absetzung schwer zu machen; und die verderblichen Folgen eines Bürgerkriegs waren die einzigen gewissen Folgen, welche man von einer so zweifelhaften Unternehmung voraussehen konnte [...]
Er entdeckte sich den Freunden Dions, welche, erfreut über den Beitritt eines Mannes, der durch seine Talente und seine Gunst beim Volke ihrer Partei das übergewicht zu geben vermögend war, ihm hinwieder die ganze Beschaffenheit der Angelegenheiten Dions, die Anzahl seiner Freunde, und die geheimen Anstalten entdeckten, welche in Erwartung irgend eines günstigen Zufalls, bereits zu seiner Zurückkunft nach Sicilien gemacht worden waren: Und so wurde Agathon in kurzer Zeit aus einem Freund und ersten Minister des Dionys, das Haupt einer Konspiration gegen ihn, an welcher alle diejenigen Anteil nahmen, die aus edlern oder eigennützigern Bewegursachen, mit der gegenwärtigen Verfassung unzufrieden waren.  [...]
Wieland: Geschichte des Agathon
Fragen zur Reflexion:
Vergleichen Sie die Entscheidung zur Gewalt, wie Agathon sie trifft, mit der der Aufständischen in Syrien im Verlaufe des "Arabischen Frühlings".
Vergleichen Sie sie mit Kennedys Entscheidung für die Schweinebuc ht-Invasion 1961 und andererseits mit Obamas gegenwärtigem Kubabesuch.
Wieso hat Anna Amalia Wieland wohl zum Prinzenerzieher bestellt?
Wie weit lässt sich Goethes Verhältnis zu Carl August mit dem von Agathon und Dionys vergleichen?
Betrachten Sie Goethes Italienreise und seine Rückkehr ins Ministeramt vor dem Hintergrund der Ratschläge Aristipps an Agathon.


  • Mir erscheint beachtenswert, wie gut Wieland die historische Situation danach ausgesucht hat, dass sie zu seiner Darstellungsabsicht passt, und wie viel Ähnlichkeit zu dem Verhältnis Goethe - Carl August besteht. Allerdings darf man berücksichtigen, dass zu Wielands Zeiten solche Verhältnisse häufiger waren als in heutigen Demokratien.

14 Juli 2012

Härtetest Wahlkampf: Beispiel Barack Obama

Wie war es in seinem ersten Wahlkampf  für das Amt des Präsidenten?

Obama als Spendensammler: "Nur fünftausend? Nein, mindestens zehntausend, aber das reicht nicht. Es muss wehtun."
Obama als Redner: Der von ihm verehrte Prediger Jeremia Wright, durch dessen Predigten seine Gemeinde von 84 auf 8000 Mitglieder angewachsen war, wollte mit 66 Jahren in den Ruhestand treten. Da tauchten Videos von Predigten von ihm auf, die im Stile der Bürgerechtsbewegung agitatorisch war, und Obama sah seine Präsidentschaftskampagne gefährdet.
Obama hielt seine große Rede über Schwarze und Weiße in Amerika, darüber dass die armen Weißen so viel mit den Schwarzen verbinde und dass der Kampf zwischen den Rassen beendet sei. Man müsse gemeinsam in die Zukunft gehen.
Wright fühlte sich verraten, am Schluss seiner aufopferungsvollen Gemeindearbeit - wie viel hatte er auch an sozialen Leistungen innerhalb der Gemeinde organisiert - von seinem prominentesten Gemeindemitglied an den Pranger gestellt als verblendeter Hetzprediger.

David Remnick schildert das in "Barack Obama. Leben und Aufstieg" sehr eindrücklich, er schildert auch, wie fair sich Obamas Konkurrenten im Wahlkampf, zunächst Hillary Clinton, dann John McCain, ihm gegenüber verhielten (ihre Wahlkampfteams freilich deutlich weniger, dennoch waren es noch recht faire Wahlkämpfe). Er weist auch darauf hin, wie viel Glück Obama in seinem Politikerleben - besonders bei seinem Wahlkampf für den Sitz im Bundessenat - hatte.
Dennoch wurde mir deutlicher als zuvor, was für eine gewaltige Kraftanstrengung sein Aufstieg forderte, wie viele Konflikte er in seiner Familie und mit seinen Freunden auszutragen hatte und wie sehr er während seiner gesamten Politikerkarriere der vermittelnde, scheinbar emotionslos empathisch in jeden seiner Gesprächspartner eindringende ganz auf Konsensbildung und politische Einigung konzentrierte Politiker war. Nicht der "Jetzt geht's los! Yes we can!"-Mann, als der er in seiner Kampagne von außen wirkte.

