Ich schätze Uwe Timm und wundere mich, dass ich die Bücher von ihm, die meine Vorliebe begründeten, schon 2007 und 2008 gelesen habe. Jetzt ist mir Die Entdeckung der Currywurst unter den von meiner Tochter aussortierten Büchern begegnet. Von meinem Freund erhielt ich dazu, aus Rezensionen mir schon lange als sehr gehaltvoll bekannt, Am Beispiel meines Bruders.
Wieder die höchst genaue Beobachtung, die die kritische Sicht auf sich selbst nicht ausschließt. Nun ist beim "Beispiel Bruder" durchaus nicht nur der Bruder im Blick, sondern mit nahezu unbarmherzig objektivierenden Blick die ganze Familie.
Dagegen leistet sich die Entdeckung der Currywurst, da sie weitgehend fiktiv ist, weit mehr Empathie.
Zu bemerken noch, dass es Entdeckung, nicht Erfindung heißt. Soll doch alles durch einen Sturz auf der Treppe in Gang gekommen sein.
Die Wikipedialinks mögen auf Weiteres verweisen.
Den existentiellen Ernst des Buches über Bruder und Familie kann man dem Artikel zur diesem Buch freilich nicht entnehmen.
Zwei Zitate aus dem Kriegstagebuch der 16 Jahre älteren Bruders wiederholt Timm mehrmals, weil sie über reines Notieren von Geschehen hinaus gehen:
"75 m raucht Iwan Zigarretten, ein Fressen für mein MG"
"Hiermit schließe ich mein Tagebuch, da ich für unsinnig halte, über so grausame Dinge wie sie manchmal geschehen, Buch zu führen."
Mit dem zweiten Zitat schließt er auch das Buch, in dem er versucht hat, aufzuzeigen, wie viel wichtiger Mut zur Verweigerung ist als Tapferkeit beim Ertragen von auf Befehl erlittenen Schmerzen und Leid.
Alina Bronsky: Pi mal Daumen (2024) – gelesen
vor 59 Minuten
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