Grenzen, 2015, hrsg. von Gisela Dachs (in der Reihe Jüdischer Almanach der Leo Baeck Institute)
Der Eruv ist in der Zeit der babylonischen Gefangenschaft entwickelt worden, um es orthodoxen Juden zu erleichtern, mit Ungläubigen zusammenzuleben. Er ist besonders in der Diaspora für orthodoxe Juden, die streng nach dem Gesetz leben, wichtig.
Das gedanklich Anspruchsvolle dabei ist, dass er gleichzeitig Grenze wie Abgrenzung ermöglicht, so wie eine Tür durch das Öffnen ermöglicht, einen geschlossenen Raum zu verlassen und gleichzeitig durch Schließen einen für andere verbotenen Raum herstellen kann. Das kennt man im bürgerlichen Leben von der Trennung von privat und öffentlich.
Der Eruv ist freilich gedanklich weit anspruchsvoller, zum Beispiel, weil Brot, das Mischen und Zäune bzw. Drähte dazu dienen können, öffentliche Räume zu (dem Gesetz nach) privaten Räumen einer Gemeinschaft zu machen.
Dazu passt die jüdische Anekdote vom Wunderrabbi, der eine Gruppe von Orthodoxen eine Weiterreise am Sabbath ermöglichte: "Wir saßen im Zug und konnten nicht aussteigen, doch der Sabbath fing an. Da half unser Rabbi mit einem Wunder: 'Rechts war Sabbath, links war Sabbath, aber im Zug war kein Sabbath.' "
Astrid von Busekist: Der Eruv, S.13-25
Dieses Konzept könnte in einer zerstrittenen Welt Zusammenarbeit ermöglichen, wo (zeitweise) unüberbrückbare Gegensätze bestehen.
David Rechter: Habsburg Bukowina: Juden am Rande des Reichs, S.84-94
"Wegen ihrer traditionell stark multikulturellen Bevölkerung benutzt der Rechtswissenschaftler Gunther Teubner den Begriff Bukowina als Metapher zur Beschreibung pluralistischer Entwicklungen auch im internationalen Recht, wie sie sich im Zuge der Globalisierung seit den 1990er Jahren zeigen, und spricht von einer „globalen Bukowina“.[13]" (Wikipedia)
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