Die Reihe seiner schriftstellerischen Erfolge begann 1793 mit dem Roman Die unsichtbare Loge. Jean Paul hatte dem Schriftsteller Karl Philipp Moritz das Manuskript geschickt, und Moritz zeigte sich begeistert: „Ach nein, das ist noch über Goethe, das ist was ganz Neues!“, soll er gesagt haben, und durch seine Vermittlung fand das Buch rasch einen Verlag in Berlin. In Die unsichtbare Loge verwendete Jean Paul, der seine Arbeiten zuvor unter dem Pseudonym J. P. F. Hasus geschrieben hatte, aus Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau erstmals den Namen Jean Paul. Doch Die unsichtbare Loge blieb ein Fragment, denn Jean Paul widmete sich mit dem Hesperus oder 45 Hundposttage einem neuen Roman, der 1795 erschien. Das Buch, das zum größten literarischen Erfolg seit Goethes Die Leiden des jungen Werthers wurde, machte Jean Paul schlagartig berühmt. Johann Gottfried von Herder, Christoph Martin Wieland und Johann Wilhelm Ludwig Gleim äußerten sich enthusiastisch über den Hesperus – Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller fanden an dem Roman allerdings keinen Gefallen. (Seite „Jean Paul“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. April 2015, 10:45 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jean_Paul&oldid=141501017 (Abgerufen: 1. Mai 2015, 13:29 UTC))
Willy Winkler: Eine Art Idylle, ZEIT, 5. 4. 1996, S.61/2
"Seinem Freund Friedrich von Oertel schreibt er, "daß ich hier die ersten 10 Jahre ganz allein und verachtet lebte, daß kein Mädgen mich ansah, daß ich überall Hass fand, daß ich in Hof samt meiner Mutter nichts zu essen, immer zu fürchten hatte ..." Das sind so die Blütenkelche seiner Jugend.
Karl Philipp Moritz errettete ihn daraus, entdeckte das verwandte, seelengelähmte, von der Wiege an unterdrückte Genie und schickte Geld, das Jean Paul alsogleich seiner Mutter in den Schoß legte. [...]
In Bayreuth setzte er sich zur Ruhe, begann systematisch zu trinken, fing am frühen Vormittag an mit Wein, streckte den Nachmittag mit Bier und hielt sich mit Arrak bei Kräften. Das Equilibrium aus Schreiben und Trinken und Schreiben war leicht zu stören: Wenn ein Besucher etwas Unrechtes sagte, ihn tadelte für die Freiheit, die er seinen Kindern verstattete, oder an seinen Büchern etwas auszusetzen fand, brachte das den Dichter aus dem Konzept, und er konnte sich in ein paar wenigen Minuten um den Verstand trinken.Vielleicht war er auch nur traurig, weil er endlich alles hatte, eine liebevolle Ehefrau, Kinder, die ihn achteten, Ruhm, der sich bis nach Rußland und England verbreitete, und genug Erfolg, um der erste ziemlich freie Schriftsteller Deutschlands zu sein.