Er fühlt sich intellektuell haushoch überlegen und gibt den Jovialen, fast Kumpelhaften.
Er hasste es, zu betteln und zu drängen, und wird zum erfolgreichsten Spendensamler, der überall Kontakte zu Reichen und Superreichen sucht.

Wenn er heute von Kindergeburtstagen herausgerufen wird, um schnell einen Tötungsbefehl für Killerdrohnen  auszugeben, dann hat er das durch langes Training vorbereitet.
Man kann sich denken, was Schillers Marquis Posa über ihn gesagt hätte. (Zu Philipp II. sagt Posa "Dass Sie können,/ Was Sie zu müssen eingesehen, hat mich/  Mit schaudernder Bewunderung durchdrungen." Don Carlos III,10*)

Und bei all dieser Bereitschaft, Überzeugungen und Rücksichten um des Kompromisses willen hintanzustellen steht er jetzt einer kompromisslosen Teaparty-Bewegung und der Kritik gegenüber, dass er die Reichen nicht rücksichtslos genug bevorzuge, denn nur das könne aus der Wirtschaftskrise befreien.

Man darf auf seinen nächsten Wahlkampf gespannt sein.

Kaum habe ich das geschrieben, erreicht mich die Nachricht, Obama gestehe als seinen Fehler ein, dass er seine Politik nicht gut genug erklärt habe, das wolle er jetzt nachholen. (Link zum Interview)  Das klingt, als hätte er Gaucks Rat an Merkel gehört und im Unterschied zu ihr beherzigt. Sein Herausforderer wird es eher als "Von jetzt ab wird die Regierungsmaschinerie für den Wahlkampf eingesetzt" verstehen. Aber das hat er nicht kritisiert. 
Reportage vom beginnenden Wahlkampf Obamas mit Video.
Beachtenswert sind wohl auch Berichte über die Wahlkampforganisationen, von denen die "Unabhängigen" vornehmlich Negativwerbung machen. Auf 10 Milliarden Dollar schätzt man die Wahlkampfausgaben, die 2012 anfallen werden.

*Anmerkung: nach anderen Ausgaben: "schauernder Bewunderung"

Nachtrag am 10.11.12 nach Obamas Wiederwahl (Zitat aus meinem Beitrag in einem andern Blog):

Wenn Obama nur direkt auf seine Ziele losgesteuert wäre und sich dabei auf einen engen Beraterkreis von Leuten seines Meinungspektrums verlassen hätte, wäre er gewiss gescheitert. So ist es ihm immerhin gelungen, als erster schwarzer Präsident der USA seine Wiederwahl zu erreichen und einen - kleinen - Teil seiner Ziele.
Bush war erfolgreicher im Zerstören, Obama erfolgreicher darin, trotz schwindender harter Macht ("Macht zu") der USA, andere Personen dazu zu bringen, das zu tun, was in seinem Sinne ist. Nicht Bush hat die Demokratisierungsversuche des arabischen Frühlings ausgelöst. [...]
Die Tragik eines wohlmeinenden Präsdenten der USA liegt darin, dass er für - nahezu - unendlich viel Verantwortung übernehmen muss, was er nicht will, wenn er auch nur einen kleinen Teil dessen erreichen will, was seine eigentlichen Ziele sind. [...]
Ich glaube, dass Obama in seiner ersten Amtszeit schwere Schuld auf sich geladen hat, aber dass kein anderer Mensch, von dem wir wissen, von den USA und von unserer Welt so viel Unheil abgehalten hat, wie es ihm schon in seiner ersten Amtszeit gelungen und für die zweite Amtszeit zu hoffen ist. (Dazu vgl. FR vom 9.11.12 und 8.11.12)
(-> zum vollständigen Beitrag)

11 September 2009

Wie Spucke im Sand

Munli, die Heldin von Klaus Kordons Roman "Wie Spucke im Sand", hat manche Gemeinsamkeit mit Barack Obama. Das wäre mir in dem 1987 erschienenen Buch nicht aufgefallen, wenn nicht an zentraler Stelle im Buch die Heldin bekennen würde, dass sie so von Hass erfüllt war, dass sie bereit war, einen fremden Menschen ohne weiteres Motiv als Hass schwer zu verletzen. "Da erwachte ein so tiefer Hass in mir, dass ich ihm Luft verschaffen musste", berichtet Munli (S.137) und fährt fort "Es fiel mir schwer, das aufzuschreiben. Doch nun ist es heraus, und ich bin froh darüber."

