Nord und West und Süd zersplittern,
Throne bersten, Reiche zittern,
Flüchte du, im reinen Osten
Patriarchenluft zu kosten,
Unter Lieben, Trinken, Singen,
Soll ich Chisers Quell verjüngen.
Dort, im Reinen und im Rechten,
Will ich menschlichen Geschlechten
In des Ursprungs Tiefe dringen,
Wo sie noch von Gott empfingen
Himmelslehr' in Erdesprachen,
Und sich nicht den Kopf zerbrachen.
Wo sie Vater hoch verehrten,
Jeden fremden Dienst verwehrten;
Will mich freun der Jugendschranke:
Glaube weit, eng der Gedanke,
Wie das Wort so wichtig dort war,
Weil es ein gesprochen Wort war.
Will mich unter Hirten mischen,
An Oasen mich erfrischen,
Wenn mit Karawanen wandle,
Schal, Kaffee und Moschus handle.
Jeden Pfad will ich betreten
Von der Wüste zu den Städten.
Bösen Felsweg auf und nieder
Trösten Hafis deine Lieder,
Wenn der Fuhrer mit Entzücken,
Von des Maultiers hohem Rücken,
Singt, die Sterne zu erwecken,
Und die Räuber zu erschrecken.
Will in Bädern und in Schenken,
Heil'ger Hafis dein gedenken,
Wenn den Schleier Liebchen lüftet
Schüttlend Ambralocken düftet.
Ja des Dichters Liebesflüstern
Mache selbst die Huris lüstern.
Wolltet ihr ihm dies beneiden,
Oder etwa gar verleiden;
Wisset nur, daß Dichterworte
Um des Paradieses Pforte
Immer leise klopfend schweben,
Sich erbittend ew'ges Leben.
Hegire, in deutscher Umschrift meist als Hedschra, das Exil Mohammeds, der Mekka verlässt. So denkt sich Goethe am 24.12.1814 in Jena aus den Befreiungskriegen fort in einen Osten des Dichters Hafis, der sich seinerseits gegen tyrannische weltliche Herrschaft im Persien des 14. Jahrhunderts und gegen strenge Glaubensgebote des Islams auflehnte, und schrieb seinen west-östlichen Divan.
Zum Kontext sieh auch
10 Februar 2008
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