Vielleicht war er auch nur traurig, weil dieser Ruhm ihn so jäh angefallen hatte, als ihn die weiblichen Fans alle heiraten oder wenigstens eine Locke vom Dichterhaupt haben wollten. Zuletzt mußte er seinen armen Hund scheren, um die Nachfrage zu befriedigen."(S.61)
"Doch vom Gipfel des Erfolges ging es allmählich bergab: Jean Pauls nächste Romane Titan (1800–1803) und Flegeljahre (1804/1805) erzeugten nicht mehr den früheren Enthusiasmus bei den Lesern, obwohl sie heute als seine wichtigsten Werke gelten. 1804 siedelte er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern nach Bayreuth um, nachdem er von 1801 bis 1803 in Meiningen und anschließend in Coburg gewohnt hatte. In Bayreuth führte er fortan ein zurückgezogenes Leben, unterbrochen nur von einigen Reisen, zum Beispiel nach Bamberg, wo er E. T. A. Hoffmann besuchte, und nach Heidelberg, wo ihm 1817 nach einem ausgiebigen Punschgelage auf Vorschlag Hegels der Ehrendoktortitel verliehen wurde. Seine politischen Stellungnahmen (etwa in Cottas Morgenblatt) fanden besonders bei patriotisch gesinnten Studenten lebhaften Widerhall. Jean Paul wurde zu einer Leitfigur der deutschen Burschenschaften. Bei Besuchen in Heidelberg (1817) und Stuttgart (1819) wurde er gar zum „Lieblingsdichter der Deutschen“ erhoben.Jean Pauls literarische Werke aus diesen Jahren, wie Levana oder Erziehlehre (1807) oder Dr. Katzenbergers Badereise (1809), erhielten bei weitem nicht mehr die Beachtung, die der Hesperus erlangt hatte. 1813 begann Jean Paul mit seinem letzten großen Roman, Der Komet, doch der Tod seines Sohnes Max 1821 war ein Schicksalsschlag, den der Autor nicht verwinden konnte: Der Komet wurde aufgegeben und blieb Fragment. Die letzten Lebensjahre waren von Krankheiten gezeichnet: [...]" („Jean Paul“. In: Wikipedia, sieh oben)
Würdigungen Jean Pauls zu seinem 250. Geburtstag (21.3.2013):
"An ästhetischer Heterogenität war diese Poesie nicht zu überbieten." (Welt)
"Im Wicht also wohnt ein Titan der Literatur, der sich selbst den Namen gibt und sich in seine Bücher dermaßen hemmungslos hineinschreibt, dass alle modernen Versuche, dergleichen zu unternehmen (sei es bei Philip Roth, sei es bei Felicitas Hoppe, deren Namen Jean Paul geliebt hätte), an Kühnheit verlieren, sobald man Jean Paul liest." (FR)
"Aber Jean Paul ist auch ein ungeheuer sinnlicher, gelegentlich kitschverdächtiger (da scheint schon mal ein Mond als „lächelnder Christuskopf“ auf ein liebendes Paar herab), vor allem wahnsinnig komischer Autor. Früh experimentierte er mit Montagetechnik und Selbstreferenzialität. Heute könnte man ihn am ehesten mit Thomas Pynchon vergleichen: ein Postmoderner in der Goethezeit." (taz)
"So ist Jean Paul. Verspielt und buchverrückt, ein Dauerexperiment, wie viele gekoppelte Substantive man in einem einzigen deutschen Satz unterbringen kann, eine vorweggenommene Sonderausschüttung des Grimmschen Wörterbuchs. Eine verzettelte Enzyklopädie auch, in der kein Stichwort mehr an seinem Ort ist, voll von einem „wirren Plunder von naturkundlichen Bemerkungen, den die Tüftelei in friedlichem Zusammenwirken mit der Ausschweifung zum Spielzeug der Laune zusammentrug“, wie Max Kommerell im glühendsten aller Jean-Paul-Bücher formuliert." (FAZ)
Klaus Wölfel: "Dabei kommt es im Grunde auf nichts anderes an, als sich lesend dem Willen, auch der Willkür, des Autors zu überlassen, und bereit zu sein, ihm auch dort zu folgen, wo sein Schreiben Wege einzuschlagen scheint, die Mühe bereiten." (Stern)
Helmut Pfotenhauer: "Es gibt kaum einen ähnlich bilderseligen, metaphernsüchtigen Autor wie Jean Paul. Das macht ihn ja oft auch schwer zu lesen. Diese Häufung von wunderbaren Bildern, die sprachlichen Möglichkeiten, die alles bis dahin Veröffentlichte überschreiten, machen ihn zu einem der größten Sprachschöpfer der deutschen Sprache. Lineare Geschichten sind ihm eigentlich unwichtig. Das empfindet er eher als lästig. Er möchte keine Spannung aufbauen, sondern es sind einzelne Blöcke, die er aufeinander schichtet – ein nicht-lineares Schreiben, würde man heute sagen. Das ist einer der Gründe, warum Jean Paul noch immer aktuell ist. Das sind im Grunde postmoderne Schreibweisen. (ZEIT)
"Mit Litfaßsäulen in 25 Städten in fünf Bundesländern und der Tschechischen Republik macht der Verein «Jean Paul 2013» die Wohnorte und Reiserouten des Dichters sichtbar. Gleim (1719-1803) war Autor und Sammler sowie Mäzen für junge Dichter." (Gleimhaus)
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