Wilhelm von Sternburg schreibt über die beiden in der Frankfurter Rundschau:
Für den Münchner Romancier ist der Augsburger Dramatiker ein „Genie“. Brecht wiederum notiert im „Arbeitsjournal“, Feuchtwanger habe „sinn für konstruktion, versteht sprachliche feinheiten zu schätzen, hat auch poetische und sprachliche einfälle, weiß viel von literatur, respektiert argumente und ist menschlich angenehm, ein guter freund.“
Sie schreiben zusammen Theaterstücke („Leben Eduards des Zweiten von England“ oder „Die Gesichte der Simone Marchard“).
Feuchtwanger hilft Brecht in den Flucht- und Exiljahren finanziell. Brecht agitiert den bürgerlichen Feuchtwanger politisch und trägt mit dazu bei, dass der Freund den Marxismus und die Sowjetunion in den Kriegsjahren neu entdeckt. Brecht spottet gelegentlich über den „Schriftsteller“ Feuchtwanger, und dieser zeichnet in seinem großen Roman „Erfolg“ mit der Figur des Kaspar Pröckl ein ironisches Porträt Brechts. Beide glauben an die „Vernunft und den Fortschritt“.
Es lohnt sich unbedingt, mehr in der FR nachzulesen und auf den einschlägigen Titel möchte ich auch hinweisen:
Andreas Rumler: Exil als geistige Lebensform. Brecht + Feuchtwanger. Ein Arbeitsbündnis. Edition A. B. Fischer, Berlin 2016.
Was hier noch folgt, sind nur ein paar private Gedankenspielchen, die sich bei mir einstellen, wenn ich an deutsche Exilautoren in den USA und ihren Erfolg und Misserfolg, ihre Genialität und ihre gegenseitige Anerkennung denke.
Sowohl Feuchtwanger wie Brecht hatten kein sonderlich gutes Verhältnis zu dem bekanntesten deutschen Exilautoren in den USA in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, zu Thomas Mann. Bei Feuchtwanger störte wohl mehr der Neid Thomas Manns auf den Erfolgreicheren, bei Brecht wohl mehr sein Neid auf Manns Ansehen.
Und der Geniebegriff passt sicher zu Shakespeare, Schiller und Goethe noch besser als zu Brecht und Thomas Mann, die gewiss auch genial waren.
Passend, dass der Ältere (Feuchtwanger) und der Jüngere (Frisch) beide in Brecht den Begabteren gesehen haben. Und dass Frisch nie die Nähe Thomas Manns gesucht hat, obwohl der ihm doch in der Schweiz viel näher wohnte als Brecht in Berlin.
Erfolg und mangelnder Erfolg störten auch das Verhältnis zwischen Heinrich und Thomas Mann. Und Musil hätte wohl nie so abfällig über Stefan Zweig geurteilt, wenn er selbst ähnlich erfolgreich gewesen wäre.
Genie braucht schließlich nicht nur Begabung, sondern auch sehr viel Arbeit und Einsatz, und ganz ohne Ehrgeiz stellen sich die eben auch bei Hochbegabung nicht ein.
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