"Ich könnte einer von ihnen sein", heißt es in Obamas "Ein amerikanischer Traum" (S.278), als er sich vier ihn bedrohenden Jugendlichen gegenüber der "selbstgerechten Empörung" seiner Jugend erinnert. Und als entscheidenden Unterschied sieht er: "Ich habe diese schwierigen Jahre in einer nachsichtigeren Welt verbracht. Diese Jungen können sich keinen Fehler leisten."

17 Juni 2009

Michelle Obama

What I notice about men, all men, is that their order is me, my family, God is in there somewhere, but me is first. And for women, me is fourth, and that's not healthy.
Das sagt Michelle Obama über ihren Mann und alle Männer. Nach einigem Streit mit ihrem Mann, während er Senator im Staat Illinois war, hat sie dann aber Frieden mit seinem extremen politischen Engagement und Ehrgeiz geschlossen und nicht mehr versucht, ihn zu ändern, sondern sich ein Unterstützungssystem aufgebaut, das ihr ermöglichte, die Priorität Familie mit beruflicher Tätigkeit in hoher Position zu verbinden. Ganz realistisch gesehen brauchte sie die berufliche Absicherung, um zu verhindern, dass ihre Kinder im Falle der Ermordung ihres Mannes oder im Falle des Auseinanderbrechens der Ehe den notwendigen emotionalen und materiellen Rückhalt verloren hätten. Dass Ermordung und Fremdgehen für schwarze Politiker in Washington eine ernsthafte Gefahr darstellen, wurde bzgl. der Ermordung von ihr sehr deutlich angesprochen (Kritiker sahen sogar eine rassistische Äußerung darin, weil sie meinte, dass die Gefahr ähnlich für alle schwarzen Männer gelte). Bzgl. der Gefährdung der Ehe stellt Barack Obama illusionslos fest, dass diese statistisch gesehen für alle Washingtoner Politiker hoch sei. Michelle hat viel dafür getan, die Ehe zu bewahren: zum einen dadurch, dass sie vom Ehestreit zum Aufbau des Unterstützungssystems überging, zum anderen aber dadurch, dass sie Obama vermittelt, dass sie sich im Fall seines Fremdgehens auf jeden Fall von ihm trennen werde. Dafür spricht nicht nur, dass Obama meint, sie sei der Boss, sondern auch, dass ein Vertrauter der Familie meint, Obama habe Angst, dass Michelle ihn verlassen könnte. Doch die Biographie von Liza Mundy vermittelt nicht nur diese bemerkenswerten persönlichen Hintergründe, sondern insbesondere eine recht genaue Analyse des gesellschaftlichen Umfeldes, aus dem Michelle in einem schwarzen Viertel mit viel nachbarschaftlichen Zusammenhalt und einer sehr niedrigen Kriminalitätsrate wohlbehütet und im Bewusstsein persönlicher Verantwortung und Verpflichtung hervorgegangen ist. Zwei Studien an zwei Universitäten der Ivy League (Princeton und Harvard), die Anstellung an einer hochangesehenen Anwaltsfirma, in der sie den Starpraktikanten Barack Obama anzuleiten hatte, dann eine Karriere in immer verantwortlicheren und für das soziale Umfeld wichtigeren Positionen, die freilich mit immer niedrigeren Vergütungen einhergingen, dann die Entscheidung, bei der Kommune Karriere zu machen, die dazu führte, dass sie deutlich mehr als ihr Mann verdiente, bis der durch den Erfolg seiner beiden Bücher zum Millionär wurde. (Erst dann gelang es ihnen, ihre Studienkredite abzuzahlen, die bis dahin höhere Monatsraten verschlangen als die für den Kredit für den Hausbau.) Vielleicht das Wichtigste aber ist, dass die Biographie verdeutlicht, weshalb bei Michelle das Gefühl, die Nachkommin von Sklaven zu sein und gegen die Diskriminierung der Schwarzen, bei ihr bis heute so virulent ist, dass sie glaubhaft vermitteln kann, dass trotz Baracks Rede von der Empathie für alle, auch für die sich bedroht fühlenden Banker und Waffenbesitzer, dieses Ehepaar an dem Kampf für Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß weiterhin festhalten wird.

