"»Die staatliche Behörde, nicht etwa Richter, sondern außerordentlich zu ernennende Commissare, welche zu entscheiden haben, ob das Recht auf Auslieferung eines in Anspruch genommenen Sklaven begründet sei, sollen zehn Dollars erhalten, wenn sie die Beweise für genügend, fünf Dollars, wenn sie dieselben für ungenügend erklären. Jeder, welcher sich des Einfangens und der Auslieferung widersetzt, soll mit Geldbuße bis zu tausend Dollars oder mit Gefängniß bis zu sechs Monaten bestraft werden, Beihülfe zur Flucht möchte man mit dem Tode belegen. Außerdem muß der Eigenthümer des Sklaven entschädigt werden.«
»Das scheint ja dasselbe Gesetz zu sein«, fiel Baumgarten dem Kentuckier ins Wort, »das Webster in seiner Rede vom 7. März als höchst moralisch anpries. Wenn einer aus dem Norden das gethan, was wird da der Congreß thun? Ich fürchte, er nimmt die Schande auf sich und läßt den Entwurf passiren.«
»Geht der Entwurf nicht durch, so denkt man aus der Union zu scheiden, und da das schwerlich ohne Krieg abgehen möchte, so will man Kossuth schmeicheln und sich durch ihn ungarische Offiziere verschreiben lassen. Point Pleasant hat man zur Feier gewählt, um ungestörter unter sich zu sein.
»Senator Hammond sprach es offen aus: Revanche für Pavia! wir müssen Revanche haben für die Californienbill, das Einfangungsgesetz meines Freundes da betrachte ich nur als eine geringe Abschlagszahlung. Wir müssen entweder Mexico oder Mittelamerika nehmen und sie in Sklavenstaaten verwandeln, wenn wir das Gleichgewicht zwischen Süden und Norden wiederherstellen wollen; oder aber wir müssen Europa überzeugen, daß Sklaverei eine göttliche Ordnung der Dinge ist, daß ohne Sklaven die andere Menschenklasse unmöglich bestehen kann, welche sich der Geistesbildung und Civilisation widmet. Man weiß das in Europa längst, man hat dort weiße Sklaven, nur nennt man sie nicht so. Man muß Europa überzeugen, daß es besser ist, diese Prüderie aufzugeben, und die Arbeiter wieder zu Sklaven und Leibeigenen zu machen. Unser Norden ist prüde und heuchlerisch zugleich; er knechtet seine Arbeiter und unsere Sklaven will er emancipiren.«"
Heinrich Oppermann: Hundert Jahre, 8. Buch, 10. Kapitel
Ein Sohn seiner Zeit
vor 18 Stunden
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen