Han Suyin: Bis der Tag erwacht, 1982 (Schilderung Chinas in der Mitte den 20. Jhs)
Die Liebesgeschichte hat mich nicht interessiert, beeindruckt bin ich von der Darstellung der Situation in der Kulturrevolution und Han Suyins Schreibtechnik.
Sie schildert immer wieder anschauliche Szenen aus der Sicht einzelner Personen.
Indem sie die Namen wechselnd mit der Übersetzung bildhafter chinesischer Namen und einzelnen chinesischen Silben wiedergibt (und damit abwechselnd auch jeweils nur mit einem der beiden Bestandteile), erreicht sie einerseits leichte Wiedererkennbarkeit "Hsu Ragende Wolke", "Hsu", "Ragende Wolke" und andererseits Verfremdung.
Die Heldin ist Mrs. Jen, Frühlingsschnee und Stephanie. Stephanie heißt sie, wenn aus ihrer Sicht geschildert wird. Ihr Sohn heißt Winterschatz, wenn er aus ihrer Sicht geschildert wird.
So ermüdend mir das Liebesverhältnis ist, so sehr berühren mich die Vergegenwärtigungen von Situationen aus der Kulturrevolution. Große Teile des Romans während des Krieges und des Bürgerkrieges spielen in Tschungking. Inzwischen habe ich doch mitfühlend eine längere Passage zu Stephanies Mann Dr. Jen Yong gelesen. (ab S.563) Gehalten in sozialistischem Realismus. Ganz Pflichterfüllung und Tragen von Schwierigkeiten mit äußerster Disziplin, Bewunderung seiner Leistungen durch die einfacheren Leute von Lingfu. Dann seine Rehabilitierung von seiner vorherigen Stellung als Rechtsabweichler. Zu Stephanie in gefühligem Stil wie in Alle Herrlichkeit, aber nicht wirklich kitschig. Winterschatz, jetzt erwachsen als der in China Gebliebene jetzt Jen Lin genannt, Schwalbe, die Tochter von Jen Yong, kommen nach China im Zuge der Aussöhnung mit den USA. Dass Jen Yong von einer Bande ermordet worden ist, erfahren sie erst jetzt (damit sie nicht allein trauern muss, sondern zusammen mit der chinesischen Verwandtschaft.) (S.640)
* "In den Jahren, als die Kommunistische Partei ihre Basis in Yan’an hatte, kämpfte Zhou für eine vereinigte Front gegen Japan. So spielte Zhou eine wichtige Rolle im Zwischenfall von Xi’an. Er verhandelte im chinesischen Bürgerkrieg mit den Nationalisten. Während des Chinesisch-japanischen Krieges war Zhou Botschafter bei der Kuomintang in deren Übergangshauptstadt Chongqing. Er nahm auch an den gescheiterten Verhandlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs teil. Im Jahre 1949, nach der Errichtung der Volksrepublik China, war Zhou Premierminister und Außenminister. Im Juni 1953 verkündete er die Fünf Deklarationen für Frieden. Er war Vorsitzender der kommunistischen chinesischen Delegation bei der Genfer Konferenz von 1954 und der Bandung-Konferenz 1955." (Wikipedia) *
*"Zhou ermöglichte die Aufnahme von Beziehungen mit dem Westen in den 1970er Jahren.[6] Er begrüßte im Februar 1972 den amerikanischen Präsidenten Richard Nixon zu seinem Besuch in China und unterzeichnete mit ihm das Shanghai-Kommuniqué.
Bei Zhou wurde erstmals im November 1972 Blasenkrebs diagnostiziert. Das Ärzteteam berichtete, dass er bei sofortiger Behandlung eine 80- bis 90-prozentige Heilungschance hätte, aber die medizinische Behandlung für die höchsten Parteimitglieder musste von Mao genehmigt werden. Mao befahl, dass Zhou und seine Frau nicht von der Diagnose erfahren sollten, keine Operation sollte durchgeführt werden und keine weiteren Untersuchungen sollten erfolgen.[7] Im Jahr darauf hatte Zhou erhebliche Blutungen im Urin. Nach Druck von anderen chinesischen Führern, die von Zhous Zustand erfahren hatten, ordnete Mao schließlich im Juni 1974 eine chirurgische Behandlung an, jedoch hatten sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet.
Daraufhin gab er viele seiner Funktionen an Deng Xiaoping ab. Am 8. Januar 1976 starb Zhou einige Monate vor Mao Zedong. Im April 1976, einen Tag vor dem chinesischen Totengedenktag, wurden Kränze und Blumen zum Gedenken an Zhou von der Polizei entfernt, was allgemein als Tian’anmen-Zwischenfall bezeichnet wird."
Zu diesem Zwischenfall: Dass 100 000 nach einer von der Polizei bekämpften Ehrung Zhou En Lais am 4.4.1976 Regierungsgebäude stürmten, führte zum Vorgehen der Polizei gegen Deng Xiaoping:
"Am 7. April wurde Deng Xiaoping im Namen Maos und des Zentralkomitees aller Parteiposten enthoben und unter Hausarrest gestellt. In den kommenden Monaten wurde die Kampagne gegen ihn fortgesetzt und Deng wurde als ein neuer Imre Nagy attackiert und der Zwischenfall auf dem Tian’anmen-Platz in negativer Weise mit dem ungarischen Aufstand von 1956 verglichen." (Wikipedia)
Das Schicksal Imre Nagys, der die ungarische Revolution gebilligt hatte, hatte ich vergessen. Als die sowjetischen Truppen anrückten, ließ er "in Westungarn den Widerstand organisieren und einige Fluchtwege nach Österreich offenhalten, auf denen bis zum 21. November 1956 etwa 210.000 Ungarn fliehen konnten. Er selbst floh in die jugoslawische Botschaft" (Wikipedia) Er wurde, nachdem ihm freies Geleit zugesichert worden war, verhaftet und nach einem Geheimprozess hingerichtet.