16 Juni 2009

Obamas Hoffnungen

Obama schafft es, in seinem zweiten Buch (Audacity of Hope) den Eindruck zu vermitteln, er sei genauso ehrlich wie in seinem ersten; und das, obwohl in diesem Buch von der ersten bis zur letzten Seite klar ist, dass er als Politiker schreibt.
Über seinen Plan, US-Senator zu werden, schreibt er zunächst, was der Vorteil war, nicht gewählt zu werden:
Auch bewahrte ich mir meine Unabhängigkeit, meinen guten Namen und meine Ehe, drei Dinge, die statistisch gesehen gefährdet waren, sobald ich den Fuß in die Landeshauptstadt setzte.(S.11)

Bevor er berichtet, was alles einen US-Senator daran hindert, die Politik zu verfolgen, die er nach seiner Überzeugung vertreten will, beginnt er mit einem eigentümlichen Statement:
Ich verstehe Politik als eine Kontaktsportart, bei der man Ellenbogenstöße und auch mal einen unverhofften Schlag wegstecken muss.(S.29)

Und er fährt fort, dass er
in Springfield an der Idee festhielt, dass Politik anders sein kann und die Wähler sie anders wollen; dass sie die Tatsachenverdrehungen, die Beschimpfungen und die Patentlösungen für komplizierte Probleme satthatten; dass ihr intuitives Gefühl für Fairness und ihr gesunder Menschenverstand sich durchsetzen würden, wenn ich es nur schaffte, sie direkt anzusprechen, ihnen die Probleme zu erklären, wie ich sie sah, und ihnen die möglichen Alternativen ehrlich vor Augen zu führen. Wenn genug Politiker dieses Risiko eingehen würden, könnte sich meiner Ansicht nach nicht nur das politische Klima in den Vereinigten Staaten, sondern auch die Politik selbst verbessern.(S.29)

Seine Sicht als US-Senator ist eine ganz andere. Er zeigt diese Spitzenpolitiker nämlich als von einer ganz starken Emotion getrieben: der Angst, nicht wiedergewählt zu werden. Und er macht klar, dass er diese Angst auch kennt.

Als er dann dazu kommt, seinen großen Widersacher, den Zerstörer des demokratischen Systems in den USA zu schildern, charakterisiert er ihn als liebenswürdig, offen und schlau (S.65). Und das, nachdem all die Peinlichkeiten von Bushs Unfähigkeit, selbständig zu formulieren, seit Jahren wieder und wieder im Fernsehen vorgeführt worden sind und schon fünf Jahre lang ein Bush Dyslexikon auf dem Markt ist, das diese Unfähigkeit auf über 300 Seiten dokumentiert von Vertrauenswürdigkeit bedeutet, nicht das zu tun, was man vorher angekündigt hat über die Exekutive hat die Aufgabe das Gesetz auszulegen bis zu They misunderestimated me (Sie missunterschätzten mich). (S.17 und Titelseite)
Freilich macht er klar, dass er ein "beharrlicher und gelegentlich scharfer Kritiker der Regierung Bush" ist (S.68). Doch dann aber fährt er fort:
Angesichts meiner Haltung sind demokratische Zuhörer of überrascht, wenn ich sage, dass ich George Bush nicht für einen schlechten Menschen halte und annehme, dass er und seine Regierungsmannschaft tun, was ihrer Ansicht nach das Beste für das Land ist. [...] Gleichgültig, wie verbohrt mir ihre Politik auch vorkommen mag [...], halte ich es immer noch für möglich, die Motive dieser Männer und Frauen zu verstehen, wenn ich mit ihnen rede, und in ihren Motiven Werte zu erkennen, die wir teilen. (S.68/69)
Aus diesen Worten wird deutlich, dass er in einem Sinne weit stärker von Bush abweicht als die meisten anderen Kritiker Bushs; denn er zielt darauf ab, das Land wieder zu versöhnen, statt es wie Bush durch seinen rechthaberischen Kurs zu spalten. Deshalb betont er, dass er in Bushs "Motiven Werte erkenne, die wir teilen", und das ist auch der Grund, weshalb die deutsche Ausgabe dieses Buches den Untertitel "Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream" trägt.
Während Obama in Dreams from my Father (im deutschen Titel "Ein amerikanischer Traum" schon den American Dream aufnehmend) noch seinen persönlichen Lebensweg beschrieb, der ihm seine afrikanischen Wurzeln immer bewusster machte und der ihm den Einsatz für den Kampf um Chancengleichheit für die Schwarzen in Amerika nahelegte, wird in Audacity of Hope seine nationale Zielsetzung der Überwindung der Spaltungen durch Ethnien und parteipolitische Zuordnungen deutlich. Dabei knüpft er bewusst an die Werte der Gründungsväter an, freilich versucht er, nicht einen neuen Schmelztiegel zu schaffen, sondern vertritt die Möglichkeit der Integration aufgrund der gemeinsamen Werte und Interessen.
Den Titel seines Buches Audacity of Hope hat er aus seiner Parteitagsrede von 2004 (als er für John Kerry sprach) übernommen. Schon damals nahm er auch den American Dream auf, z.B. mit der Formulierung this country will reclaim its promise
(Und dies "promise" greift er auf im Titel seines Buchs über seine Präsidentschaft: "A Promised Land".)

09 Mai 2009

Identität und Veränderung

"Manchmal, nach einer Unterredung mit japanischen Finanziers oder deutschen Börsianern, sah ich mein Spiegelbild in der Aufzugstür - Anzug und Krawatte, eine Aktenmappe unter dem Arm -, und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich mich als Industrieboss, der Anweisungen erteilt und Verträge unterschreibt, bevor ich mir in Erinnerung rief, was mein Ziel war, und mir wegen meiner Willensschwäche Vorwürfe machte. (S.150) [...]
Manchmal wundere ich mich noch heute, wie sehr dieser erste Kontakt mit [...] mein Leben verändert hat." (S.151)

Heute ist der damals 22jährige Boss, "der Anweisungen erteilt und Verträge unterschreibt", und doch scheint es, dass er das nur werden konnte, weil er seinem Ziel treu blieb und weil sein Leben so verändert wurde.

27 Januar 2009

Friedrich II. von Preußen, Helmut Schmidt, Barack Obama

Alle drei sind durch ein hohes Verantwortungsgefühl gekennzeichnet.
Sie unterscheiden sich darin, wem und wofür sie sich verantwortlich fühlen.
Friedrich II. fühlte sich, wie sein Wort "Ich bin der erste Diener meines Staates" klar macht, für den preußischen Staat verantwortlich, nicht für das Volk. Die Instanz, vor der er sich verantwortlich fühlt, könnte aus seiner Sicht die Reihe seiner Vorgänger und Nachfolger auf dem preußischen Thron gewesen sein, vielleicht hätte er sie aber auch, wie wir heute es tun würden, die Geschichte genannt.
Helmut Schmidt hat immer wieder betont, er sorge sich nicht um seinen Platz in der Geschichte, sondern um die Menschen, für die er verantwortlich sei. Demnach wäre es nicht der Staat, sondern die Gesamtheit seiner Bewohner, denen gegenüber er sich verantwortlich fühlte. Das ist gut demokratisch gedacht. Dennoch fühlte er sich verpflichtet, auch rechtlich nicht vorgesehene Schritte zu ergreifen, wenn er es für das Retten von Menschenleben für erfolgreich hielt (Hamburger Flutkatastrophe und seine Kommentare dazu).
Barack Obama scheint sich nicht allein für sein Volk, sondern auch den Schwarzen allgemein, vielleicht der Menschheit insgesamt verantwortlich zu fühlen.
Meine Einschätzungen gewinne ich aus de Catt: Gespräche mit Friedrich dem Großen; den zahlreichen Veröffentlichungen aus Anlass von Schmidts 90. Geburtstag, nicht zuletzt einigen Fernsehinterviews aus früherer Zeit; und schließlich aus Obamas "Ein amerikanischer Traum".